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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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geleistet hatte; wobei auch immer man versagt hatte und gescheitert war, all das landete bei der Schlußabrechnung, wo Gläubiger, Freunde und Verwandte, bei denen es sich vielleicht auch um eine Art Gläubiger handelte, das Ergebnis mit verwirrtem Gestammel, unterdrücktem Schluchzen oder zornigem Gemurmel quittierten. Die gewölbeartige Halle verschluckte die Geräusche beziehungsweise dämpfte sie. Weil ständig Todesfälle und Morde zu verzeichnen waren, lagen auch immer Bücher aus. Die Leute kamen und gingen, wobei die schlurfenden Schritte wie ein Flüstern in der Stille wirkten. Es war ein ganz normaler Vorgang, sagte Fringe sich. Kein Grund für Tränen, Schuldgefühle oder Sentimentalitäten. Er ist tot, das ist alles. Er hat dir kein Wort hinterlassen; aber wenn er schon nicht mit dir gesprochen hatte, als er noch lebte, weshalb erwartest du das dann von ihm, wenn er tot ist?
    Fringe schaute auf und sah, daß die Frau, Yilland, sie mit einem gierigen und ruhelosen Ausdruck anstarrte, wie ein hungriges Tier im Käfig. Fringe musterte das Gesicht der Frau und widmete sich dann wieder dem Buch, wobei sie sich fragte, ob das Guthaben ausreichen würde, die Gläubiger zu bedienen oder ob die Frau auf der anderen Seite des Raums für die Schulden würde aufkommen müssen. Erben wurden manchmal verkauft, am Stück oder in Einzelteilen, um die Schulden eines Verstorbenen zu tilgen. Es waren Fälle bekannt, wonach Gläubiger einen Schuldner übel zugerichtet hatten. Fringe hatte in den letzten fünfzehn Jahren ein ordentliches Sümmchen in eine Schuldenversicherung einbezahlt. Sie hatte sich ziemliche Sorgen gemacht; schließlich kannte sie ihren Vater. Nun, das Geld hätte sie sich sparen können. Ihre Sorgen waren unbegründet gewesen. Sie war aus dem Schneider.
    Und Yilland alias Dorwalk war drin.
    Fringe nickte dem Schrat zum Abschied zu, drehte sich um und ging davon. Mit geradeaus gerichtetem Blick verließ sie die Halle wie eine Frau mit einem Ziel, bis sie am Portal von einem uniformierten Lakaien aufgehalten wurde. Der Leiter der Finalen Gleichheit ersuchte sie um ein Gespräch, eröffnete er ihr. Sie schaute ungläubig drein, doch er nickte, bedeutete ihr zu folgen und preßte ungeduldig die Lippen zusammen, bis sie ihm endlich folgte. Mit auf die Seite geneigtem Kopf beobachtete der hünenhafte Curvis den Vorfall von der anderen Seite der Halle aus. Sie erwiderte die Geste und zuckte die Achseln. Kannte sich einer mit dem Management aus!
    Der Lakai führte sie durch den hallenden Korridor in den Bürotrakt hinter der Halle. Vor einer großen Tür blieb er stehen, klopfte an, öffnete sie und bedeutete ihr einzutreten. Der Manager saß hinter einem Schreibtisch aus Edelholz, der aus dem Vollen geschnitzt zu sein schien, obwohl Fringe, die das Gewicht der Tischplatte mit der relativ fragilen Struktur abglich, auf der die Platte ruhte, es für eine Imitation, ein Symbol des Managements hielt. Keine andere Klasse hatte eine so glückliche Hand in Geldangelegenheiten, keine andere Klasse pflegte so souverän die Selbstdarstellung. Für Leute, die in die Klasse des Managements hineingeboren wurden, war Geld kein Thema; also konnten sie es auch als schnöden Mammon bezeichnen. Keine andere Klasse erweckte überzeugender den Anschein von Gerechtigkeit, denn das Management hatte auch das nicht nötig. Sie erkannte, daß dieser Mann durch seine Klasse geadelt und zudem intelligent war; allerdings war das Management auch die einzige Klasse, die ihre Angehörigen wegen Dummheit deklassieren durfte und das auch tat.
    Er nahm sie gründlich in Augenschein. »Char Dorwalks Buch wurde aus dem Archiv geholt, um von diesem Büro genehmigt zu werden«, sagte er. »Der Scanner sagte mir, Sie würden sich in der Halle aufhalten. Nachdem ich den Eintrag untersucht habe, frage ich mich, ob Sie das Testament Ihres leiblichen Vaters nicht anfechten wollen. Eine Enterbung wird immer von diesem Büro überprüft, und wie ich aus dem Buch Ihres Vaters ersehe, wurden Sie ohne stichhaltigen Grund übergangen. Es ist nirgends ersichtlich, daß Sie davon in Kenntnis gesetzt wurden oder die Möglichkeit erhielten, Einspruch einzulegen.«
    ›Von diesem Büro‹, natürlich. Weshalb sagten die verdammten Manager nicht einfach ich, wie alle anderen auch? Es hieß immer nur ›dieses Büro‹, ›dieser Rat‹ oder ›diese Regierungskörperschaft‹.
    »Scheiße«, sagte sie in der Manier eines Asozialen, »weshalb sollte ich?«
    Der

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