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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Typs. Hier formen sie eine Sehne. Dort einen Knochen. Lautlos. Sanft, um die Träumer nicht zu stören, die nicht wissen, wo sie sind, woraus sie waren, woraus sie sind.
    Nela träumt, daß sie auf dem Felsvorsprung steht und die Welt betrachtet. Um sie herum schwirren die Vögel in einer fröhlichen Wolke und rufen sie. Sie entfaltet die Schwingen und taucht singend in ihre Mitte.
    Bertran springt ins Meer und taucht hinab. Geschmeidig folgt er seinen spiralförmig hinabtauchenden Kameraden. Am tiefsten Punkt wendet er und folgt den aufsteigenden Luftblasen in einer perfekten Kurve, bis er schließlich lachend aus dem silbernen Wasser bricht.
    »Nela«, ruft er mit der bis zum Himmel hallenden Stimme eines Seeungeheuers und hebt zum Gruß eine Flossenhand, eine Fingerflosse.
    »Bertran«, antwortet sie mit der Stimme des Winds, der über das Wasser streicht. Ihre Schwingen berühren ihn, während er über die Oberfläche gleitet. Der Hauch ihres Atems kühlt sein Gesicht.
    Unter dem Sand verzehrt eine Faser einen Mechanismus, Atom für Atom. Schmeckt eklig, aber es muß verdaut und ausgeschieden werden. Metalle und Kohlenwasserstoffe lösen sich auf, ein Brocken nach dem andern. Seufzend zerfällt der Wellengenerator einer Gravitationseinheit in seine Grundbestandteile. Die mechanischen Verbindungen eines Greifarms lösen sich. Fasern transportieren die Elemente nach draußen. Ein paar zum Fluß, wo sie von der Strömung davongetragen werden, ein paar zu einem entfernten Kiesbett, wo jedes einzelne Atom auf den Steinen abgelegt wird, und ein paar werden tief unter den Gräsern und dem Schilf des Ufers vergraben. Wenn jemand zu diesem Ort kommt, der mit Suchgeräten ausgerüstet ist und nach, sagen wir, gewissen Elementen sucht, die in Vitreon beziehungsweise Dinka-Dschinn-Mechanismen vorkommen, dann sind diese Elemente nicht mehr miteinander verbunden, sie sind einfach nicht mehr vorhanden.
    Die Vitreon-Gehäuse enthalten Schädel, harte Knochen ohne die Kiefer. Die Fasern zerlegen sie, Zelle um Zelle, und fügen sie auf eine andere Art zusammen. Was ist das? Befinden sich etwa Anweisungen dort drin?
    Graues Laub und grauer Baum und grauer, auffrischender Wind.
    Was ist das?
    Kummer, verschwindender Kummer, Schwimmen, Tauchen.
    Dieses kleine gepanzerte Ding, das klettert. Was ist das? Hat der andere auch dieses Ding?
    Hier auch. Kummer. Klettern. Schildkrötentaube, ach, Schildkrötentaube.
    Instruktionen? Vielleicht. Obwohl dieses große Bewußtsein zu groß und intelligent ist, um zu dem kleinen gepanzerten Wesen zu gehören, das von… von der Sehnsucht beseelt ist, zu fliegen. Von der Sehnsucht nach Flügeln.
    Es ist zwar klein, aber wichtig. Laßt es drin.
    Auf dem Knochen entsteht Haut und eine Bedeckung für die Haut. An den knubbeligen weißen Enden der Gelenke entstehen Knorpel, dann weitere Knochen. An den Anschlußstellen der Organe entstehen weitere Organe und verändern sich selbst – oder passen sich an neue Systeme an, in Übereinstimmung mit den Träumen.
    All das geschieht unter der Oberfläche. All das vollzieht sich in der Wärme und Dunkelheit unter der Sandbank. Unten die Feuchtigkeit, oben die Sonne. An der Oberfläche ist alles ruhig. Der Sand wird von der Brise gekräuselt, und ansonsten ist er jungfräulich unberührt. Winzige Augen an Stielen kreuzen im Fluß. Ihre Blicke stechen wie Nadeln, und gereizt vollführen sie ruckartige Bewegungen auf der Suche nach etwas, das sie nicht finden. Die Gefangenen sind verschwunden. Wohin sind sie verschwunden? Der mächtige Chimi-ahm, der im Knoten nahe der Tiefe sitzt, will das wissen. Der an einem fernen Ort befindliche Beinlose Gott Breaze will das wissen!
    Eine Drohne nähert sich, ein summender, bienengroßer Störenfried aus einem großen Stock solcher mechanischer Drohnen. Im stillen Spätnachmittag geht er auf der Sandbank herunter. Nachdem er für eine Weile gepeilt und gespäht hat, will er wieder starten. Allein, es gelingt ihm nicht. Er müht sich summend ab, erstarrt und verliert zuletzt den inneren Zusammenhalt. Die Bindekräfte wirken nicht mehr. Er wird sich dessen bewußt, als das neugierige Netzwerk unter dem Sand ihn schichtweise abschält.
     
    In Nirgendwo luden die Seeleute Kisten und Säcke aus und das Gepäck der Passagiere. Die drachenförmigen Gestalten unter den Bäumen waren verschwunden. Die Leute versammelten sich um Asner und Jory und redeten leise auf sie ein.
    Curvis stand noch immer an der Reling und schaute zu dem

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