Monströse Welten 2: Hobbs Land
Leute geben, die damit nicht zurechtkommen.«
Die Königin wechselte Blicke mit ihrem Berater. »Leute, die so gewalttätig sind, daß sie keine andere Lebensart akzeptieren?« fragte sie.
»Akzeptieren können«, sagte Samstag dezidiert. »Nicht wahr, Jep? Sie können es nicht. Sie würden daran zugrunde gehen.«
»Man könnte es auch so ausdrücken, daß gewisse Leute höchst unflexibel sind«, sagte Jep. »Im Unterricht lernen wir viel über landwirtschaftliche Maschinen. Einige Maschinen können auf verschiedene Aufgaben programmiert werden. Andere jedoch, Erntemaschinen zum Beispiel, sind für ganz bestimmte Aufgaben ausgelegt. Samstag und ich glauben, daß dieses Konzept sich auch auf manche Voorstoder übertragen läßt; sie werden eine andere Religion erfinden, um wie bisher weiterzumachen. Sie sind quasi auf Bigotterie, Gewalt oder Ignoranz programmiert – wobei Ignoranz im Grunde eine Variante der Bigotterie ist. Die Leute widersetzen sich komplexen Wahrheiten, weil sie sich bereits an einer einfachen Wahrheit festklammern. Und dann beeinflussen diese Leute andere, die vielleicht nicht so eindimensional denken, dafür aber…«
»Verführbar sind?« fragte die Königin.
Jep nickte. »Die geborenen Mitläufer. Diese Mitläufer sind vielleicht in der Lage, ihre Meinung zu ändern, aber die Anführer, die Hardliner, die können das nicht.«
»Und die Voorstoder können das nicht?«
»Manche Voorstoder sind dazu nicht imstande. Wahrscheinlich die Mehrzahl der Propheten. Deshalb sind sie schließlich Propheten geworden. Weshalb sollte man sonst ein Prophet werden wollen? Es fällt doch auch nur einem Verrückten ein, sich die Lunge aus dem Leib zu brüllen, den Leuten mit Tod, Folter und der Hölle zu drohen und den Frauen zu befehlen, sich zu verhüllen. Das Problem ist nur, daß die Propheten keine Konkurrenz dulden. Sie tolerieren nur Gefolgsleute, ob die nun genauso irre sind oder einen klaren Verstand haben. Der Versuch, sich bei einem solchen Verrückten einzuschmeicheln, wäre sinnlos. Genauso gut könnte man das bei einem Mähdrescher versuchen. Man würde einfach plattgewalzt. Ebenso zwecklos wären Bestrafung oder Aufklärungsarbeit; wann hätte das jemals bei einer Maschine Erfolg gehabt?«
Erneut warf die Königin ihrem Berater einen bezeichnenden Blick zu. »Dann werden also einige dieser Hardliner versuchen, Voorstod zu verlassen.«
»Wahrscheinlich«, sagte Samstag, die sich gerade einen Nachschlag von den Eiern holte. »Wenn das geschieht, sollten Sie sie möglichst weit weg schicken. Wenn es schon nicht möglich ist, sie aus dem System hinauszubefördern, dann wenigstens an einen Ort, an dem sie keinen Schaden anrichten können. Sonst würden sie die Bevölkerung des entsprechenden Planeten versklaven. Darauf sind sie eben programmiert, und ihre Religion dient noch als Verstärker. Sie würden nie Ruhe geben; es sei denn, irgendwo gäbe es eine Rasse, die sich gerne versklaven läßt.«
»Ich verstehe«, sagte Wilhulmia nach einer längeren Pause. »Und wann werden diese Männer sich bemerkbar machen?«
»Demnächst«, erwiderte Jep. »Wie lange dauert ein Jahr auf Ahabar?«
»Vierhundertdrei Tage.«
»Dann wird es vielleicht noch ein Vierteljahr dauern.«
»Und was dann?«
»Nachdem die Männer Voorstod verlassen haben, können Sie die Blockade aufheben.«
»Und dann kommen die Voorstoder aus ihren Löchern und legen wieder Bomben?«
»Nein. Werden sie nicht. Alles wird in bester Ordnung sein. Sie werden ein Mausoleum für Stenta Thilion errichten, vielleicht in Green Hurrah. Und vielleicht werden die Leute einen kleinen Tempel in der Nähe erbauen. Mehr wird nicht geschehen. Vielleicht sind die Bewohner von Voorstod sogar damit einverstanden, Ahabar beizutreten.«
»Woher soll ich denn wissen, ob das auch stimmt?«
»Sie wissen es nicht. Wir wissen es selbst nicht. Aber nach den bisherigen Erfahrungen… nun, wahrscheinlich wird es so kommen. Wir können nur abwarten. Und bis es soweit ist, sollten Sie unnötige Todesopfer vermeiden. Warten Sie einfach nur ab, und dann werden die Dinge sich wahrscheinlich so entwickeln, wie wir es vorhergesagt haben.«
»Aber du sagst uns nicht, wie und weshalb?«
»Ich könnte es Ihnen sagen, aber ich halte es für keine gute Idee. Nein, ich bin nicht einmal sicher, ob ich es könnte. Ich weiß nur, daß es keine gute Idee wäre. Gewisse Dinge bleiben besser ungesagt. Sonst besteht noch die Gefahr, daß einem die Worte im Mund verdreht
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