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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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erklärst. Es geht um den Tod von Maechy.«
    »Er ist tot, das ist alles.«
    »Mam sagte, du hättest nicht um ihn getrauert. Sie sagte, du hättest bloß den Schützen verflucht, weil er so schlecht gezielt hätte.«
    Die zusammengekauerte Gestalt schüttelte sich vor Lachen. »Oh, ich habe getrauert, Sam. Beim Allmächtigen, ich habe getrauert. Die einzige Chance, diesen Bastard aus Ahabar zu erledigen, und wir haben sie vertan. Statt dessen haben wir ein kleines Kind erwischt, und noch dazu mein eigenes…« Phaed kringelte sich schier vor Lachen.
    »Was? Dann waren es deine Männer, die ihn getötet haben?«
    »Meine Männer? – Natürlich waren es meine Männer. Sie sind zwangsläufig meine Männer, wenn sie Männer der Sache sind. Deine Mam wußte ganz genau, daß sie meine Männer waren…«
    Sam wandte sich ab; er war zu verbittert und erschöpft, um zu weinen. Dann hatte Maire also über Phaed Bescheid gewußt. Sie hatte es die ganze Zeit gewußt. Die Legenden existierten nicht mehr. Es gab keinen Vater-König. Keinen Helden. Es gab nur das, was Maire schon gesagt hatte, schwere Steine aus Haß.
    »Die Propheten verlassen Sarby«, sagte Phaed plötzlich. »Es heißt, sie gingen nach Wolke. Der Awateh würde sie brauchen.«
    Sam hatte einen galligen Geschmack im Mund. »Hat der Awateh nach ihnen geschickt?«
    Phaed schaute mit zusammengekniffenen Augen und schmalen Lippen gen Himmel. »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich. »Niemand weiß es. Ich muß nach Wolke gehen und es selbst herausfinden.«
    »Wenn die Propheten gehen, kannst du mich auch losbinden«, sagte Sam. »Dann gibt es nämlich niemanden mehr, der mich dem Awateh vorführen will.«
    »Ich weiß nicht, ob das so klug wäre«, sagte Phaed mit listigem Blick.
    »Wo stecken überhaupt Mugal Pye und Preu Flandry?«
    »Sie sind noch nicht von der Suche nach deiner Mam zurück. Wenn sie sie gefunden hätten«, sagte Phaed und biß sich auf die Lippe, »dann wären sie zurückgekommen, um sich damit zu brüsten. Ich glaube also nicht, daß sie sie gefunden haben. Vielleicht haben sie sich irgendwo versteckt.«
    »Dann binde mich los. Ich werde hier auf dich warten.« Das war sein Ernst. Wenn er sich schon nicht imstande sah, den alten Mann zu bewundern, dann würde er ihm zumindest verzeihen. Er war nämlich auch nicht schlechter als die anderen.
    »Vielleicht erkennt dich jemand. Ich lasse dir genügend Lebensmittel hier.«
    »Sprich mit mir, Dad, bevor du gehst.«
    »Ich habe schon bis zum Abwinken mit dir gesprochen, Junge. Was willst du denn noch?«
    »Gibt es auch Voorstoder, die anders sind? Unter den Männern, meine ich. Gibt es auch solche, die gegen das Auspeitschen und Töten protestieren?«
    »Hin und wieder.«
    »Hört ihr ihnen manchmal zu?«
    »Manchmal, bevor wir sie auf dem Scheiterhaufen abfackeln. Damit wir etwas zum Lachen haben.«
    Als Sam den Kopf schüttelte, klopfte Phaed ihm väterlich auf die Schulter. »Das verstehst du noch nicht, Junge. Aber bald wirst du alle Antworten kennen. Wenn dein Vater dir erst einmal Gottes Willen verkündet hat, brauchst du dir darüber keine Gedanken mehr zu machen. Das ist eben das Problem mit euch armen Narren auf Ahabar, Hobbs Land und Phansure. Ständig seid ihr am Grübeln und macht euch zum Sklaven eurer Zweifel und Sorgen. Wir sind freie Männer, wir von Voorstod. Frei, verstehst du?«
    »Was wollt ihr von uns?« flüsterte Sam.
    »Daß ihr so werdet wie wir, Junge. Nur, daß ihr so werdet wie wir.«
    Nachdem er gegangen war, legte Sam sich auf das Bett und starrte in die finstere Nacht.
    Phaed war am selben Tag gegangen wie die Propheten mit ihren Frauen und Kindern, und es war bereits seit vier Tagen kein Blut mehr vergossen worden in Sarby, auch wenn diese Tatsache scheinbar nicht zur Kenntnis genommen wurde. Es hatte fast den Anschein, als ob die Bewohner von Sarby sich darauf verständigt hätten, diesen Umstand zu ignorieren. Vom Dach aus hatte Sam zwar keine Toten an den Pfählen mehr gesehen, doch wie es in den anderen Bezirken der Stadt aussah, wußte er natürlich nicht.
    Am achten Tag huschten einige Gharm die Treppe des alten Gebäudes hinauf und sagten Sam, sie wären von Nils und Pirva geschickt worden, um ein Auge auf ihn zu haben, was sie auch getan hätten. Weil sie ziemlich sicher seien, daß Phaed nicht mehr zurückkommen würde, sei es nun an der Zeit, ihn von seinen Fesseln zu befreien. Ein Gharm hatte einen Bolzenschneider mitgebracht. Nachdem sie Sam befreit

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