Monströse Welten 1: Gras
auseinandernehmen.«
»Was entweder ein Indiz für unglaubliche Dummheit oder absichtliche Desinformation ist«, sagte Rigo mit einem verkniffenen Grinsen.
»So dumm ist er nicht, daß er sich selbst schaden würde«, erwiderte Marjorie.
»Dann ist er eben angewiesen worden, den Trottel zu spielen«, sagte Rigo. »Mehr noch als nur ein Trottel. Ein Saboteur. Womit wir, wie ich glaube, genug über ihn und noch mehr über die anderen wissen.«
Danach konsultierte Marjorie Admit Maukerden noch ab und zu, natürlich nur zur Tarnung, und Rigo machte sich einen Spaß daraus, den Mann mit falschen Informationen bezüglich das Auftrags der Botschaft zu füttern und wartete dann auf die Resonanz der bons, in welcher Form auch immer.
In der Zwischenzeit korrigierte Persun die Gästeliste und ging sie dann mit Rigos vertrauenswürdiger Assistentin, Andrea Chapelside, durch. Dabei wartete Persun mit präzisen Details über die bons auf. »Dieser hier ist bedeutender, als er aussieht«, sagte er. »Der da ist bösartig und wird Sie vorsätzlich falsch zitieren.«
Und es war auch Persun, der sich, in eine Livree gekleidet, unter die Gäste mischen und sich umhören sollte. Admit Maukerden, dessen Kostümierung seine angenommene Wichtigkeit unterstreichen sollte, wurde auf einen Posten in der Nähe der Ersten Fläche relegiert, wo er die Ankömmlinge mit affektiertem Gehabe melden konnte; dabei befand er sich so weit vom Haus entfernt, daß es ihm nicht möglich war, die Leute zu belauschen. Obwohl Marjorie bezweifelte, daß sie einen besonderen Nutzen aus dem Empfang ziehen würden, war Rigo durchaus davon überzeugt, daß die enorme Investition in Zeit und Aufwand eine entsprechende Rendite erbringen würde.
Der Abend nahte. Gleiter landeten auf dem kiesbedeckten Hof, spien ihre mit Schmuck und Juwelen behängten Passagiere aus und starteten zügig wieder, um den Nachfolgern Platz zu machen. Marjorie und Stella, die so extravagant wie die bons gewandet waren – die Kleider waren von einer ganzen Schneider-Familie aus Commons genäht worden, die von Roald Few nominiert worden war –, warteten am Absatz der Treppe, welche die bons erklimmen mußten; Marjorie hatte sich bei Rigo untergehakt, Stella bei Tony.
Um allen Problemen vorzubeugen, hatte Rigo ein offenes Gespräch mit den Kindern geführt. »Es wird niemand in eurem Alter kommen. Dennoch werden sie nicht so undiplomatisch oder unhöflich sein, euch zu ignorieren. Stellt euch schon mal auf charmantes Getue und Schmeicheleien ein. Bei Stella von einem oder mehreren Männern. Bei Tony von einer oder mehreren Frauen. Zeigt euch ebenfalls charmant. Gebt euch geschmeichelt. Aber laßt euch nicht zum Narren halten! Verliert nicht den Kopf.«
Als sie sah, daß Tony blaß wurde und Stella die Zornesröte ins Gesicht stieg, hatte Marjorie zustimmend genickt und beruhigend auf sie eingewirkt. Sie war schon von Persun Pollut gewarnt worden, der es von einem Dörfler gehört hatte, der seinerseits von einem Verwandten bei den bon Maukerdens informiert worden war. »Eigentlich sind sie gar nicht an einem Kontakt interessiert, Lady. Sie wollen nichts mit Ihnen zu tun haben. Sie haben einigen Familienangehörigen gesagt, sie sollen Ihnen schöntun, aber sie tun das nur zu Ihrer Selbstbestätigung.«
»Weshalb?« fragte sie. »Was haben sie denn gegen uns?«
»Einige haben überhaupt nichts gegen Sie. Sie hätten sogar ganz gern Kontakt mit Ihnen. Leute wie Eric bon Haunser und Figor bon Damfels. Aber die Obermuns, die Jäger, weigern sich. Sie sagen, sie wären nach Gras gekommen, um Ruhe vor Fremden zu haben. Sie nennen Sie fragras. So reden sie zwar, aber ich glaube, im Grunde fürchten sie sich nur. Und wenn Sie wissen wollen, was Angst ist, dann sehen Sie sich die Jäger an.«
Auf die Frage, wovor die bons sich wohl fürchten sollten, wußte er indes keine Antwort. Es sei nur so eine Ahnung, entgegnete er, die er nicht näher begründen könne.
»Weshalb fürchten sie uns?« hatte sie Rigo gefragt.
»Uns fürchten? Unsinn«, erwiderte er ärgerlich. »Es ist nur ihr Stolz, der Stolz auf ihre legendären Vorfahren – legendär im wahrsten Sinne des Wortes, denn ihr Adel ist eher Fiktion als Faktum. Sender O’Neil hat mir von ihrer Herkunft berichtet. Der Narr hatte vielleicht nicht viel Ahnung von Gras selbst, aber zumindest kannte er die Abstammung der bons. Ihre Vorfahren gehörten bestenfalls zum niederen Adel, wenn überhaupt. Was soll diese Wichtigtuerei, wenn sie
Weitere Kostenlose Bücher