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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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und tauchte tausend Jahre später (in Absolutzeit) auf einem Planeten namens Thyker wieder auf. Sie war zwar stark gealtert, aber nicht mumifiziert oder so. Sie konnte das nur überlebt haben, indem sie einen solchen Sprung oder mehrere Sprünge durchführte. Die Tor-Ingenieure und Techniker sind schier aus dem Häuschen. Es heißt, sie wären nicht mehr so aufgeregt gewesen, seit die Maschinen in der Stadt Fünfzehn ein Mittel gegen unsere letzte Seuche entwickelt hatten, bevor wir die Erreger überhaupt verbreiteten.«
    Syrilla versteifte sich. Es galt als unschicklich, solche Dinge außerhalb der offiziellen Sitzungen zu erwähnen. Seuchen, Attentate und begrenzte Kriege waren zwar erforderlich, um die Vielfalt zu bewahren, aber wenn man im Plauderton darüber sprach, hatte man doch ein schlechtes Gefühl dabei. Sie schaute den Jungen mißbilligend an und schüttelte kaum merklich den Kopf.
    »Entschuldigung, Tante Syrilla«, murmelte er errötend. Ihm wurde bewußt, daß er schon wieder die Konventionen gebrochen hatte. Es gab so verdammt viele Dinge, die man nicht sagte! Oder nicht tat! Zumindest nicht offiziell. Manchmal bezweifelte er, daß er es jemals lernen würde, sich ordentlich zu benehmen. Und manchmal, wenn er diesen Ort besonders abstoßend fand, bezweifelte er, daß er es überhaupt wollte! Hier in Toleranz lag einiges im argen; auch wenn die alteingessenen Bewohner das nicht wahrhaben wollten, waren sie deshalb doch nervös und gereizt. Jacent gab sich weiterhin gutgelaunt, um Tante Syrilla nicht zu verraten, was er wirklich dachte.
    Sie tat seine Entschuldigung mit einer Handbewegung ab und wandte sich wieder dem Wald zu.
    »Machst du dir Sorgen deswegen?« fragte er mit honigsüßer Stimme, wobei er sich für seine Vermessenheit entschuldigen wollte und hoffte, daß sie den Fauxpas vergaß. Er wollte unbedingt wissen, weshalb sie sich Gedanken darüber machte.
    »Ja«, rief sie. »Ja, Jacent. Niemand scheint sich über die Konsequenzen der Zeitreise im klaren zu sein. Es würde bedeuten, daß die Götter von Hobbs Land in der Vergangenheit zurückgehen, sich vor unseren Leuten hier einnisten und dann… Vielleicht sind sie schon hier. Auf Panubi. Diese Möglichkeit wurde zwar schon angedeutet, aber ich habe sie nicht, nun, du weißt schon, ernstgenommen. Aber nun… wir wissen nicht, was auf Panubi vorgeht, also könnten sie dort sein. Boarmus macht sich Sorgen wegen Panubi. Er hat Danivon Luze losgeschickt, um herauszufinden, was es mit… dieser Drachengeschichte auf sich hat. Vielleicht handelt es sich gar nicht um Drachen, sondern um versklavte Menschen. Wir wissen nämlich nicht, wie Versklavte aussehen.« Sie schauderte, und ihr schreckerfülltes Gesicht glich für einen Moment einem Totenschädel.
    Er schnappte unhörbar nach Luft; ihre Angst hatte sich auch auf ihn übertragen. Dann wartete er atemlos ab.
    »Das ist beunruhigend, Jacent«, sagte sie schließlich. »Die Vorstellung, daß die Götter von Hobbs Land wirklich hier sind. Daß sie nur darauf warten, über uns herzufallen, uns zu übernehmen und auch zu versklaven…« Sie seufzte, schlug sich auf die Stirn und flüsterte: »Ich träume manchmal davon. Als ob ich ersticken würde. Als ob ich in einen winzigen Raum gezwängt und… zerquetscht würde.« Sie schluckte schwer und rang sich ein Lächeln ab.
    »Wenn es aber keine Zeitreise gibt, ist meine Besorgnis natürlich… unbegründet. Die Leute aus der Vergangenheit sind… wie du schon sagtest… harmlos.« Sie lachte, während die Angst ihr ins Gesicht geschrieben stand.
    Jacent war mehr als nur interessiert. Er war neugierig! Er glaubte nicht, daß er jemals soviel Angst gehabt hatte wie sie. Und obwohl er in der Schule gelernt hatte, die Götter von Hobbs Land zu fürchten, hatte er sich im Grunde nie Gedanken darüber gemacht. Sicher, er hatte die Dokudramen gesehen, wie Woanders als Zufluchtsort vor den Göttern eingerichtet worden war, über die Professorin Mintier Thob und Madame Therabas Bland, über Subble Cling und Orimar Breaze und die anderen Mitglieder des Komitees, wie sie vor langer Zeit hierher gekommen waren. Nichts davon hatte ihm Angst gemacht.
    Tante Syrilla indes hatte Angst. Er hielt es für das Beste, die Sache nicht weiter zu verfolgen. Also sagte er nichts, und das Schweigen dauerte an.
    »Was soll mit den seltsamen Zwillingen geschehen?« fragte sie schließlich. »Ich weiß nicht, was beschlossen wurde. Sollen sie nach Himmel geschickt werden?«

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