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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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schimmerte, die beiden goldenen Einzelkämpfer-Schnüre kündeten von langjähriger Erfahrung und die juwelenbesetzte von ihrem neuen Status. »Ich bin Kommandeur«, fuhr er fort, »und damit Vorsitzender des Rats.«
    »Sir!« sagte sie und stand bequem. Wenn sie ihm zu verstehen gegeben hätte, daß sie sich über seinen Blick aufregte, hätte ihm das nur Genugtuung verschafft. Außerdem hätte es ihr geschadet. Der beste Schutz gegen diesen Blick, so hatte Zasper immer gesagt, bestand darin, ihn zu ignorieren. Also blickte sie starr geradeaus.
    »Sie haben heute abend einen Eid abgelegt«, rief er ihr in Erinnerung.
    Die Erinnerung war noch recht frisch. Sie neigte den Kopf, um Blickkontakt mit ihm herzustellen und sah nur in verhangene, ausdruckslose Augen.
    »Es handelt sich um einen Treueid gegenüber dem Rat«, sagte er.
    »Sir!« Glaubte er vielleicht, sie wußte nicht, was sie geschworen hatte?
    »Und folglich gegenüber mir, dem Vorsitzenden des Rats«, fuhr er fort.
    Dessen war sie sich allerdings nicht sicher. In ihrer Vorstellung bezog Loyalität gegenüber dem Rat sich auf den gesamten Körper und nicht nur auf eine Person, selbst wenn es sich dabei um den Kommandeur handelte. Sie wartete darauf, was als nächstes kommen würde.
    »Sie werden zu einem unbekannten Territorium aufbrechen. Wir müssen so viel wie möglich darüber in Erfahrung bringen.« Er streckte die Hand aus, und sie nahm den kleinen Würfel, den er ihr reichte. »Sie werden diesen Sender mitführen und es mich wissen lassen, wenn etwas Ungewöhnliches passiert.«
    »Sir! Mir wurde gesagt, Danivon Luze sei der Leiter dieser Expedition«, sagte sie ausdruckslos.
    Boarmus lächelte wie eine Echse. »Alle Rats-Beauftragten unterstehen meinem Kommando. Sie sind loyal, wie Sie es auch geschworen haben, oder Sie werden ihres Amtes enthoben.« In seinem Ton schwang die unterschwellige Drohung mit, daß sie ein solches Vorkommnis nicht lang überleben würde. »Sie werden Danivon Luze nichts davon sagen.«
    Sie erwiderte nichts, sondern murmelte nur dieses Universalwort. »Sir!« Die Frage lag ihr auf der Zunge, weshalb gerade ich, aber es war besser, sich das zu verkneifen und gar nichts zu sagen. Es war ratsam, auf Widerspruch zu verzichten. Keine Fragen zu stellen. Eine Auseinandersetzung zu vermeiden. Das hatte Zasper bei mehr als nur einer Gelegenheit gesagt. »Richte nie eine Frage an einen Vorgesetzten, es sei denn, du weißt die Antwort schon und stellst die Frage nur aus formalen Gründen. Vergewissere dich immer, wo du stehst, bevor du eine Linie ziehst und jemanden zwingst, sie zu überschreiten.«
    Boarmus bedeutete ihr mit einem Kopfnicken, daß sie wegtreten durfte. Sie verneigte sich vorschriftsmäßig und verließ den Rats-Kommandeur, der ihr düster nachschaute. Sie spürte seinen Blick; sie glaubte nicht, daß sie ihm Grund zur Freude gegeben hatte, aber auch keinen Anlaß zum Zorn. Diesbezüglich hatte Zasper sich auch klar ausgedrückt. »Laß dir von Vorgesetzten nicht auf der Nase herumtanzen«, hatte er gesagt. »Wenn du dich korrekt verhältst, können sie dir nichts anhaben. Das heißt, daß du überhaupt keine Regung zeigen darfst. Keine Unverschämtheiten. Keinen Kummer. Keinen Zorn. Nichts. Dein Gesicht muß so ausdruckslos sein wie eine Muschelschale. Du darfst keine Gefühle zeigen. Noch besser, du hast überhaupt keine Gefühle.« Das half einem dabei, die Zeremonien zu überstehen. Zumal die seidene und lederne Montur sowie die wehenden Rockschöße ihr ohnehin ein Gefühl der Depersonalisierung vermittelten.
    Fringe tat Boarmus indes unrecht. Seiner Meinung nach war sie perfekt. Sehr souverän. Die perfekte Beauftragte, bis hin zu den glänzenden Stiefeln, die noch dazu sehr schön waren. Einem Provinz- Beauftragten hätte man es nachgesehen, wenn er bei einer Audienz beim Kommandeur nervös gewesen wäre und herumgestottert hätte, doch bei ihr war das nicht der Fall gewesen. Boarmus hatte damit gerechnet, denn er wußte, daß sie aus Enarae stammte und daß Zasper Ertigon sie gesponsert hatte. Aufgrund der Besonderheiten der Provinz Enarae sammelten die Beauftragten schon früh und reichlich Erfahrungen. Und weil er Zasper kannte, wußte er, daß sie Bescheid wußte. Owldark würde ihm eine Hilfe sein.
    »Tote Männer, schlaft«, murmelte er. Vielleicht hatte er Glück. Vielleicht würden sie nichts mehr tun, zumindest nichts Schlimmeres als das, was sie schon getan hatten, und er, Boarmus, würde auch nichts

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