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Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen

Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen

Titel: Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Moser
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Maurer, vom Notfall. Sind Sie noch im Haus? Ich habe versucht, Sie anzupiepsen.»
    Marie fasste sich an den Gürtel. Der Piepser war da. Die Batterie leer. Ihr Dienst war seit Stunden zu Ende.
    «Ja, ich bin hier, ich komme gleich runter.» Sie schob sich ein letztes Stück Sachertorte in den Mund, trank den Kaffee aus, dann schob sie das Tablett weg und stand auf.
    In einem Spital wird nicht gerannt. Schon gar nicht, wenn man einen weißen Mantel trägt. Rennende Ärzte lösen Panik aus.
    Marie rannte.
    «Akute Alkoholintoxikation», sagte Maurer. «2,4 Promille. Eigentlich ungewöhnlich, mitten in der Woche, mitten am Tag. Sie hat behauptet, sie sei Ihre Tochter?»
    «Stieftochter», sagte Marie. Las Maurer keine Gratiszeitschriften? «Wo ist sie?»
    «Wir pumpen ihr gerade den Magen aus. Wenn Sie warten wollen?»
    «Nein.» Marie schob den Vorhang zur Seite und sah, wie Stefanie schwarzen Schaum in eine Schüssel erbrach. Ihr weißblondes Haar klebte nass um ihren Kopf, ihre Augen waren gerötet, verweint. Das Erbrochene roch scharf nach Alkohol, sie musste sehr schnell sehr viel getrunken haben. Sie trat zu Stefanie und legte eine Hand auf ihren fiebrigen Kopf.
    «Steffineli», sagte sie. Sie war doch noch so klein. Sie war ein Kind.
    Die Pflegefachfrau Studer sah zu Marie auf. «Ihre Stieftochter?»
    Marie nickte.
    «Eigentlich müssen wir die Eltern anrufen, aber sie hat nach Ihnen verlangt …» Frau Studer wischte mit einem feuchten Lappen über Stefanies Mund und trug dann die Metallschüssel hinaus.
    Marie sah die Krankenkarte am Fußende des Bettes liegen und wollte danach greifen, gleichzeitig wollte sie Stefanie nicht loslassen. Das Mädchen atmete schwer. Sie hatte die Augen geschlossen. Marie strich sanft über ihren Kopf, vielleicht würde sie einschlafen. Stefanie drehte sich zu ihr. Ihre Augen waren blutunterlaufen. Vom Würgen, dachte Marie. Sie war erleichtert, das zu sehen. Ein Zeichen dafür, dass Stefanie nicht regelmäßig erbrach, dass sie sich den Würgereflex nicht abtrainiert hatte.
    «Mein Mädchen», sagte Marie. «Was hast du getan?»
    «Das geht dich nichts an! Ich bin nicht dein Mädchen!»
    Warum hast du dann gesagt, du seist meine Tochter?, wollte Marie fragen, dann erinnerte sie sich an ihren letzten Streit und schob logische Argumente beiseite. Sie setzte sich auf den Bettrand, und als Stefanie von ihr wegrutschte, legte sie sich einfach zu ihr. Stefanie drehte sich von ihr weg. Marie schlang ihre Arme um sie und drückte sie an sich. Sie atmete in ihren verschwitzten Nacken, sie roch scharfen Alkohol, Schweiß, süßes Parfüm, Rauch. Sie würde nicht fragen, was Stefanie geraucht hatte, sie würde es aus dem Bluttest lesen.
    Stefanie lag schlaff in ihren Armen. Irgendwann begann sie zu weinen. «Geh weg», weinte sie. «Lass mich allein. Du interessierst dich doch gar nicht für mich. Ich bin dir scheißegal.»
    Du hast mich doch gerufen, dachte Marie, aber sie sagte nichts. Sie hielt das Mädchen weiter fest.
    «Du lässt mich einfach hocken. Du bist nicht besser als die anderen. Lass mich doch hier verrecken, das wär dir eh am liebsten.»
    «Sch», machte Marie. «Schsch.»
    Irgendwann schlief Stefanie ein. Marie ging leise aus dem Zimmer, die Patientenkarte nahm sie mit. Maurer wartete draußen auf sie. Sie nickte ihm zu und las, was geschehen war. Stefanie war in einem Park in der Nähe ihrer Schule zusammengebrochen. Der junge Mann, der den Krankenwagen gerufen hatte, wollte keine Angaben zu seiner Person machen. Er erklärte aber, dass sich die Schüler des nahen Gymnasiums in der großen Pause im Park zum Kiffen und Saufen trafen und dass er Stefanie schon ein paarmal dort gesehen hatte. Sie sei eine ganze Weile ohnmächtig gewesen, bestimmt zehn Minuten lang, er hatte es mit der Angst gekriegt und einen Krankenwagen gerufen.
    «Sie kennen das Prozedere», sagte Maurer. In Stefanies Blut war Alkohol und THC gefunden worden. Sie war erst vierzehn. Man musste die Eltern anrufen, die Jugendanwaltschaft verständigen.
    «Ich mache das», sagte Marie. «Danke, dass Sie mich gerufen haben.»
    Sie trat auf den Parkplatz hinaus, zögerte einen Moment. Dann rief sie Gion an. Und als Gion nicht abnahm, wählte sie die Nummer von Eva.
     
    «Ich gehe nicht nach Indien», sagte Stefanie. «Könnt ihr vergessen!»
    Eva sah Marie an. «Wo ist Gion?»
    «Keine Ahnung.»
    «Marie hat ihn verlassen, hast du das schon wieder vergessen? Ist ihr doch egal, was aus uns wird,

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