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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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keine gute Idee.« Sie schüttelte den Kopf. »Dann stellte sich heraus, dass ich schwanger war. Mein Vater war außer sich. Meine Mutter und er dachten, es wäre das Beste, wenn sie mich fortschickten, doch ich flehte sie an, in der Nähe bleiben zu dürfen, wegen meiner Schwester, also einigten wir uns darauf, dass ich zu meiner Großtante nach Portland fahren würde, etwa fünfzig Kilometer von Woodburn entfernt. Mein Vater hatte dafür gesorgt, wiederum über die Kirche, dass ich zu Hause unterrichtet wurde. Die Nonne, Schwester Maria, war lieb. Sie war für mich da und … sie schien mir zu vergeben.«
    »Zu vergeben? Was gab es da zu vergeben?«
    »Nichts, ich weiß, aber den Eindruck hatte ich nun mal. Ich war noch nicht siebzehn, und ich dachte, vielleicht wäre das Ganze ja wirklich meine Schuld, vielleicht hatte ich mit Emilia geflirtet … Ich weiß, dass ich das Opfer war. Und ja, ich habe eine Zeitlang eine Psychologin auf gesucht, bevor ich hier hergezogen bin, nachdem wir beide … Nachdem ich verstanden hatte, wie ernst mein Problem mit Nähe tatsächlich war.«
    »Und das Baby?«, fragte er sanft.
    »Als es zur Welt kam, stimmte ich einer privaten Adoption zu. Die Kirche und die Anwälte kümmerten sich darum. Alle versuchten so zu tun, als wäre nichts geschehen, alles wurde unter den Teppich gekehrt: Ich vergrub mich in meine Schularbeiten, bekam ein Stipendium und kehrte Woodburn den Rücken.«
    Ein paar Sekunden verstrichen, dann fragte er: »Was ist aus Emilio geworden?«
    »Bastardo«, zischte sie verächtlich. »Soweit ich weiß, sitzt er im Gefängnis.«
    »Da gehört er auch hin.«
    »Wegen sexuellen Missbrauchs. Versuchter Vergewaltigung. Das Opfer war siebzehn.«
    »Mein Gott.«
    Er spürte, wie sie mit sich kämpfte, dann sagte sie: »Das Mädchen hatte mehr Selbstbewusstsein als ich. Ihr Vater war Polizist, sie vertraute sich ihm an, und er verhaftete Emilio. Er hatte nicht damit gerechnet, verurteilt zu werden, hatte wohl gedacht, er würde auch diesmal wieder ungeschoren davonkommen. Er ist ein so selbstgefälliges Arschloch.« Einen kurzen Moment sah sie das Gesicht ihres Cousins vor sich, seine dunklen Augen, seine gerade Nase, die schmalen Lippen, doch sie verdrängte es, wollte nicht daran denken, dass sie als Kinder zusammen gespielt hatten. Der Übergriff hatte unter Alkoholeinfluss stattgefunden, ja, dennoch empfand sie ihn als schrecklichen Verrat. »Er sitzt eine lange Strafe ab.«
    »Was ist mit Bewährung?«
    »Da habe ich dann ein Wörtchen mitzureden«, sagte sie, und ihre Stimme klang entschlossen. »Das zweite Opfer, dasjenige, das Anzeige erstattet hat, hat das Richtige getan. Stand für sich selbst ein. Ich nicht. Also werde ich nun dafür sorgen, dass er jede Sekunde seiner Strafe verbüßt.« Ihr Schuldgefühl war fast greifbar. »Wenn ich ihren Mut gehabt hätte, hätte sie vielleicht nie durchmachen müssen, was ich durchgemacht habe.«
    »Mach dir keine Vorwürfe, du warst noch ein Kind, und du hattest Angst!«
    »Sie auch!«
    Er zog sie an sich. »Schscht. Schon gut, schon gut.«
    »Gar nichts ist gut! Es war nie gut, und es wird auch nie wieder gut werden! Und jetzt kommt alles wieder hoch.
    Plötzlich tauchst du hier auf und dieser Junge … mein Sohn, der in Konflikt mit dem Gesetz geraten ist. Taucht hier auf, nur um gleich wieder zu verschwinden!«
    »Schscht«, flüsterte er in ihr Haar und wünschte, er könnte ihren Schmerz irgendwie lindern, sie wissen lassen, wie viel sie ihm bedeutete, doch er musste es langsam angehen. Sie hatte sich ihm bereits weit mehr geöffnet, als er erwartet hatte. »Wir werden ihn schon finden.«
    »Werden wir das?« Sie stützte sich auf einen Ellbogen und blickte ihn an. Das Licht einer Straßenlaterne schien durchs Fenster auf ihr Gesicht, ihr Haar, das wie ein Vorhang an einer Seite herabfiel, schimmerte bläulich.
    »Ja. Und wenn es das Letzte ist, was ich tun werde. Das verspreche ich dir«, sagte er. Sie stieß ein bitteres Lachen aus.
    »Du willst mich doch nur beruhigen; ich glaube kaum, dass du dein Versprechen halten kannst.«
    »Na schön, vielleicht hast du recht.« Er zog sie wieder zu sich herab und bettete ihren Kopf in seine Halsbeuge. »Aber eines kann ich dir versprechen: Ich werde mein Bestes geben, um ihn zu finden.«
    »Das«, sagte sie und strich sanft über die Haare auf seiner Brust, »glaube ich dir.«

    Johnna Phillips schenkte sich ein Glas alkoholfreien Punsch aus der Schüssel auf dem Tisch neben

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