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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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die zu beachten er nicht für nötig gehalten hatte. AKA: Professioneller Name… Sie hatte die Buchstaben ihres Namens umgestellt, so daß sich ein Wort ergab, das ihr besser gefiel.
    Und sie war eine lizensierte Beauftragte.
     
    In Toleranz hatte Syrilla ihren jungen Protege, Jacent, zum Mittagessen eingeladen. Jacent war noch ein Junge, der erst vor kurzem aus Himmel gekommen war und den Dienst in Toleranz angetreten hatte, doch er war ein Angehöriger ihrer ›Familie‹, und deshalb war sie für ihn verantwortlich.
    »Was sagst du zu diesem Vorfall mit dem Arbai- Tor?« fragte die Supervisorin ihren jungen Verwandten. »Glaubst du das?«
    »Man glaubt das, was man sieht«, sagte er und stieß die Hand in die Luft. »Du hast es gesehen, Tante Syrilla. Du hast gesehen, wie sie durchgekommen sind.«
    Syrilla runzelte die Stirn. Im Umgang miteinander kultivierten die Rats- Mitglieder eine gewisse Lässigkeit und Nonchalance, womit sie demonstrieren wollten, daß sie alles schon gesehen hatten und sich über nichts mehr wunderten. Als Jacent ihren Gesichtsausdruck sah, errötete er und faltete die Hände im Schoß. Man hatte ihm eingeschärft, nur in der Öffentlichkeit zu gestikulieren. Dort war schrilles Auftreten angesagt, jedoch nicht in der Privatsphäre.
    Sie befanden sich auf der Terrasse von Syrillas Unterkunft: Sie stand am Geländer, und er saß am Tisch und labte sich an den Delikatessen, die Syrillas frick’scher Koch zubereitet hatte. Die Frick’schen waren ebenso gute Diener wie Soldaten; mehrere tausend waren in Toleranz beschäftigt, und noch viel mehr in Himmel. Jacent hatte eine Vorliebe für die frick’sche Küche, wobei das aber auch schon alles war, was ihm an Toleranz gefiel.
    »Ich meine, glaubst du, daß es sich um Primitive handelt?« fragte Syrilla. »Wirklich? Aus der Zeit vor der ersten Diaspora?« Sie klang nicht nur verwirrt, sondern besorgt, und Jacent musterte sie verstohlen unter langen Wimpern hervor. Er wunderte sich über ihren Tonfall. Es gab doch keinen Grund zur Besorgnis. Die Kreaturen, so spinnenartig und archaisch sie auch waren, stellten keine Bedrohung dar.
    »Natürlich haben wir das Archiv befragt«, gestand er, wobei er mit ›wir‹ die Jungen meinte, die unteren Ränge, die Dilettanten und Schwätzer, die noch keine Diskretion gelernt hatten, diejenigen, welche Routinearbeiten wie Instandhaltung und Überwachung erledigten, bis sie alt genug waren, um etwas Gehaltvolleres und noch Langweiligeres zu tun. »Das Archiv hält es zumindest nicht für ausgeschlossen. Das Archiv hat die uralten Dateien durchsucht und einige Berichte über Kontakte mit dieser Sellerie- Rasse gefunden. Eine uralte Rasse, zumindest extrapoliert das Archiv das, die unsere kleine Spirale als Zwischenstation auf ihrer Reise benutzt hatte. Die seltsamen Zwillinge sagen, man hätte ihnen eine Konzession erteilt!« Er lachte. Die Vorstellung war amüsant. Wer oder was hatte diese angebliche Konzession erteilt? Sie hatten sich eingehend darüber unterhalten, im Labyrinth unter der Großen Rotunde.
    Ihr Gesichtsausdruck rief ihn zur Ordnung, und er fuhr fort: »Verbundene menschliche Wesen werden auch heute noch gelegentlich in primitiven Gesellschaften geboren, sogar hier auf Woanders. Das Archiv hat auch dafür Belege gefunden.«
    »Das weiß ich alles«, sagte die Supervisorin verdrießlich. »Aber ich habe noch nie die Theorie gehört, daß die Arbai- Tore auch für Zeitreisen geeignet seien. Vielmehr hieß es bisher immer, daß Zeitreisen unmöglich seien!« Sie stieß ein hysterisches Winseln aus.
    Weshalb brachte das Thema ›Zeitreisen‹ sie so aus der Fassung? Zumal es hier in Toleranz auch so schon genug gab, worüber man sich aufregen konnte.
    »Darüber haben die Techniker sich auch natürlich schon den Kopf zerbrochen. Die aktuelle Theorie besagt, daß diese Personen, als sie vor Tausenden von Jahren das Arbai- Tor auf der Erde demanifestiert hatten, einen Defekt verursachten, der sie für ein paar tausend Jahre im Nichts einsperrte, bis sie dann hier ankamen.«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Dann handelte es sich also nicht um eine Zeitreise?«
    »Nein. Keine Zeitreise. Nur eine extreme Lücke in ihrem Bewußtsein.« Er lächelte, als er sah, wie sie sich entspannte. Interessant. »Das Archiv sagt, daß noch weitere merkwürdige Zwischenfälle mit Arbai- Toren stattgefunden hätten. Zum Beispiel: Eine Frau ging vor mehreren tausend Jahren auf einem Planeten namens Gras durch ein Tor

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