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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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idyllischer Ort«, sagte Bombi, wobei zwei steile Falten auf seiner Stirn erschienen. »Bemerkenswert.«
    »Ein fleißiges Völkchen«, pflichtete Volsa ihm bei. Sie marschierten in der angegebenen Richtung, wobei sie sich an den Stimmen orientierten. »Wir hätten Shan doch mitnehmen sollen«, sagte sie. »In letzter Zeit verhält er sich wirklich seltsam. Weißt du vielleicht, was ihm fehlt?«
    »Das weiß nur der Overmind«, erwiderte Bombi kurz angebunden.
    »Glaubst du, es hat etwas mit seinem Aufenthalt bei den Porsa zu tun?«
    Erneut runzelte Bombi die Stirn. Diese Möglichkeit hatte er bewußt nicht in Betracht gezogen. Er hatte sie geflissentlich verdrängt. Wo Volsa ihn nun damit konfrontierte, spürte er ein gewisses Unbehagen. Nachdem Shan von Ninfadel zurückgekehrt war, hatte er sie schier in den Wahnsinn getrieben. Er hatte fast den ganzen Tag in der Badewanne gelegen und das damit begründet, daß er den Gestank der Porsa loswerden müsse. Jede Nacht war er von Alpträumen geplagt worden, so daß seine Geschwister ihn aufwecken und beruhigen mußte. Bis es Volsa und Bombi schließlich zuviel wurde. Sie hatten Shan zum Arzt geschickt, damit er ihm Beruhigungsmittel verordnete und Entspannungstechniken beibrachte. Die Ärzte durften selbst nicht tätig werden, denn in diesem Fall hätten sie seinen Kopf manipuliert. Also mußte er es selbst lernen.
    Und er hatte es gelernt, wie Bombi sich erinnerte. Shan hatte intensiv trainiert und seine Ängste schließlich unter Kontrolle bekommen. Das mußte man vorbehaltlos anerkennen, und Bombi würdigte das, indem er nun sagte: »Volsa, das liegt Jahre zurück. Es geht ihm gut. Er ist nur erschöpft.« Dann wiederholte er den Satz noch einmal im stillen, um sich selbst davon zu überzeugen. Shan war nur erschöpft.
    »Lassen wir ihn also schlafen«, sagte Volsa, wobei sie sich suggerierte, sie sei überzeugt. Sie wollte es glauben. Er war nur erschöpft.
    Sie überquerten den mit Bänderweiden gesäumten Fluß, die keinerlei Ähnlichkeit mit den Topes auf dem Hochplateau aufwiesen. Und dann sahen sie den Tempel, wobei sie zunächst den Augen nicht trauten. Durch das Dach wirkte er ganz ungewohnt, und aufgrund der mit bunten Mustern verzierten Wände strahlte der Tempel nun statt sakraler Tristesse eine ›weltliche‹ Fröhlichkeit aus.
    »Beim Overmind«, flüsterte Bombi. »Ein neuer Tempel.«
    »Im ersten Moment hat es mich auch irritiert«, sagte Volsa, »ohne daß ich wußte, weshalb. Uns war doch vorher schon bekannt, daß die Kinder der Siedlung einen Tempel wiederaufgebaut haben. Das war überhaupt der Grund, weshalb Zilia Makepeace das Büro für Umwelt- und Naturschutz informiert hatte. Nur deswegen hat sie sich so aufgeregt.«
    Sie wollten schon hineingehen, doch dann erregte der Chor ihre Aufmerksamkeit, und sie wandten sich vom Tempel ab. Die Kinderstimmen wurden von den Altstimmen der Frauen überlagert, Bässe schufen Kontrapunkte, und zusammen mit Baritönen und Tenören wurde das ganze zu einem harmonischen Klangteppich verwoben. Die schönste Stimme indes hatte ein Kind von dreizehn oder vierzehn Lebens-Jahren, das in der ersten Reihe der Gruppe stand und dessen Stimme dem harmonische Ganzen eine ekstatische Note verlieh.
    »Setzen wir uns ins Gras und hören zu«, schlug Volsa vor. »Sie sind wirklich gut.«
    »Als professionell möchte ich den Gesang zwar nicht bezeichnen, aber für Amateure sind sie in der Tat gut«, sagte Bombi. Also setzten sie sich zu einem Dutzend Siedlern ins Gras und ließen sich von der Musik verzaubern. Bald verloren sie jedes Zeitgefühl.
    * * *
    In der Siedlung träumte Shan Damzel derweil, er wäre wieder auf Ninfadel.
    Es war der übliche Alptraum. Er trat aus dem Transmitter und stand auf einem von hohen Mauern umgebenen Platz mit mehreren kleinen Gebäuden und Lagerschuppen. Hier im Hochland von Ninfadel war eine Schutzmauer im Grunde überflüssig, aber das zuständige Büro in Ahabar hatte dennoch darauf bestanden. Doch das wußte Shan bereits aus früheren Träumen.
    Er stand neben einem Stapel Proviantkisten. Die Lebensmittel wurden von Ahabar geliefert. Prinzipiell wäre das Hochland von Ninfadel auch für die Landwirtschaft geeignet gewesen, doch in Anbetracht der Bodenbeschaffenheit wäre die Feldarbeit sehr personalintensiv gewesen, und eine solche Arbeitsorganisation war bei der hohen Fluktuation auf Ninfadel illusorisch. Auch das war Shan bekannt.
    Im Traum kam ein Uniformierter auf ihn zu und reichte

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