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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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viel über Heiligkeit erzählt und wie man dort versucht, die Entwicklung der menschlichen Rasse im Auge zu behalten. Also werden Sie auch verstehen, daß Heiligkeit sich dafür interessiert, woran die Menschen gestorben sind. Da die Aristos aber keine Mission von Heiligkeit auf Gras dulden, haben Marjorie und ich uns bereit erklärt, diese Nachforschungen anzustellen. Und weil wir den bons nicht auf die Füße treten möchten, tun wir das in aller Stille. Wir wollen nur wissen, ob hier auf Gras mysteriöse Todesfälle aufgetreten sind.«
    »Wenn jemand im Sumpfwald umkommt, werden Sie die Todesursache nie ermitteln«, sagte Asmir bestimmt. »Wenn aber jemand nachts im Grasland umkommt, waren es wahrscheinlich die Füchse. Haben Sie schon einmal Füchse gesehen?«
    Marjorie nickte. Sie hatte in der Tat schon Füchse gesehen. Zwar waren sie zu weit entfernt gewesen, als daß sie sie hätte beschreiben können, aber näher hätte sie auch nicht herangehen wollen.
    »Dann wissen Sie mehr als ich«, sagte er und wechselte in einen informelleren Stil. »Aber ich habe Bilder gesehen.«
    »Ich vermute, daß Sie das Grasland nicht betreten?«
    »O nein, Sir! Bin ich etwa ein Vögelchen? Ja, tagsüber, ein kleines Stück, für ein Picknick oder einen romantischen Spaziergang. Oder um mal allein zu sein.
    Aber dazu sind die Dorfmauern schließlich da, und die Mauern der Estancias auch. Um sie fernzuhalten.«
    »Sie?« fragte Marjorie.
    Er berichtete, mit Worten, die wie eine Glocke tönten, während er voller Ehrfurcht die bevorstehenden Begräbnisse jedes einzelnen beschrieb: »Peepers. Die Wesen, deren Schreie mitten in der Nacht ertönen. Die großen Grazers. Hunde. Hippae. Füchse. Alle.«
    »Und niemand wagt sich wirklich weit in die Prärie hinaus?«
    »Die Leute sagen, die Grünen Brüder täten es. Einige zumindest. Wenn das stimmt, dann sind sie die einzigen, die das wagen. Wie sie das überleben, weiß ich aber nicht.«
    »Die Grünen Brüder«, sinnierte Rigo. »O ja. Die Büßer-Mönche von Heiligkeit. Sie führen die Ausgrabungen in der Arbai-Stadt durch. Sender O’Neil hat die Grünen Brüder erwähnt. Wir müssen mit ihnen Kontakt aufnehmen.«
     
    Rillibee Chime, in ungewohntes Grün gewandet, hockte mit ungepudertem, tränenüberströmten Gesicht hinter Bruder Mainoa in einem kleinen Gleiter, der sich schlingernd auf Nordkurs befand. »Kannst du mir sagen, wohin wir fliegen?« fragte er, wobei es ihm im Grunde aber egal war. Ihm war übel, und er zweifelte sogar an seiner eigenen Identität, für deren Bewahrung er doch so hart gekämpft hatte.
    »Zur Arbai-Stadt, in der ich Ausgrabungen durchgeführt habe«, erwiderte Bruder Mainoa zufrieden. »Nördlich von hier. Wir werden dort ein paar Tage bleiben, damit du dich erholen kannst, und dann bringe ich dich zur Abtei. Ich sollte dich eigentlich sofort dort abliefern, aber ich werde ihnen sagen, du seist krank gewesen. Wenn du in der Abtei bist, werden entweder Jhamless Zoe oder die Kletterer hinter dir her sein, und dann kann ich nichts mehr für dich tun. Also solltest du wenigstens fit sein, wenn wir dort ankommen.«
    »Kletterer?« sagte Rillibee, wobei er sich fragte, was es in dieser weiten, flachen Prärie wohl zu erklimmen gab.
    »Das wirst du schon noch früh genug erfahren. Ich weiß nicht viel darüber. Sie haben mit diesem Unsinn angefangen, als ich schon zu alt war, um mich daran zu beteiligen. Du wirst dich besser fühlen, wenn du dich hinlegst. Leg dich hin, und wenn wir diese Turbulenzen hinter uns haben, schalte ich auf Autopilot und koche dir ein Süppchen.«
    Rillibee tat wie geheißen und lag da wie ein Häufchen Elend. Er schluckte und weinte still. Seitdem er aus dem Kälteschlaf erwacht war, hatte er diese Alpträume, diese schrecklichen Gefühle, diesen unersättlichen Hunger.
    »Weshalb hat man dich denn zu uns geschickt?« fragte Bruder Mainoa. »Hast du vielleicht einen der Engel von Heiligkeit abgerissen und ihn an den Papst verhökert?«
    Rillibee schniefte; irgendwie fand er das sogar lustig. »Nein«, brachte er hervor. »Ganz so schlimm war es nicht.«
    »Was dann?«
    »Ich habe Fragen gestellt.« Er rief sich den Vorgang in Erinnerung. »Nun, ich habe sogar geschrien. Im Refektorium.«
    »Welche Fragen?«
    »Welchen Sinn es hätte, uns in den Maschinen zu speichern, wenn wir tot sind. Weshalb das Verlesen unserer Namen in leeren Räumen uns die Unsterblichkeit verleihen sollte. Ob wir nicht alle von der Pest dahingerafft

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