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Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen

Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen

Titel: Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Moser
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hatte er Emma noch nichts von Lilly gesagt.
    «Wer ist das?» Emma schaute auf. Die Stirn gerunzelt. Was jetzt, schien sie zu denken. Noch was Unvorhergesehenes?
    «Das hätte ich ja beinahe vergessen», log Ted. «Das ist Lilly. Eine gute Freundin von mir. Ich habe sie zum Abendessen eingeladen.»
    «Warum?», fragte Emma.
    «Warum?» Das hatte er sich nicht überlegt.
    Es klingelte noch einmal. Das Haus war alt. Man musste nach unten gehen, die Haustür aufschließen. Ted stand auf. Lilly hasste es zu warten. «Ich wollte, dass ihr euch kennenlernt», sagte er, während er zur Tür ging.
    «Ja, aber warum?», fragte Emma nach. «Ist sie deine Freundin?»
    «Ja», sagte er einfach. Es schien das Einfachste. Er schloss die Wohnungstür auf und ging die Treppe hinunter. Er hoffte, dass Emma ihm nicht folgen würde, dass er eine Minute allein mit Lilly hätte. Dass er sie richtig küssen konnte.
    Als er die Haustür aufschloss, wusste er, dass es keine gute Idee gewesen war.
    «Das hat jetzt aber ganz schön gedauert», sagte Lilly zur Begrüßung. «Ich dachte schon, du hättest mich vergessen!» Sie schob die Unterlippe vor, Ted küsste sie.
    «Wie könnte ich», murmelte er in ihren schmollenden Mund. Wie ein Idiot.
    Lilly entzog sich, bog den Kopf nach hinten. «Wir sind nicht allein», sagte sie.
    Oben beugte sich Emma über das Geländer und schaute zu ihnen herab. Sie beobachtete, wie sie, dicht nebeneinander, aber ohne sich zu berühren, die ausgetretenen steinernen Treppenstufen heraufkamen.
    Sie versucht, die Situation einzuschätzen, dachte Ted. «Emma, das ist Lilly.»
    «Deine Freundin.» Emma stellte es fest, sie fragte nicht.
    Lilly hob die Brauen. «Fühl dich da nur nicht zu sicher», murmelte sie. Dann streckte sie Emma die Hand hin und sagte: «Na, dann müssen wir wohl miteinander klarkommen.»
    «Ja», sagte Emma. Als habe sie lange überlegt, um zu demselben Schluss zu gelangen. Es lag keine Resignation in ihrer Stimme. Allenfalls Tapferkeit.
    «So!» Lilly sah sich im Esszimmer um. Auf den Tisch lagen die Hefte von Teds Schülern, Emmas warme Jacke. «Essen wir in der Küche?»
    «In der Küche?»
    Emma schaute von einem zum anderen. «Pizza», sagte sie schließlich. «Wir wollten doch Pizza bestellen. Das machen wir immer.»
    «Genau! Pizza!», rief Ted erleichtert. Er hatte eigentlich einen Großeinkauf tätigen wollen. Hatte den Kühlschrank mit allem, was Emma gerne aß, füllen wollen, und mit einer Flasche Champagner für Lilly und ihn. Seine Kammer, wie Tobias sie nannte, lag an einem Ende der Wohnung, Emmas Zimmer am anderen. Dazwischen befanden sich Küche, Esszimmer und Bad. Sobald Emma schlief, würden sie ungestört sein. Es war erst ihre zweite gemeinsame Nacht. Ted musste an sich halten, um Lilly nicht ununterbrochen zu küssen, anzufassen. Immer wieder griffen seine Hände in ihre Seite, an ihren Po, als führten sie ein Eigenleben. Ihre Kehle zog seine Lippen an, ihr Duft.
    «Pizza», sagte Lilly jetzt und verzog das Gesicht.
    «Papa und ich bestellen immer Pizza», sagte Emma. Sie hüpfte in die Küche, um die Karte vom einzigen Hauslieferdienst in der kleinen Stadt vom Kühlschrank zu pflücken. «Wir bestellen immer dasselbe. Prosciutto. Das ist mit Schinken.»
    «Für mich nichts mit toten Tieren drauf, vielen Dank!»
    «Tote Tiere?» Emma riss ihre Augen auf.
    «Weißt du nicht, was prosciutto ist? Das ist das Hinterteil von einem Schwein. So was ess ich nicht. Zeig her.» Sie nahm Emma die Karte aus der Hand. «Gibt’s denn hier gar keine veganen Varianten?»
    «Vegan?» Ted hatte nicht zugehört. Er hatte beobachtet, wie ihre Lippen sich beim Sprechen bewegten, öffneten und wieder schlossen, er hatte an etwas anderes gedacht.
    «Aber Ted!» Wieder schob Lilly die Unterlippe vor. «Das hab ich dir doch schon erklärt!»
    Vegan, jetzt erinnerte er sich, ihr erstes Treffen nach der abgebrochenen Yogaklasse in der Bar. Sie hatte ihm ausführlich erklärt, wie sie sich ernährte, sie aß keine tierischen Produkte, keine Eier, keinen Honig, keine Milch.
    «Kein Käse», nickte er, um ihr zu zeigen, dass er sich durchaus erinnerte. Er nahm die Karte an sich und wählte die Nummer der Pizzeria auf seinem Handy. Kurzwahltaste zwei. Eins war Tina. Er würde sie löschen. Er würde Lilly an ihre Stelle setzen. Er bestellte eine Pizza Napoli für Emma, die anders als andere Kinder Kapern und Sardellen mochte, eine Margherita für sich und eine Verdura ohne Käse für Lilly. Emma

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