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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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jeder Grundlage entbehrt? Sie hatten jede Menge Fußvolk mitgebracht, das sie beherrschen konnten, und seitdem wird die Legende von der hohen Herkunft von einer Generation an die nächste weitergegeben.«
    Marjorie, der bei den Aristokraten gewisse unbewußte Zuckungen, degoutantes Blinzeln und geschürzte Lippen aufgefallen waren, war geneigt, Persun zuzustimmen. Was die bons verspürten, war Angst, wenngleich sie vielleicht gar nicht wußten, wovor sie sich überhaupt fürchteten.
    Dennoch war es letztlich einerlei, ob es nun Stolz oder Angst war, das ihr Verhalten bestimmte. Sie erschienen in der von Persun vorhergesagten Ordnung, die unteren Ränge zuerst: Unterführer mit ihren Frauen und Verwandten, ältliche Jungfern, welche die Stufen emportänzelten, als ob sie über Herdplatten schritten, Hagestolze wie alte Bullen, die den Kopf herumwarfen, um sich die Hörner abzustoßen. Während Admit Maukerden mit bellender Stimme die Namen bekanntgab, überprüfte die in einem Alkoven versteckte Andrea jeden einzelnen und gab per Mikrofon Anmerkungen durch. »Die hier ist eine Verwandte der Laupmons, vierunddreißig Terra-Jahre. Sie hat keine Kinder und reitet noch immer. Die nächste ist eine Tante des Obermuns. Zweiundfünfzig Terra-Jahre. Sie reitet nicht mehr.«
    Souffliert von Andrea, deren Stimme wie ein Insekt in ihren Ohren summte, begrüßten die Yrariers einen jeden ihrer Gäste, wobei sie in Abhängigkeit von der Attitüde, mit der der jeweilige Gast ihnen entgegentrat, Charme spielen ließen, sich formell gaben oder sogar eiskalt reagierten. »Sehr erfreut über Ihr Kommen«, murmelten sie, wobei sie jedes Detail der Kleidung und der Mimik registrierten und eine Verknüpfung mit dem ins Ohr gesummten Namen herstellten. Damit wußten sie, vor wem sie sich im weiteren Verlauf des Abends in acht nehmen mußten.
    »Guten Abend. Wir sind sehr erfreut über Ihr Erscheinen.«
    Auf dem Balkon über dem größten Empfangsraum spielte eine Band. Ein Dutzend hastig angelernter und in Livrees gesteckter Dörfler ging mit Gläsern durch die Menge, wobei sie sich betont affektiert und arrogant gaben, wie Stella es ihnen nahegelegt hatte. »Ihr müßt rüberbringen«, hatte sie kichernd gesagt, »daß es besser ist, auf Opal Hill zum Fußvolk zu gehören als woanders Obermun zu sein.«
    »Stella!« hatte Rigo sich entrüstet.
    »Schon gut, Sir«, hatte Asmir Tanlig gesagt. »Wir haben die junge Dame schon verstanden. Sie möchte nur, daß wir die bons beschämen.«
    Also beherzigten sie das bis zum letzten Mann und verneigten sich mit Grandezza, während sie den Gästen Getränke und einen Imbiß reichten und mit sonorer Stimme Auskunft darüber gaben, wo die Toiletten sich befanden, am Balkon in der Nähe der Kapelle. Manche Gäste standen herum, andere saßen einfach nur da und wieder andere schlenderten umher und begutachteten das Interieur, wobei manche Anzeichen von Unzufriedenheit zeigten. Leider gab es viel zu wenig, was zu beanstanden gewesen wäre, es sei denn, sie hätten bei sich selbst nach Fehlern gesucht. Die Einrichtung glich der auf allen Estancias. Auch die Blumengebinde waren ähnlich arrangiert. Vergleichbare Bilder an den Wänden. Nicht ganz so exquisit vielleicht, aber ähnlich. Zu ähnlich, um darüber zu lästern, obwohl doch einige entsprechende Bemerkungen fielen. »Wie ordinär«, sagte jemand. »Wie banal. Aber was will man auch mehr erwarten von Leuten, die von Heiligkeit kommen…« Als ob sie nicht auf alles herabgeschaut hätten, was von Heiligkeit kam.
    »Guten Abend. Wir sind sehr erfreut, Sie kennenzulernen.«
    Nun trafen die Gäste aus dem zweiten und dritten Glied ein. Eric bon Haunser mit Semeies bon Haunser am Arm. »Eine Verwandte«, ertönte Andreas Stimme. »Sie soll einmal Erics Geliebte gewesen sein. Sie wird versuchen, Tony zu verführen, und wenn ihr das nicht gelingt, wird sie es beim Botschafter versuchen.«
    Schwang da nicht ein Zittern in Andreas Stimme mit, bei der Vorstellung, daß jemand den Botschafter verführte? War es etwa Belustigung? Die grauhaarige Andrea, die Rigo so gut kannte wie einen jüngeren Bruder. Und die alles über Eugenie wußte. Amüsiert? Tony errötete, als er sich vor Semeies bon Haunser verneigte. Stella schnaubte, und Marjorie lächelte und unterdrückte ein Kichern, als Figor ihre Hand ergriff und sie sich vor ihm verneigte.
    »Figor bon Damfels, der jüngere Bruder des Obermun. Er ist instruiert worden, mit Lady Westriding zu flirten. Shevlok

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