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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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sich indes, daß Danivon lieber einem anderen Vorbild nacheifern sollte. Er hatte sogar erwogen, Danivon von der Laufbahn eines Beauftragten abzuraten, wovon er nach einigen Tagen jedoch Abstand nahm. Er hatte kein Recht, den Jungen zu beeinflussen. Laßt die Leute in Ruhe, lautete die Parole, oder zumindest hatte Zasper das immer geglaubt, obwohl er sich dessen letzthin nicht mehr so sicher war. Nur weil Zasper sich bei den Beauftragten nicht mehr wohl fühlte, bedeutete das noch nicht, daß das auch für Danivon galt. Zumal – und das war der Knackpunkt – ein Berufsanfänger auf Toleranz nicht allzu viele Möglichkeiten hatte. Alle Diener, Wachen und Techniker waren Frick’sche und waren es immer gewesen. Die Supervisoren waren ebenfalls eine Klasse für sich, eine durch Erbfolge begünstigte Rasse, Gruppe oder Schicht; Zasper wußte es nicht und war auch klug genug, nicht danach zu fragen. Informationen, die einem nicht freiwillig gewährt wurden, erbat man besser nicht; zumindest hatte Zasper diese Erfahrung gemacht. Eine Reputation als Schnüffelnase war dem Fortkommen nicht dienlich.
    Was auch immer Danivon war, er war kein Frick’scher, und er war auch nicht vom Geblüt der Supervisoren, denn er war viel größer als erstere und wesentlich stattlicher als letztere. Obwohl sein Mund etwas breiter und sein Haar etwas lockiger war, als es Zaspers Vorstellungen von Perfektion entsprach, war er ein stattlicher, wortgewandter und gutgebauter Bursche, der sein Leben schon meistern würde. So vital, wie der jugendliche Danivon war, würde er das Leben ohne Zweifel bis zur Neige auskosten!
    Nur daß Danivon selbst nicht dieser Ansicht war und sagte, daß Zasper nicht das Recht hätte, ihn im Stich zu lassen. »Die Akademie gefällt mir«, sagte er. »Sie gefällt mir wirklich. Ich mag auch die anderen Studenten, fast alle. Es ist nur so, daß ich mich manchmal einsam fühle. Wenn sie über ihre Heimat sprechen, frage ich mich, weshalb ich keine habe«, vertraute er Zasper im Flüsterton an, als ob er sich dessen schämen müßte.
    Wenn dieses Thema zur Sprache kam, schluckte Zasper immer schwer und sagte sich, daß es stichhaltige Gründe gebe, Danivon nichts von seiner Herkunft zu erzählen. Wobei einer der Gründe war, daß sie beide vielleicht getötet werden würden, wenn er es dem Jungen erzählte.
    »Es ist schon in Ordnung, wenn du dich fragst, woher du kommst«, sagte Zasper. »Das würde jeder tun.« Gott sei Dank sah man dem Jungen die molock’sche Herkunft nicht an. Sonst hätte Zaspers Verschleierungstaktik vielleicht nicht funktioniert, und Danivon Luze hätte als Schädel auf diesem verdammten Tempel geendet. Zasper schüttelte den Kopf, verjagte diesen Gedanken und wiederholte etwas, das er schon so oft gesagt hatte, daß es zu einer richtigen Litanei geworden war: »Wir haben auf dieser Reise ungefähr zwanzig Provinzen besucht; du hast keine Ähnlichkeit mit den Leuten; ich kann dir nicht weiterhelfen.« Obwohl die Aussage in ihrer Gesamtheit falsch war, waren die einzelnen Teilinhalte durchaus richtig.
    Danivon sagte nichts; nur die Nasenflügel bebten. Dann spürte Zasper immer ein gewisses Unbehagen, als ob der Junge etwas wüßte, das er nicht wissen sollte. »Zumal«, wechselte Zasper hastig das Thema, »ich gehört habe, daß du gar nicht so einsam bist. Zumindest nicht, was weibliche Gesellschaft betrifft.«
    »Ach, das«, sagte Danivon Luze mit einem verlegenen Grinsen, aus dem man alles und nichts herauslesen konnte. »Das habe ich nicht gemeint, Zas. Aber egal. Wenn du nach Enarae zurückgehst, werde ich dich dort besuchen. In Enarae gibt es sehr gute Büchsenmacher, also hätte ich einen Vorwand für die Reise. Ich werde dich nicht aus den Augen verlieren. Auf keinen Fall.«
    Es stimmte, daß es in Enarae gute Büchsenmacher gab. Zaspers Heimat war an sich unspektakulär – zumindest für jemanden, der Bohnenfelder mit seinen Hirschkühen gesehen hatte, Derbeck mit seinem Alten Vater oder Stadt Fünfzehn, die bis an die Mauerkronen mit Dinka-Teufeln angefüllt war. Enarae indes war eine Waffenschmiede; die Provinz war nämlich von Waffeningenieuren aus der Wasserwelt Phansure gegründet worden, der legendären Heimatwelt. An jeder Straßenecke standen Schreine, die den Waffenträgern geweiht waren; die Bürger lebten mit dem Geknatter von Schußwaffen, zusammensackenden Körpern und der rituellen (manchmal auch aufrichtigen) Trauer der Hinterbliebenen. In Enarae existierte eine

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