Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
weitermachten, würde es auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Siedlung Eins hinauslaufen.
    * * *
    »Mom«, sagte Jep eines Abends, als seine Schwester schon eingeschlafen war und die beiden ungestört waren, was immer seltener vorkam. »Verstehst du etwas von Myzelien?«
    »Ein wenig«, erwiderte China. »Pilze sind zwar nicht mein Fachgebiet, aber so viel wie ein Botaniker weiß ich allemal.«
    »Welche Funktion hat ein Myzelium?«
    »Eigentlich ist es einer Wurzel vergleichbar. Seine Struktur unterscheidet sich zwar von der einer Wurzel, aber es erfüllt die gleiche Funktion. Beim Myzelium handelt es sich um das Geflecht des Pilzkörpers; oft liegt es unter der Erde.«
    »Ich dachte immer, das Ding über der Erde sei der Pilz. Der Hut.« Die Gewächse im Pilzhaus erschienen vor seinem geistigen Auge.
    »Nein, das, was du meinst, ist der sogenannte Fruchtkörper. Fruchtkörper müssen nicht unbedingt an der Oberfläche wachsen; manchmal sind sie auch unter der Erde. Wie heißt gleich noch die klassische Delikatesse, die es früher einmal gab? Der Begriff existiert noch in den Verzeichnissen. Ach ja, Trüffeln! Die wuchsen unter der Erde. Das unsichtbare Geflecht war dann der eigentliche Pilz.«
    »Auf welchem Nährboden wächst er?«
    »Das hängt von der Pilzsorte ab. Baumwurzeln. Stroh. Dung. Kompost. Oft auf einer fauligen Grundlage wie abgestorbene Bäume oder Tierkadaver. Brauchst du das für die Hausaufgaben?«
    Jep nickte. Ja, er machte seine Hausaufgaben.
    »Woher kennst du überhaupt das Wort ›Myzelium‹?« fragte seine Mutter.
    »Aus dem Archiv. Ich habe nach Dingen gesucht, die unter der Erde wachsen.«
    * * *
    »Machst du dir denn Sorgen wegen der Kinder?« fragte Africa ihre Schwester. »Ich mache mir jedenfalls manchmal welche.«
    »Wegen ihrer Beziehung? Nein. Genetische Probleme gibt es nicht, und im übrigen sind sie glücklich miteinander.«
    »Darum geht es mir auch gar nicht; mich stört vielmehr, daß sie sich für Diejenige Welche halten. Ich muß dabei immer an den armen Birribat Shum denken. Und an Vonce Djbouty. Ich befürchte, daß sie noch zu Außenseitern werden.«
    »Siehst du hier etwa Parallelen? Zwischen Jep und Birribat Shum?« fragte China erschrocken. »Sie haben nichts gemeinsam. Nicht das geringste. Der arme Birribat hat sich zwar hingebungsvoll um den Tempel gekümmert, aber mal ehrlich, Africa, mehr war mit ihm auch nicht anzufangen. Ich war froh, daß er nach dem Tod der älteren Shums überhaupt eine Beschäftigung gefunden hatte.«
    »Meinst du wirklich?«
    »Ob ich was meine?«
    »Daß er eine Beschäftigung gefunden hat. Oder hat sie vielleicht ihn gefunden?«
    »Du meinst, der Gott hätte Jep und Samstag auserwählt?« China lachte herzhaft. »Und wenn das wirklich der Fall wäre? Im Gegensatz zu Birribat fegen sie nicht den Tempel aus, stauben nicht den Gott ab und fangen auch keine ferfs. Um Himmels willen, Africa! Samstag und Jep sind ganz normale Kinder mit einem ausgefallenen Hobby; das ist alles.«
    Africa nickte. Natürlich war Samstag ein ganz normales Kind.
    * * *
    »Die Leute müssen schließlich irgendwo sterben«, sagte Samstag mit leiser Stimme zu Jep und den anderen. »Ich weiß nur nicht, wo wir mit der Suche anfangen sollen.«
    »Wir könnten eine Art Club gründen«, schlug Gotoit vor. »Wir besuchen kranke Menschen und bringen ihnen Blumen und Früchte. Und dann erfahren wir auch, wo sie sterben.«
    »Ein Club, dessen Aktivitäten sich auf alle Siedlungen erstrecken? Wen könnten wir da fragen?«
    »Horgy Endure«, sagte Jep. »Wir müssen ihn nur davon überzeugen, daß ein Zusammenhang mit der Produktion besteht.«
    »Der besteht auf jeden Fall«, sagte Gotoit. »Wenn die Leute wüßten, daß ihre kranken Angehörigen gut betreut werden, würden sie sich weniger Sorgen um sie machen und produktiver arbeiten.«
    »Dasselbe Argument könnten wir auch der Personalverwaltung vortragen«, sagte Willum R. »Falls es uns nicht gelingt, Horgy die Sache schmackhaft zu machen.«
    »Er wird darauf eingehen«, sagte Samstag, als ob sie es bereits wüßte. »Auf jeden Fall.«
    Die Siedler besuchten die Zentralverwaltung recht häufig, insbesondere das Auktionsgebäude, das Delikatessengeschäft sowie das Hobby- und Kunstzentrum. Mindestens alle zehn Tage schickten die Siedlungen ein Fahrzeug dorthin. Samstag Wilm ließ sich einen Termin bei Horgy geben und traf um die Mittagszeit in seinem Büro ein. Sie war allein gekommen. Nach dem, was sie schon von Horgy

Weitere Kostenlose Bücher