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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Buntstifte, und er beruhigte sich.
    Ein peinliches Schweigen machte sich breit. Chaval musterte Junior angewidert. Josiane zählte die verstreichenden Sekunden und wurde ungeduldig.
    »Worauf wartest du noch, bis du mir was zu trinken spendierst? Dass die Fliegen ins Glas krabbeln?«
    »Was willst du denn?«, fragte Chaval, der sich in Juniors Gegenwart unwohl fühlte.
    Dieser Knirps hatte eine merkwürdige Art, ihn anzusehen. Seine Augen durchbohrten ihn wie zwei Schraubenzieher.
    »Ich nehme einen Tee und einen Orangensaft für Junior …«
    »Dann bekleckert der doch alles!«
    »Nein. Er kann sehr ordentlich trinken …«
    »Sag mal, ist das normal, dass er so rot ist?«
    »Er malt, er konzentriert sich …«
    Junior war dabei, in Chavals Gehirn einzudringen. Er hatte den Fornix überwunden und stockte am Septum pellucidum, einer dünnen, doppelten Membran zwischen den vorderen Teilen der beiden Hirnhälften. Vor Anstrengung wurde er knallrot, er drückte, drückte, als säße er auf seinem Töpfchen.
    »Und diese roten Haare, ist das auch normal?«
    »Ja, in Wirklichkeit ist er nämlich ein Clown … Hast du das nicht gemerkt?«, antwortete Josiane gekränkt. »Ein roter Clown mit roten Wangen, roten Haaren und einer roten Nase … und wenn du ihn an die Steckdose anschließt, blinkt er. An Weihnachten ist das total praktisch, da sparen wir uns die Lichterketten … Manchmal vermiete ich ihn auch für Geburtstagspartys, hast du Interesse? Ich mache dir einen guten Preis …«
    »Tut mir leid«, trat Chaval den Rückzug an, »ich bin Kinder nicht gewöhnt.«
    »Frag ich dich vielleicht, ob es normal ist, einen Streifen Scheiße unter der Nase zu haben?«
    »Das ist keine Scheiße, sondern ein schmaler Schnurrbart!«
    »Und bei Junior ist es genauso … Er ist kein Clown, sondern mein geliebter Sohn, und jetzt hältst du gefälligst die Klappe! Wenn du die Leute weiter so von oben herab behandelst, obwohl du selbst kaum über die Tischkante gucken kannst, kommst du garantiert nicht in den Himmel, das kann ich dir versichern!«
    »Kein Problem, ich habe schon anderswo reserviert …«
    Erfreut über die Zeit, die er durch das Wortgefecht zwischen Chaval und seiner Mutter gewonnen hatte, arbeitete Junior sich weiter vor, durchdrang das Septum pellucidum und den Balken und stellte endlich eine direkte Verbindung mit Chavals Gehirn her.
    »Tatamayabobo!«, rief er, als er sein Ziel erreicht hatte.
    Josiane klopfte ihre Föhnfrisur auf, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, zog würdevoll ihren rosa Pashmina-Schal zurecht und fragte: »Also, wolltest du dich mit mir treffen, um mein Kind kennenzulernen?«
    »Nicht wirklich«, antwortete Chaval mit einem schmalen Lächeln, das seine linke Wange verzerrte. »Ich habe mich daran erinnert, wie gut du immer darin warst, interessante neue Produkte für Casamia ausfindig zu machen … Ich will ehrlich zu dir sein, Josy …«
    Josy … In Josianes Gehirn schrillten Alarmglocken los. Dieser Mann versuchte sie einzuwickeln, indem er den Kosenamen benutzte, den er ihr früher neben dem Kaffeeautomaten zugeflüstert hatte, um sie dazu zu bringen, in seine Arme zu sinken. Junior malte einen langen roten Strich in sein Buch.
    »… ich würde sehr gern wieder zu Casamia zurückkommen. Ich glaube, dass Marcel jemanden braucht. Er schafft die Arbeit nicht mehr allein. Seine Kräfte lassen nach.«
    Juniors Rat folgend, blieb Josiane stumm und ließ ihn reden.
    »Er braucht einen dynamischen, cleveren, jederzeit verfügbaren Vertriebsleiter, und dieser seltene Glücksfall bin ich!«
    »Und du brauchst mich, um dich bei ihm vorzustellen?«
    »Ich wollte wissen, ob du mit dieser Idee einverstanden bist …«
    »Darüber muss ich erst nachdenken«, sagte Josiane und schenkte sich ihren Lipton-Tee mit gelbem Etikett ein. »Es ist ja nicht unbedingt so, als hätte ich einen Narren an dir gefressen …«
    »Ich weiß genau, dass Marcel mich niemals einstellen wird, wenn du dagegen bist …«
    »Wer sagt mir, dass du dich geändert hast, Chaval? Dass du nicht mehr dieser miese Schuft bist, der versucht hat, uns zu vernichten, nachdem er bei der Konkurrenz angeheuert hatte?«
    »Ich habe mich geändert. Ich bin ehrlich geworden. Ich achte jetzt auf meine Mitmenschen …«
    Junior drückte mit aller Kraft auf den Stift und zeichnete drei lange rote Striche an den Rand seines Buchs.
    »Ich nehme Rücksicht auf sie, respektiere sie …«
    Rot, rot, rot.
    »Ich mag deinen Mann sehr

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