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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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hochverdichtetem Sauerstoff. Ein Rohr hinter dem Glas versorgte ihn mit Wasser, ein zweites mit Nutripaste. Das ganze Arrangement war schwer und hinderlich bei der Fortbewegung.
    »Wie lange muß ich das denn anbehalten?« hatte er gefragt.
    »Manche Leute behalten es ein Leben lang an«, hatte der Ausbilder gesagt. Es sollte witzig klingen, was es aber nicht war. Shan hatte Videos mit menschlichen Skeletten gesehen, an denen noch die Ausrüstung hing: Dieses Anschauungsmaterial war obligatorisch für jeden Doktoranden, der so arrogant war, Forschungen bei den Porsa in Betracht zu ziehen.
    Oder so mutig, sagte er sich im Traum, wie er es sich schon in der Realität gesagt hatte. Engagement, Motivation, Mut. Das waren unabdingbare Voraussetzungen. Er verließ den Außenposten und betrat die Sicherheitsschleuse. Die Innentür schloß und verriegelte sich selbsttätig. Dann fuhr die Außentür auf, und er ging über den felsigen Boden, wobei er sich tunlichst im Bereich diesseits der glühenden Markierungslinie hielt, der für die Porsa tödlich war. Sein Blick schweifte über die spärlich bewachsenen Hügel und den Fluß. Ein würziger, harziger Geruch lag in der Luft. Unten am Fluß erspähte er eine Gruppe Porsa, die sich gegenseitig anschrien. Ohne sich dessen überhaupt bewußt zu werden, überschritt er die Linie und ging den matschigen Abhang hinunter, wobei er den Translator aktivierte, um den Inhalt der Auseinandersetzung mitzubekommen.
    »Pißnelke, Scheißkerl, Rotznase, Eiterbeule«, sagte einer.
    »Du Scheißkerl, Schleimbeutel, Kotzbrocken«, erwiderte ein anderer.
    »Du Furz«, kreischte ein dritter. »Du Dreckskerl du. Scheißhaufen.«
    Sie gingen aufeinander los und wälzten sich in einem Knäuel auf dem Boden herum. Dann lösten sie sich wieder voneinander. Dabei erkannten sie ihn und krochen den Hügel hinauf, wobei die großen grauen, mit eitrigen Wunden übersäten Schleimklumpen eine Schleimspur hinterließen und ihn lautstark begrüßten. Der Gestank, der von ihnen ausging, traf ihn wie eine Schockwelle. Würgend rammte Shan sich die Filtereinsätze in die Nasenlöcher, und in letzter Sekunde schloß er das Visier. Fröhlich kreischend legten die Schleimer einen Zahn zu.
    »Wir kommen, du Drecksack. Wir kommen.«
    »Warte, du Dreckskerl. Warte!«
    Shan träumte, daß er losrannte, aber dennoch eingeholt wurde. Er träumte, daß sie ihn verschluckten, einer nach dem anderen, und dabei genüßlich schmatzten.
    Shan schrie auf.
    »Damzel!« rief jemand.
    »Laß mich raus!« schrie er.
    »Sie sind doch draußen«, rief Sam und rüttelte ihn. »Damzel, wachen Sie auf. Sie sind auf Hobbs Land. Es geschieht Ihnen nichts!«
    Völlig verstört setzte Shan sich auf und hielt die Luft an.
    »Tief durchatmen«, sagte Sam, während der Mann sich bläulich verfärbte. »Hier sind Sie in Sicherheit.«
    Vorsichtig schniefte Shan. Nichts. Nur frische Luft. »Tut mir leid«, sagte er. »Ich dachte eigentlich, ich wäre darüber hinweg.«
    »Wahrscheinlich sind Sie nur erschöpft«, sagte Sam, wobei er die Frage, die ihn wirklich bewegte, nicht stellte: ›Wovon haben Sie denn geträumt?‹ »Geht es Ihnen wieder besser?« fragte er statt dessen nur.
    »Ja«, erwiderte Shan. »Wo sind Bombi und Volsa?«
    »Ich habe sie vor einiger Zeit die Straße hinuntergehen sehen. Sind Sie sicher, daß Ihnen nichts fehlt?«
    »Ja«, bestätigte Shan, und als Sam den Raum verließ, rief er ihm noch ein »Danke« nach.
    Dabei zitterte er innerlich und wäre fast in Panik ausgebrochen. Auf Thyker wäre das nicht passiert, sagte er sich. Wäre es nicht. Es mußte an Hobbs Land liegen. Irgend etwas… vielleicht diese Erdhügel. Vielleicht… vielleicht war es auch etwas anderes, aber einen Grund mußte es geben. Hastig stand er auf und kleidete sich an. Es lag an diesem Planeten. Dieser Planet war der Auslöser!
    Als er auf die Straße trat und die Musik hörte, wäre er fast wieder in Panik geraten; er lief auf die Quelle der Musik zu, wobei er an sich halten mußte, nicht loszurennen. Schließlich war er so nahe, daß er auch den Text verstand.
    »Erhebet euch, o ihr Steine«, sangen die Tenöre. »Erhebet euch, ihr großen Steine. Schwebet, oh, schwebet im Licht.«
    »Erhebet euch«, grollten die Bässe. »Schwebet, oh, schwebet im Licht.«
    »Erhebet euch«, trällerte das Mädchen. »Schwebet, oh, schwebet im Licht.«
    Und da saßen auch Bombi und Volsa im Gras und lauschten dem Gesang, wobei sie ab und zu im Rhythmus der

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