Monströse Welten 2: Hobbs Land
los.«
»Der Awateh will ein Exempel statuieren«, sagte Mugal Pye. »Aber was, wenn wir sie nicht finden?«
»Wenn wir Maire nicht finden, dann muß eben Phaeds Junge daran glauben«, sagte Flandry. »Er ist allein, und mit Epheron sind wir zu dritt. Wir könnten ihn uns auch gleich schnappen.«
»Nicht so schnell«, zischte Pye. »Phaed ist mit einigen Männern dort oben. Wir warten, bis er gegangen und sein Sohn allein im Haus ist. Morgen…« Pyes Stimme erstarb, und er ging die Straße hinunter, wobei er Flandry mit sich zog.
Im Raum, in dem Sam eingesperrt war, gab es kein Licht. Die Männer konnten unmöglich wissen, daß er ihr Gespräch belauscht hatte. Allmählich gelang es Sam, wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Pye und Epheron hatten Maire verfolgt, jedoch ohne Erfolg. Gewiß hatten die Gharm sie bei der Flucht unterstützt. Und Jep und Samstag befanden sich ebenfalls in Sicherheit. Die Armee von Ahabar stand an den Grenzen des Landes, und mit der Zeit würde auch die göttliche Substanz ihre Wirkung entfalten. Die Kräfte der Gerechtigkeit standen ihm bei, ohne daß er dessen würdig gewesen wäre. Erneut brach er in Tränen aus, diesmal jedoch vor Dankbarkeit. Er würde Phaed von der Verschwörung der beiden berichten. Vielleicht bestand nicht einmal Gefahr für ihn selbst.
Sam stand auf und streckte sich, wobei die innere Anspannung von ihm abfiel. Er befand sich nicht in akuter Lebensgefahr. Manchmal blieb auch einem Helden nichts anderes übrig, als sich unter widrigen Umständen zu bewähren. Ein Held blieb ein Held, auch in Gefangenschaft. Zumindest konnte er versuchen, sich eine gewisse Würde zu bewahren. Theseus hätte das sicher getan. Also würde er sich aufs Überleben konzentrieren.
Er legte sich auf eines der schmutzigen Betten und schlief ein.
Die Morgendämmerung hatte gerade eingesetzt, als Phaed ihn weckte. Sam erzählte ihm von der Unterhaltung, die er belauscht hatte, und Phaed reagierte entsprechend ungehalten.
»Bastarde«, sagte er. »Verdammte Bastarde. Aber mit so etwas hatte ich schon gerechnet!«
Erneut fesselte er Sam so fest die Hände, daß es schmerzte, und dann zerrte er ihn hinaus auf die Straße, über den leeren Platz und eine Seitenstraße entlang. Schließlich erreichten sie ein altes Gebäude, das anscheinend schon seit Jahren unbewohnt war. Wenn Sam daran interessiert gewesen wäre, hätte ein Fluchtversuch durchaus Aussicht auf Erfolg gehabt; er besaß nämlich fast die gleiche kräftige Statur wie sein Vater, aber dann ließ er es doch bleiben. Er hatte beschlossen, die Gefangenschaft zu ertragen und die weitere Entwicklung abzuwarten. Er reagierte überhaupt nicht auf Phaeds Gemurmel, sondern folgte ihm fügsam.
»Was wollen wir hier?« fragte er indes, als sie vor dem heruntergekommenen Gebäude standen.
»Aha, du sprichst wieder mit mir, was? Da bin ich aber froh. Ich dachte schon, du wärst auf einmal stumm geworden.«
»Nein, nicht stumm«, sagte Sam. »Ich weiß nur nicht, was ich mit dir reden soll; du bist nämlich ganz anders, als ich dich in Erinnerung habe.«
»Ich bin sicher, Maire hat mich noch in guter Erinnerung.«
»Sie hat nur selten von dir gesprochen«, sagte Sam. »Aber ich habe ihr nie geglaubt.«
»Was hat sie denn so gesagt?« fragte Phaed interessiert.
»Sie sagte, du wärst ein Killer.«
»Korrekt«, sagte Phaed.
»Du würdest Frauen, Kinder und andere unschuldige Lebewesen töten. Du würdest Leute zu Tode hetzen.«
»Das hättest du ihr ruhig glauben sollen. Jeder gute Mann der Sache tut das.«
»Ich hatte es deshalb nicht geglaubt, weil ich mit deiner Sache nichts zu tun habe«, erwiderte Sam, wobei ihm das Sprechen schwerfiel. »Kein anständiger Mann würde sich deiner Sache anschließen, und kein anständiger Mann würde solche Grausamkeiten für möglich halten.«
»Ach, anständig?« sagte Phaed lachend. »Wie diese Hunde von Ahabar, hm? Wie ihr Farmer? Wie ihr Diener, die für Geld dem Willen anderer entsprechen? Fürwahr anständig!« Er spie angewidert aus, um Sam zu zeigen, was er von solchem Anstand hielt. »Sklaven. Unfreie!«
»Dann sind wir hier ja genau richtig«, erwiderte Sam und sah sich ostentativ um.
»Wir sind hier, Junge, weil der Awateh Blut sehen will. Du sagst, deine Mam sei meinen Freunden durch die Lappen gegangen; aber darüber freue ich mich auch.«
»Willst du damit sagen, du hättest ihre Flucht arrangiert?«
»Sagen wir mal so, ich habe es vorausgesehen. Ich habe gezielte
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