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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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du liegst doch nicht mit irgendwelchen Männern im Bett. Und mit einem Mal hatte sie sich sehr alt gefühlt. Ich bin erst einundvierzig, Gary! Na, das ist doch alt, oder nicht? Nicht wirklich! Man kann vögeln, bis man sechsundachtzig ist, und genau das habe ich auch vor! Hast du keine Angst, dir dabei etwas zu brechen?, hatte er gefragt und das durchaus ernst gemeint.
    Er zog eine Augenbraue hoch, als sie ihre Mütze abnahm und ihr nasses Haar befreite.
    »Kommst du gerade aus dem Schwimmbad?«
    »Viel besser. Hampstead Ponds.«
    »Willst du Spiegeleier mit Bacon, Pilze, ein Würstchen, eine Tomate und Kartoffeln? Ich spendiere dir ein Frühstück …«
    » Of course, my love! Bist du schon lange da?«
    »Ich muss mit dir reden! Ein Notfall!«
    »Ernste Angelegenheit?«
    »Mjaa …«
    »Habe ich vorher noch Zeit zu duschen?«
    »Mjaa …«
    »Sag nicht immer mjaa, das klingt furchtbar unmelodisch …«
    »Mjaa …«
    Shirley versetzte ihrem Sohn einen Schlag mit der Mütze, dem dieser lachend auswich.
    »Geh dich waschen, Maman, du stinkst nach Morast!«
    »Oh! Tatsächlich?«
    »Und das ist nicht sexy!«
    Er streckte die Arme aus, um seine Mutter daran zu hindern, ihn windelweich zu prügeln, und sie rannte lachend unter die Dusche.
    Ich liebe diesen Jungen, Gott, wie ich ihn liebe! Er ist meine Sonne, mein Polarlicht, mein König der Söhne, mein ganz persönliches Früchtebrot, mein Drahtseil, mein Blitzableiter … Sie sang diese Worte vor sich hin, während sie ihren Körper mit einer nach Zimt und Orange duftenden Seife von L’Occitane einseifte. Nach Morast stinken? Das kam nicht infrage! Nach Morast stinken! Wie eklig! Ihre seidenweiche Haut duftete, und sie dankte dem Himmel dafür, dass er sie groß, schlank und muskulös geschaffen hatte. Man dankt seinen Eltern nie genug für diese Geschenke der Geburt … Danke, Papa! Danke, Mutter! Sie hätte niemals gewagt, ihrer Mutter so etwas ins Gesicht zu sagen. Sie nannte sie Mutter, erzählte ihr weder von Herzensdingen noch von ihrem Körper und küsste sie zurückhaltend auf die Wange. Nur einmal. Zwei Küsse wären unangebracht. Es war eigenartig, stets eine solche Distanz zu ihrer Mutter zu wahren. Aber sie hatte sich daran gewöhnt. Sie hatte gelernt, die Zärtlichkeit hinter der aufrechten Haltung und den im Schoß ruhenden Händen zu entschlüsseln. Sie spürte sie in einem leisen, unvermittelten Hüsteln, einer hochgezogenen Schulter, dem sich aufmerksam nach vorn neigenden Hals, einem Funkeln im Blick, der Hand, die am Rocksaum kratzte. Sie hatte sich daran gewöhnt, aber manchmal vermisste sie es doch. Sich niemals gehen lassen zu können, in ihrer Gegenwart niemals fluchen zu dürfen, ihr niemals auf die Schulter zu klopfen, niemals ihre Jeans, ihren Lippenstift, ihren Lockenstab zu klauen. Einmal … es war zur Zeit des Mannes in Schwarz, als der Kummer sie zu überwältigen drohte, als sie nicht mehr wusste, wie … wie sie sich von diesem Mann befreien sollte, von der Gefahr, die dieser Mann bedeutete … da hatte sie um eine Audienz bei ihrer Mutter gebeten, sie hatte sie umarmt, und Mutter hatte es so reglos über sich ergehen lassen wie ein Stück Holz. Mit hängenden Armen und steifem Nacken, bemüht, einen schicklichen Abstand zwischen sich und ihrer Tochter zu wahren … Mutter hatte ihr zugehört und nichts gesagt, aber sie hatte gehandelt. Als Shirley erfahren hatte, was ihre Mutter für sie tat, nur für sie, hatte sie geweint. Dicke Tränen, die für all die Male flossen, als sie nicht hatte weinen können.
    Ihre rebellische Pubertät hatte sich gegen ihren Vater gerichtet. Mutter hätte das nicht gutgeheißen. Mutter hatte die Stirn gerunzelt, als sie mit Gary auf dem Arm aus Schottland zurückgekehrt war. Damals war sie einundzwanzig gewesen. Mutter war leicht zurückgewichen, was Shocking! bedeutete, und hatte leise gesagt, dass ihr Verhalten sich nicht schickte. »Schickte«!
    Mutter wusste sich auszudrücken und ließ sich niemals gehen.
    In einem lavendelblauen Bademantel und mit einem weißen Handtuchturban auf dem Kopf kam sie aus der Dusche.
    »Wow, der Großwesir persönlich!«, rief Gary.
    »Du scheinst ja ausgezeichneter Laune zu sein …«
    »Das liegt an dem, worüber ich mit dir reden möchte … aber vorher probier meine Eier und sag mir, was du davon hältst. Ich habe zum Abschluss einen Schuss Himbeeressig darübergegeben, den ich im Erdgeschoss von Harrods gekauft habe …«
    Gary war ein unübertrefflicher Koch.

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