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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Blick direkt das Paradies zu schauen schien.
    »Und was werdet ihr tun, wenn ihr frei zwischen den Sternen schwebt, Dad?«
    »Oh, Bursche«, sagte er mit blitzenden Augen. »Da wird mir schon etwas einfallen.«
    Mehr war ihm nie zu entlocken.
    Manchmal gingen sie nachts aufs Dach hinauf, Sam in Ketten und Phaed mit dem Buch der Doktrin bewehrt, und dann fand der Unterricht unter den Sternen statt. Vom Dach aus überblickte Sam den ganzen Platz, die Marterpfähle und die Zitadelle. Es hingen immer Körper an den Pfählen, meistens Gharm, manchmal auch Menschen.
    »Werden auch Frauen ausgepeitscht?« fragte er Phaed.
    »Frauen werden zu Hause ausgepeitscht«, erwiderte Phaed. »Wo sie hingehören.«
    »Hast du Mam auch ausgepeitscht?« fragte Sam.
    »Nur wenn sie es verdient hatte«, sagte Phaed sachlich. »Eine Frau nur zum Vergnügen zu schlagen, ist kontraproduktiv. Wozu gibt es denn die Gharm.«
    »Ich begreife einfach nicht, daß du daran Gefallen findest, Dad.«
    Phaed lächelte und leckte sich genießerisch die Lippen. »Es gefällt mir eben«, sagte er. »Und dir wird es auch gefallen.«
    Die Tage gingen ins Land. Einmal verließ Phaed für zehn Tage die Stadt. Er versorgte Sam mit ausreichend Proviant und wies ihn darauf hin, daß, wenn er schrie oder sonstwie Aufmerksamkeit zu erregen versuchte, der Awateh das sicherlich gern hören würde. Dann gab er ihm noch den zweiten Band der Doktrin, Die Doktrin der Freiheit und befahl ihm, das Werk auswendig zu lernen. Sam setzte sich ans Fenster und beobachtete die Straße. Er fühlte sich wie ein Gespenst, das dieses alte Gemäuer bewohnte. Früher waren hier Menschen geboren worden. Nun war das Haus tot.
    »Wo ist der Platz der Frauen bei der Erschaffung des Einen Gottes?«
    »Für Frauen gibt es keinen Platz. Sie sind keine Gefolgsleute Gottes, sie sind nur das Hilfsmittel, um Gefolgsleute zu gebären. Sie haben sich bedeckt zu halten; man muß auf ihre Gesundheit achten, bis sie Kinder geboren haben, und dann darf nun sich ihrer entledigen.«
    »Wie groß ist die Zahl derer, die dem Einen Gott am Jüngsten Tag Gefolgschaft leisten werden?«
    »Und wenn es nur einen gäbe, den letzten Menschen, es wäre genug.«
    »Was ist die Belohnung für die Gläubigen?«
    »Das Paradies.«
    »Gibt es auch Frauen im Paradies?«
    »Es gibt Jungfrauen im Paradies, mit denen die Gläubigen sich vergnügen dürfen, doch es sind keine Menschen-Frauen.«
    »Dafür willst du sicher auch eine Erklärung haben«, sagte Phaed spöttisch.
    »Was sind das für Frauen im Paradies, Dad?«
    »Nur Jungfrauen.«
    »Du meinst immer?«
    »Immer. Jedesmal, wenn ein Mann sich eine Frau nimmt, bekommt er eine Jungfrau. Niemand hat sie vor ihm gehabt oder wird sie nach ihm haben.«
    »Und weshalb sollten die Männer so großen Wert darauf legen?«
    »Weil sie dir allein gehört. Sie ist eng, und sie schreit vor Schmerzen. Diese kleinen Schreie. Die Jungfrauen haben keinen Verstand. Sie sprechen nicht, sondern singen nur oder geben diese Laute von sich, wenn sie genommen werden. Deine Mam hat früher auch solche Schreie ausgestoßen.«
    Sam schluckte und verkniff sich einen diesbezüglichen Kommentar. »Dann sind die Frauen des Paradieses also nichts als Puppen, die ihr vergewaltigt. Seid ihr damit wirklich zufrieden?«
    »Was sollte es denn sonst noch geben, Junge?«
    »Interessiert es euch denn nicht, was sie denken und fühlen?«
    »Weshalb sollte ich mich dafür interessieren?« fragte Phaed. »Sie sind Frauen. Sie sind das Gefäß, in das ein Mann sich ergießt, und ansonsten völlig uninteressant. Und der Allmächtige weiß das auch. Aus welchem Grund hätte er das Paradies wohl sonst mit einfältigen Jungfrauen ausgestattet?« Als Phaed Sams Gesichtsausdruck sah, lachte er spöttisch. »Als ich deine Mam heiratete, Junge, dachte ich auch schon, ich hätte das Paradies auf Erden!« Dann stieß er ein brüllendes Gelächter aus.
    Zorn keimte in Sam auf. »Aber dir liegt doch etwas an ihr! Ich weiß es!«
    »Ich tue das, was mir in den Kram paßt, Junge«, entgegnete Phaed barsch. »Vielleicht werde ich mich bald wieder daran erinnern, daß sie mich verlassen und zum Gespött der Leute gemacht hat.«
    Sam schüttelte den Kopf. »Du hast sie doch gehen lassen, Dad. Sie hatte dich schließlich gebeten, sie zu begleiten. Weshalb machst du dir nun etwas vor?«
    »Weshalb sollte ich mir nichts vormachen, wenn es mir das Leben erleichtert? Das ist die Philosophie der Gläubigen. Wir biegen uns die

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