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Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen

Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen

Titel: Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Moser
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scheißegal!»
    Eva sah ihre Tochter kopfschüttelnd an. «Jetzt reiß dich bitte zusammen», sagte sie. «Du hast dir für heute schon genug geleistet, ja?»
    «Komm, wir reden in meinem Büro», sagte Marie. «Da sind wir ungestört.»
    Sie hatte vergessen, dass in ihrem Büro das Leben der Mira Bolliger-Mehmeti auf dem Fußboden ausgebreitet lag. Verlegen bückte sie sich und sammelte die Blätter auf. Dann wies sie zum Besucherstuhl.
    «Setz dich doch. Ich schau mal, ob ich irgendwo Kaffee finde.»
    In diesem Moment kam Frau Hablützel herein. Sie trug ein Tablett mit einer Espressotasse und einem Glas Wasser.
    «Frau Camenisch …» Sie stellte Tasse und Glas vor Eva hin. Marie beachtete sie nicht. «Ich habe gehört, dass Ihre Tochter bei uns liegt. Das arme Ding. Soll ich den Vater verständigen?»
    «Das ist ganz lieb von Ihnen, danke. Aber er weiß schon Bescheid.»
    «Ach so. Dann ist er also unterwegs?»
    «Das ist er.»
    «Danke, Frau Hablützel!» Marie lächelte gezwungen.
    Eva blinzelte ihr zu. «Willkommen in meiner Welt», sagte sie, nachdem Frau Hablützel widerstrebend das Büro verlassen hatte. Vermutlich würde sie direkt in die Notaufnahme gehen und dort auf Gion warten. «Obwohl, dich hat es viel schlimmer getroffen. Als wir verheiratet waren, war er noch nicht so berühmt.»
    Marie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Dass ausgerechnet Eva sie verstehen würde, hatte sie nicht erwartet.
    «Und du hast ihn jetzt verlassen», fuhr Eva fort. «Stimmt das? Stefanie ist verzweifelt. Gion hat ihr gesagt, du hättest ihm ein Ultimatum gestellt. Er hätte sich zwischen ihr und dir entscheiden müssen.»
    «Gion ist ein Arschloch», rutschte es Marie heraus. Sie schlug sich die Hand vor den Mund. Was sagte sie da?
    «Schon gut, ich kenn ihn ja auch nicht erst seit gestern.» Eva schüttelte den Kopf. «Steffi meint jetzt, sie hätte dich vertrieben. Sie weiß, dass sie dir einiges zugemutet hat.»
    «Ich kann nicht mit Teenagern umgehen», sagte Marie. «Wir hatten heftige Auseinandersetzungen, nachher tat es mir immer leid, aber sie hat so eine Art …»
    «Mir musst du das nicht sagen, ich bin ihre Mutter!»
    «Stefanie hat gesagt, sie hasst mich. Das hat sie mehrmals gesagt. Ich verstehe nicht …»
    Eva lachte. «Was meinst du, wie oft ich das höre?» Sie überlegte einen Moment. «Weißt du, am Anfang hat es mich ja genervt. Sie hat so von dir geschwärmt! Marie dies, Marie das, den ganzen Tag. Schlimm genug, dass Gion mich deinetwegen verlassen hatte, aber musstest du unbedingt auch noch meine Tochter verführen? Wenn sie mir vorschwärmte, wie sie mit dir harte Eier zerlegt hat, hat mich das mehr gequält, als wenn ich mir vorstellte, wie du mit meinem Mann im Bett liegst! Dann hat mir aber eine Freundin erklärt, dass das ein gutes Zeichen sei. Solange sie dich idealisiert, sei sie dir nicht wirklich nahe. Ich bin ihre Mutter, mich kann sie nicht verlieren, meine Liebe ist ihr sicher. Deshalb, logisch, nervt sie sich über mich, streitet sie mit mir – bei mir kann sie sich das leisten. Bei mir muss sie keine Angst haben, dass ich gehe. Trotzdem war ich erst mal erleichtert, als Stefanie anfing, über dich zu lästern. Vielleicht hab ich sie auch ein bisschen angefeuert, ich wollte nur zu gern hören, wie unmöglich du bist. Aber alles, was sie von dir erzählte, war total normal. Du hast ihr dies oder das verboten, du hast sie für etwas bestraft … Also, irgendwann wurde mir klar, wenn sie über dich genauso herzieht wie über mich, dann nur, weil du eben nicht mehr die bewunderte Ausnahme in ihrem Leben bist, sondern eine ganz normal nervende Mutter.» Eva schwieg einen Moment. «Das hat mir dann natürlich auch nicht gepasst, aber hey! Besser zwei Mütter als keine, gell!» Sie trank ihren Kaffee aus. «Und, was passiert jetzt?»
    «Sie wird noch ein paar Stunden hierbleiben müssen, zur Beobachtung. Wenn alles gutgeht, kann sie am Abend nach Hause. Wir müssen den Vorfall aber melden, die Jugendanwaltschaft wird sich mit dir in Verbindung setzen. Wenn Stefanie an einem Gruppengespräch zum Thema Kampftrinken und Drogenkonsum teilnimmt, gibt es aber keinen Eintrag.» Marie zögerte. «Macht sie das öfter?»
    «Was soll das heißen? Wenn ich das wüsste, hätte ich doch eingegriffen, du denkst doch nicht etwa, ich würde einfach zuschauen?»
    «Nein, Eva, das meine ich nicht … Ich hab mir nur Sorgen gemacht in letzter Zeit.»
    «Meinst du, ich nicht?» Eva stand auf. «Ja, wir

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