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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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wenigstens in der Öffentlichkeit wie alle Jungen deines Alters zu benehmen?«
    »Schämst du dich etwa für mich?«, fragte Junior und wurde tiefrot.
    »Nein … ich schäme mich nicht, ich fühle mich unwohl … Ich wäre gern so wie alle anderen Mütter, und du tust nichts, um mir zu helfen. Als wir neulich rausgegangen sind, hast du der Concierge ›Hey, altes Haus‹ zugerufen, und sie hätte fast ihr Gebiss verschluckt!«
    Junior lachte laut auf und kratzte sich an der Seite.
    »Ich kann diese Frau nicht leiden, sie starrt mich immer so begehrlich an, das ist widerlich …«
    »Schon, aber ich musste ihr sagen, dass sie sich verhört hätte, und du eigentlich nur ›Ist das kalt im Haus‹ genuschelt hättest. Sie hat dich ganz komisch angeguckt und gesagt, dass du für dein Alter schon ziemlich weit wärst …«
    »Womit sie ja auch recht hat.«
    »Mag sein, Junior … Trotzdem, wenn du mich wirklich lieb hättest, würdest du versuchen, dich so zu verhalten, dass mein Leben nicht ein einziger langer Angstschauer wäre bei dem Gedanken, was du wohl als Nächstes wieder von dir gibst!«
    Junior versprach, sich Mühe zu geben.
    Und Josiane seufzte mutlos.
    An diesem Tag gingen sie in den Parc Monceau. Junior hatte eingewilligt, die Kleidung zu tragen, die seine Mutter vorgeschlagen hatte – eine seinem Alter absolut angemessene Kleidung: Latzhose und warme Daunenjacke –, es jedoch abgelehnt, den Buggy zu benutzen. Er bemühte sich, mit großen Schritten zu laufen, um seinen Musculus biceps femoris und seinen Musculus gastrocnemius zu trainieren. So nannte er die Beinmuskeln.
    Sie betraten den Park auf vollkommen klassische Weise. Passierten das schwere, schwarze Gittertor Hand in Hand und glückselig lächelnd. Josiane setzte sich auf eine Bank und reichte Junior einen Ball. Er nahm ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, ließ ihn fallen, und der Ball rollte zu einem kleinen Jungen in seinem Alter. Er hieß Émile, und Josiane sah ihn häufig mit seiner Mutter, einer netten Frau, die ihr jedes Mal freundlich zulächelte und mit der sie sich gerne angefreundet hätte.
    Die beiden kleinen Jungen spielten eine Weile miteinander, aber Junior spielte … wie soll man sagen … mit einem gewissen Desinteresse. Man spürte genau, dass er seine Ungeduld zügelte. Er rollte den Ball zu Émile hinüber, der jedes zweite Mal bei dem Versuch, diesen aufzuhalten, stolperte und sich mühevoll wieder hochrappelte. So ein Trottel!, stieß Junior zwischen den Zähnen hervor. Émiles Mutter hörte ihn nicht. Sie betrachtete die beiden Kinder gerührt.
    »Sind sie nicht süß? Sie spielen so schön zusammen …«
    Josiane nickte, glücklich darüber, endlich eine normale Mutter mit einem normalen Sohn zu sein, der ganz normal mit einem Freund in seinem Alter spielte. Das Wetter war schön, die Säulen des griechischen Tempels strahlten in ätherischem Weiß, dem Weiß des von der Wintersonne aufgewärmten Steins, die Birken, die Buchen und die Walnussbäume wiegten sacht ihre dürren Zweige, denen der Raureif noch nicht die letzten Blätter geraubt hatte. Eine Libanonzeder mit flacher, ausladender Krone trotzte hoheitsvoll dem böigen Wind, und die sorgsam gestutzten Rasenflächen bildeten weite, grüne Flecken, auf denen das Auge ausruhen konnte.
    Sie öffnete einen Knopf ihres Wollmantels und seufzte glücklich auf. Bald wäre es Zeit für den Nachmittagsimbiss, und sie würde eine Packung Kekse und ein Fläschchen mit Orangensaft aus ihrer Tasche nehmen. Wie alle Mütter. Wie alle Mütter, wiederholte sie stumm und schob mit den Schuhspitzen den weißen Kies zusammen.
    Und in diesem Moment fügte Émiles Mutter hinzu: »Was halten Sie davon, wenn Ihr kleiner Marcel nachmittags einmal zu uns nach Hause käme, um mit Émile zu spielen? Wir wohnen nicht weit von hier, und wir beide könnten in der Zeit Tee trinken und ein bisschen plaudern …«
    Josiane fühlte sich auf den Gipfel der Seligkeit katapultiert. Sie schwebte und klammerte sich an das Rot des Ahorns, an das Grün des Rasens, um nicht vor Glück abzuheben. Endlich eine Freundin! Eine Mutter, mit der sie Rezepte austauschen könnte und Hausmittelchen gegen schmerzhaftes Zahnen, plötzliches Fieber und Hautausschlag, Informationen über Vorschulen, Krippen und Kindergärten. Sie seufzte wohlig. Endlich hatte sie eine Lösung für ihre mütterlichen Qualen gefunden: Sie würde Junior bitten, jeden Tag ein paar Stunden das Baby zu spielen, nur ein paar Stunden, in denen

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