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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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letzten paar tausend Jahren kaum geändert hatten – zumindest nicht, was Familien und Kinder betraf.
    Bertran hatte die gleichen Gedanken. »Es erstaunt mich nicht, Danivon Luze, daß die menschliche Natur, die sich in den Jahrtausenden vor unserer Zeit kaum verändert hatte, sich auch nach diesen Jahrtausenden nicht verändert hat. Die Menschheit hat einen technischen Aufschwung erlebt, doch in psychischer Hinsicht ist alles beim alten geblieben. Soweit ich weiß, führte Char Dorwalk ein so unkonventionelles Leben, daß es ihm herbe Kritik von seiner Klasse und Familie eintrug. Wenn seine Kinder perfekt geraten wären, hätte das den Bruch mit den Konventionen gerechtfertigt.«
    »Bertran hat vielleicht recht«, sagte Nela zweifelnd. »Weil seine Tochter aber nicht perfekt war, lieferte sie ihm auch keine Rechtfertigung. Vielleicht hat er es ihr verübelt, daß sie seinen Erwartungen nicht entsprochen hat.«
    »Und was hat das mit mir zu tun?« knurrte Danivon.
    »Folgendes«, sagte Nela. »Das Männerbild eines kleinen Mädchens wird vom Vater geprägt. Von ihm hängt es ab, ob es den Männern vertraut oder nicht, ob es sie respektiert oder nicht. Fringe hat ihren Vater vielleicht als stattlichen und charmanten Mann in Erinnerung, weiß aber auch, daß sie nur von geringem Wert für ihn war, als er seine Qualitäten als Vater unter Beweis stellen mußte. Und bist du nicht auch stattlich und charmant, Danivon Luze?«
    »Ich würde sie nicht so behandeln!«
    »Natürlich nicht«, sagte Nela und konzentrierte sich wieder auf das Kostüm, das sie für Fringe nähte. »Natürlich würdest du das nicht, Danivon Luze.«
    Nachdem Danivon gegangen war, fragte Bertran: »Du sagtest ›oberflächlich betrachtet‹, Nela. Wie hast du das gemeint?«
    Sie schaute auf die glitzernden Wellen. »Daß das keine ausreichende Erklärung für Fringes Wesen ist, Bertran. Weißt du, manche Leute werden vom Leben geprägt…«
    »Ein Truismus, liebe Schwester«, warf er ein.
    »…und manche sind, wie sie sind, egal wie das Leben ihnen auch mitspielt. Ich bin nicht sicher, was in ihrem Fall zutrifft. Fringe hat etwas an sich, das… unveränderlich anmutet.«
    Bertran war das zwar noch nicht aufgefallen, aber er glaubte es ihr auch so.
    Nelas Neugierde war geweckt, und sie erzählte Fringe davon. »Er ist ein gutaussehender Mann«, sagte sie zu Fringe. »Bist du sicher, daß du nichts von ihm willst?«
    »Ganz sicher«, murmelte Fringe. »Hör dir den Mann doch nur mal an. Er hat noch nie eine Frau erwähnt außer der, die er nach dem Weg zur nächsten Bierschwemme gefragt hat. Ich halte das für unwahrscheinlich.«
    »Stimmt«, sagte Nela versonnen. »Wenn ein solcher Mann keine Trauer wegen einer verflossenen Liebe oder Kummer wegen einer unglücklichen Liebe bekundet, dann macht einen das schon stutzig.«
    »Vielleicht ist er einfach nur Kavalier und möchte nicht über Frauen reden«, sagte Bertran.
    »Wenn er das nicht will, liegt es entweder daran, daß es so wenige waren, daß sie ihm heilig sind, oder daß er die meisten schlichtweg vergessen hat«, brauste Fringe auf.
    Bertran lachte. »Du willst dich weder der Blasphemie an seinen Verflossenen schuldig machen noch in seine Trophäensammlung eingereiht werden, stimmt’s?«
    Ja. Das war es. Dachte sie zumindest. »Ein Beauftragter kann sich eine solche Ablenkung nicht leisten«, sagte sie nüchtern und glaubte sogar daran.
    Die Zwillinge hatten keine Ahnung, was ein Beauftragter sich leisten konnte. Weil die Mitglieder der Zunft sich entweder über ihre Arbeit ausschwiegen oder sich in Lobreden darüber ergingen, waren die Zwillinge zu dem Schluß gekommen, daß ein Beauftragter zu gleichen Teilen einen Inspektor vom Gesundheitsamt und einen Buchhalter darstellte. Obwohl sie ständig Fragen über irgendwelche Dinge stellten, brachten sie nie etwas über die Beauftragten in Erfahrung.
     
    »Ich möchte etwas über diese Arbai wissen«, sagte Bertran eines Nachmittags, nachdem sie der übrigen Vergnügungen überdrüssig waren und halb besinnungslos von der Hitze herumlagen. »Und über diese Götter von Hobbs Land. Die Religion, mit der ich aufwuchs, würde ihre Existenz bestreiten, aber ihr scheint da anderer Meinung zu sein.«
    Danivon und Curvis wechselten Blicke. Fringe setzte die Musterung ihrer Zehen fort, die seit kurzem höllisch juckten.
    »Nun?« sagte Bertran.
    »Was willst du denn wissen«, brummte Fringe.
    »Erzählt mir alles über sie oder es.«
    Fringe holte

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