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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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durch den Mund, um nichts zu riechen und an nichts zu denken, das den Schrecken vielleicht wieder heraufbeschwor.
    Jacent spulte noch immer die Liste der Vorgänge herunter, die sich in Toleranz ereignet hatten – »…und das betrifft nicht nur Toleranz«, schloß er. »Überall auf Woanders sterben die Menschen. Kinder, Frauen, Männer, alte Leute. Alle sterben. Boarmus sagte, die Drachen seien seine letzte Hoffnung. Was soll ich nun tun?«
    »Boarmus hätte lieber keine Hoffnung auf die Drachen setzen sollen«, sagte Jory bestimmt. »Die Arbai werden nämlich nichts unternehmen, junger Mann.«
    »Was ist los?« entfuhr es Danivon, dem plötzlich bewußt geworden war, daß ihre Worte mit ihm zusammenhingen. »Wer wird nichts unternehmen?«
    »Sagen Sie’s ihm«, verlangte Curvis und warf Danivon einen fast verächtlichen Blick zu. »Sagen sie ihm alles. Er weiß noch nichts vom Arbai-Gerät?«
    »Was sollte ich denn noch wissen?« rief Danivon.
    Jory setzte sich und faltete die Hände im Schoß. »Das Gerät ist ein lebendiges Wesen. Wenn es klein ist, ist es ein schlichtes Objekt ohne Bewußtsein. Während es wächst, zapft es das Bewußtsein jeder Intelligenz im Netz an, nutzt die Synergieeffekte und entwickelt Intelligenz und sogar Kreativität. Es schaltet sich in die Träume und Phantasien der Bewußtseine ein, die es enthält. Es ist sogar fähig, synkretistische Symbole zu erzeugen, um fremde Lebensformen zu interpretieren. Es ist in der Lage, all seine Teile zu überzeugen, daß sie bestimmte Dinge sehen, fühlen, hören oder riechen. Es erzeugt eine Realität, die alle Teile akzeptieren.«
    »Das hat es auf Hobbs Land auch getan«, sagte Asner. »Hobbs Land war eine öde Welt, und wir Siedler sehnten uns nach Wundern; also bündelte es unsere Phantasien und schuf Wunder für uns. Ein paar seiner Schöpfungen – diejenigen, die wie Pflanzen und Tiere wuchsen –, waren real. Andere Schöpfungen, geographische Merkmale zum Beispiel, waren quasi… illusorisch, um es so auszudrücken. Irgendwann wurden auch sie real, obwohl es lang dauert, eine Schlucht oder einen Berg zu erzeugen, wenn man immer nur ein Molekül auf einmal bewegt. Und als unsere Welt schließlich bedroht wurde, nutzte es unsere geballte Erfahrung und sein eigenes Wachstumspotential, um eine Verteidigung aufzubauen.«
    »Es hat euch beeinflußt«, knurrte Curvis. »Mehr braucht Danivon nicht zu wissen. Es hat euch übernommen! Und nun übernimmt es uns! Und ihn.«
    Jory drohte ihm mit einer knochigen Faust. »Ich habe wiederholt gesagt, daß das gerade nicht geschieht, zumal Asner davon auch gar nicht gesprochen hat! Er sagte nur, das Gerät sei zu Schöpfung oder Zerstörung imstande, in Abhängigkeit von den Bedürfnissen der Intelligenzen, die es enthält.«
    »Was wollen Sie damit sagen, Frau?« rief Danivon unvermittelt.
    »Ich will damit sagen«, wiederholte Jory, »daß das Arbai-Gerät fähig wäre, das Brannigan- Netzwerk zu eliminieren, wenn es die Erlaubnis dazu bekäme.«
    »Und die Arbai verweigern die Erlaubnis?« fragte Danivon ungläubig.
    »Richtig. Sie haben es so programmiert, daß es nur dort wächst, wo sie es wollen. Die Mauer ist die Grenze.«
    »Weshalb erlauben sie keine weitere Verbreitung?«
    In gespieltem Erstaunen wölbte Jory die Augenbrauen. »Ich dachte, diese Frage sei geklärt. Du klingst wie Curvis, Danivon. Ihr seid doch beide Beauftragte. Man hat euch beide für geeignet gehalten, uns während der ganzen Fahrt auf dem Fohm über Nichteinmischung zu belehren, und dann platzt euch der Kragen, wenn ich euch sage, daß die Arbai den gleichen Standpunkt vertreten.«
    Danivon schloß die Augen und versuchte das zu begreifen. »Sie werden es nicht jenseits der Mauer einsetzen, um die Bevölkerung von Woanders zu retten.«
    »Korrekt«, sagte Asner.
    »Millionen Menschen werden sterben.«
    »Anzunehmen«, sagte Asner. »Oder sind schon gestorben.«
    »Ich werde die Arbai bitten, es sich noch einmal zu überlegen«, sagte Danivon verzweifelt. »Wir wollen nicht für die Fehler unserer Vorfahren büßen! Wir wollen nicht so sterben! Die Derbeck’schen haben sich Chimi-ahm nicht ausgesucht!«
    »Der einzige Unterschied zwischen dem realen und dem virtuellen Chimi-ahm besteht darin, daß der echte imstande ist, das zu tun, was sonst die Priester und Hunde in seinem Namen tun«, sagte Jory.
    »Na gut! Aber Derbeck ist nur eine Provinz!« rief er. »In der gegenwärtigen Lage…«
    Jory lachte rauh. »Lage? Welche

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