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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Indiskretionen verbreitet. Die Gharm sind ja so leicht zu manipulieren.«
    »Ist ihr die Flucht gelungen?«
    »Ich weiß, daß sie in Sicherheit ist, Junge.«
    »Weshalb wollte der Prophet sie überhaupt töten?«
    »Der Awateh wird allmählich alt und unleidlich. Das Blut der Ungläubigen ist eine Art Jungbrunnen für ihn. Apostaten sind jedoch noch besser. Normalerweise würden wir in Wander oder Skelp ein paar Abtrünnige aufgreifen und sie dem alten Mann zuführen; weil Skelp und Wander jedoch besetzt sind und die Grenze nun am Leward County verläuft, haben wir keinen Zugriff mehr auf die Apostaten. Natürlich bestünde immer noch die Möglichkeit, jemanden aus den eigenen Reihen zu denunzieren; doch wo wir nun in Ungnade gefallen sind, könnte sich das sehr schnell als Bumerang erweisen. Deshalb würden Flandry und Pye sich freuen, wenn du dem alten Mann ein Geschenk machst. Das würde seine Stimmung heben, und vielleicht wäre er auch den beiden gegenüber wieder milder gestimmt. Aber ich werde ihnen diesen Gefallen bestimmt nicht tun.«
    »Und weshalb nicht?«
    »Weshalb nicht? Nun, ich weiß es selbst nicht genau. Vielleicht gefällt es mir nicht, daß man mich wegen dieser Gharm-Harfenspielerin zum Sündenbock macht. Zuerst waren der Awateh und die anderen Propheten damit einverstanden; als der Plan jedoch mißlang, bei wem suchten sie dann die Schuld? Etwa bei sich selbst? Nein, sie machten Preu und Mugal Pye dafür verantwortlich und sogar Epheron, der im Grunde überhaupt nichts damit zu tun hatte, und mich, Junge! Deshalb bin ich auch nicht geneigt, dem Awateh einen Gefallen zu tun. Soll er doch sehen, wie er auf seine Kosten kommt.«
    Sam riskierte es nicht, ihm zu widersprechen. »Du willst hierbleiben?«
    »Zum Glück sind Pye und Flandry solche Schwätzer. Wenn sie dich holen kommen, werden sie niemanden vorfinden. Sie werden wahrscheinlich glauben, ich hätte dich nach Wolke gebracht; dann werden sie auch nach Wolke fliegen, um ihre Interessen zu schützen. Im Haus gibt es eine Matratze, ein paar Decken und Kochgeschirr. Fließendes Wasser gibt es auch.«
    »Welchem Zweck hatte das Gebäude früher gedient?«
    »War eine Geburtsklinik.«
    »Weshalb wurde sie geschlossen?«
    »Es gibt noch eine in Panchytown, und das genügt. Wir brauchen keine zwei.«
    Sam ließ den Blick durch den langen Gang schweifen. Dann war die Geburtenrate in Sarbytown also rückläufig. »Phaed, hast du dich nicht schon mal gefragt, ob eure Doktrin vielleicht doch nicht das Gelbe vom Ei ist?«
    Phaed schlug ihm so heftig ins Gesicht, daß er zu Boden stürzte. »Halt’s Maul, Junge. Ich darf die Doktrin und die Propheten kritisieren, aber dir steht das nicht zu. Und überhaupt mußt du noch lernen, daß man seinem Vater nicht widerspricht.«
    »Dann soll ich also hierbleiben. Für wie lange?«
    »Bis du es gelernt hast«, erwiderte Phaed. »Wie lange das auch dauern mag.«
    * * *
    In der Höhle südlich von Sarby waren bereits ein Tag und eine Nacht vergangen. Maire hatte den größten Teil der Zeit verschlafen. Nun saß sie im Höhleneingang und fühlte sich mit jedem Moment einsamer. Sie war völlig isoliert; sie spürte, daß ein Teil von ihr fehlte, und dieses Gefühl wurde mit jedem Tag stärker.
    »Es stirbt«, sagte sie zu dem Gharm, der stumm am Feuer saß. »Ich spüre, daß es in mir stirbt.«
    »Was stirbt, Maire Manone?«
    »Der Gott. Er ist in mir… seit Sam ein Kind war. Zuerst Bondru Dharm, dann Birribat Shum. Unsere Entsprechung eures Tchenka.«
    »Das hat Sie-Setzt-Die-Schöpfung-Fort auch gesagt.«
    »Vielleicht kann es nicht isoliert existieren. Es braucht das… was glaubst du, was es ist?«
    »Was auch immer neben dem Tempel heranwächst. Was auch immer in uns allen heranwächst.«
    »Glaubst du, es gibt eine zweite Chance?«
    Der Gharm klopfte ihr auf die Schulter. »Maire, ich bin Ihr Freund. Wir haben uns.«
    »Wir sind so verschieden«, sagte sie weinend und lächelnd zugleich. »Wir alle. Das ist mir schon bewußt geworden, als meine Kinder noch Babies waren. Wenn sie schrien, versuchte ich herauszufinden, was ihnen fehlte. Aber sie waren so anders als ich, daß ich den Eindruck hatte, durch eine Wand von ihnen getrennt zu sein. Auch als sie laufen lernten, war diese Wand noch da. Zwischen dem, was sie sagten und dem, was ich hörte, lagen Welten. Zwischen mir und Sammy, das muß man sich einmal vorstellen! Wie eine Mauer. Er schaute mich ausdruckslos an und hörte höflich zu, aber im Grunde

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