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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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zu sagen und im übrigen deinem Glauben treu zu bleiben. Ansonsten könntest du auch gleich im Grasland untertauchen, wo die Bestien lauern. Dann wird nichts mehr von dir übrigbleiben.«
    »Und das ist deine Strategie?«
    »Ähem… Es wird auch die deine sein. Sag dem Älteren Bruder Jhamless Zoe nicht, daß deine Familie nicht zu den Geheiligten gehörte. Denn wenn du ihm das sagst, wird er alles daransetzen, dich zu bekehren, zu erretten und zu verpflichten. Also nicke nur höflich und sage ›Ja, Älterer Bruder‹. Dann wird er dich voraussichtlich in Ruhe lassen.«
    Dann trat ein langes Schweigen ein. Rillibee – Bruder Lourai – erhob sich vom weichen Boden und nahm im anderen Sitz Platz. Als Bruder Mainoa beharrlich schwieg, fragte er: »Was ist ein Arbai?«
    »Ein Arbai, Bruder, war der Bewohner einer Arbai-Stadt. Sie sind schon lange tot. Arbai-Städte sind die einzigen Ruinen, welche die Menschheit auf den Kolonialwelten bisher gefunden hat. Die einzige intelligente Spezies, die wir jemals gefunden haben.«
    »Wie sahen sie aus? Diese Arbai?«
    »Größer als wir. Über zwei Meter groß. Humanoid wie wir, aber anstatt einer Haut waren sie mit kleinen Plättchen oder Schuppen bedeckt. Wir haben gut erhaltene, mumifizierte Körper gefunden, so daß wir wissen, wie sie ausgesehen haben. Sie waren eine faszinierende Lebensform und glichen uns in mancherlei Hinsicht. Sie haben viele Welten besiedelt, genauso wie wir. Sie hatten auch eine Schrift, die wir aber noch nicht entziffert haben. In anderer Hinsicht unterschieden sie sich jedoch von uns. Anscheinend gab es bei ihnen keine zwei Geschlechter; zumindest haben wir bisher keine entsprechenden Indizien gefunden.«
    »Alle tot, nicht wahr?«
    »Alle tot. Alle sind sie plötzlich gestorben, als ob ihre Zeit abgelaufen wäre. Außer hier auf Gras. Hier sind sie an etwas gestorben, das sie zerrissen hat.«
    »Woher weißt du das denn?«
    »Man erkennt es an den Funden, Bruder. Hier ein Arm, dort ein Bein. Ein zernagter Knochen.«
    »Wonach sucht ihr überhaupt?«
    »Vor allem interessiert uns, woran sie gestorben sind.« Bruder Mainoa schaute ihn fragend an. »Aus deinen Erzählungen zu schließen hast du die Pest gesehen, Bruder, stimmt’s? Du weißt von ihrer Existenz.«
    Rillibee nickte. »Man hat es mir zwar nie gesagt, aber daran ist meine Familie gestorben. Und der Hierarch ist auch daran gestorben. Viele Leute bei Heiligkeit sind davon befallen. Vielleicht bin ich auch daran erkrankt, ohne es zu wissen.«
    »Nun, manche von uns glauben, daß die Arbai tatsächlich an der Pest gestorben seien. Ich sage dir aber gleich, daß das nicht mit der Akzeptablen Doktrin konform geht; also erwähne es nicht.«
    »Hat sie getötet«, keuchte Rillibee. »Wird uns auch töten.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wenn wir etwas herausfinden würden…«
    »Meinst du, wir könnten etwas über die Pest in Erfahrung bringen?«
    Mainoa wandte sich um, wobei die Fältchen um die Augen durch den schielenden Blick, mit dem der Bruder seinen neuen Familienangehörigen musterte, noch vertieft wurden. »Was ich glaube«, sagte er mit sanfter Stimme, »werden wir dann besprechen, wenn du einmal draußen im Grasland gewesen bist.« Er wies nach unten. Dort, über das Kurzgras im Norden verstreut, waren die freigelegten Mauern der Arbai-Stadt und das komplexe Netzwerk aus Gräben, das von den Brüdern angelegt worden war; über manche Gräben erhoben sich gewölbte Reetdächer. Erneut zeigte Mainoa in Flugrichtung. Fast schon am Horizont hob der ausgedehnte Komplex der Abtei sich dunkel gegen den fahlen Himmel ab. Beim Näherkommen stockte Rillibee/Lourai vor Überraschung der Atem. Über der Abtei hing eine Stadt aus Spinnweben, vernetzten Bögen und skelettartigen Türmen, die in der leichten Brise schwankten, als ob es sich um Lebewesen handelte, die im Boden verwurzelt waren. An einigen der hohen Türme flatterte das Banner von Heiligkeit; auch die goldenen Engel fehlten nicht. Bei deren Anblick stieß Rillibee ein verhaltenes Grollen aus.
    »Zu Hause«, sagte Bruder Mainoa. »Im Grunde gar kein schlechter Ort. Obwohl die Himmelsstürmer dich in den ersten paar Wochen ziemlich hart rannehmen werden. Leidest du an Höhenangst, Junge?«
    »Nun, ich werde es schon überleben.«
    »Was sind überhaupt Himmelsstürmer?« Bei dem, was Rillibee damit assoziierte, krampfte ihm sich der Magen zusammen.
    »Jungen, die kaum älter sind als du. Wahrscheinlich werden sie dir nicht

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