Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
Vom Netzwerk:
konnte, etwas, das sie an eine Zeit voller Sonnenschein erinnerte. Damals hatte sie noch an die Liebe geglaubt.
    Wie dumm sie gewesen war. Trotz allem, was sie durchgemacht hatte, hatte sie sich ihren Idealismus bewahrt, war noch immer ein wenig naiv. Hoffnungsvoll. Sie räusperte sich, schob die Erinnerungen an Palmen, warmen Wind und O’Keefes Zärtlichkeiten beiseite und konzentrierte sich auf seine auf geplatzte Lippe und eine der tieferen Verletzungen unter seinem Auge, die wieder angefangen hatte zu bluten. Kleine rote Tröpfchen bildeten sich auf seinem Wangenknochen. »Du solltest die Wunde doch lieber nähen lassen.«
    »So schlimm?«
    »Du hast schon besser ausgesehen«, sagte sie und spürte, wie eine ihrer Augenbrauen in die Höhe schoss, als würde sie ihn necken, nein, schlimmer noch, mit ihm flirten wollen.
    »Danke.«
    Trotz seiner Schrammen und Blutergüsse sah er verdammt gut aus, dachte sie.
    Er grinste sie mit dem schiefen, respektlosen Lächeln an, das sie vor sechs Jahren so unwiderstehlich gefunden hatte. »Wie sagt man noch gleich? Einen schönen Mann kann nichts entstellen.«
    »Sagt man das?«
    »Ich glaube schon.« Er lachte, dann zuckte er leicht zusammen und griff nach seinem Bier.
    »Nun, ich sage, du solltest deine Verletzungen lieber von einem Arzt anschauen lassen.«
    »Wenn die Expertin das meint.«
    »Ja, genau das meine ich.«
    Er grinste wieder, dann zuckte er die Achseln.
    »Mein Gott«, sagte sie. »Ich hatte vergessen, wie stur du sein kannst. Ich habe antiseptische Salbe im Haus und ein Klammerpflaster … oben.« Bevor er widersprechen konnte, schob sie ihren Stuhl zurück und eilte die Treppe hinauf in das an ihr Schlafzimmer angrenzende Bad, wo sie ihre Erste-Hilfe-Utensilien aufbewahrte. In der Schublade stieß sie auf eine Packung Pflaster, die sie vor Jahren gekauft hatte, außerdem auf eine kleine Tube Wundsalbe. Sie nahm beides heraus, schloss die Schublade und warf einen Blick in den Spiegel. Ihre Augen glänzten, ihre Wangen waren rosiger als sonst. Vom Wein? Wegen O’Keefe? Das ist albern. Du bist ein verantwortungsvoller Mensch. Das weißt du. Schließlich hast du das seit dem Vorfall damals wieder und wieder bewiesen …
    Sie hörte Schritte auf der Treppe, dann trat er hinter sie.
    »Gut, dass du kommst«, stotterte sie und betrachtete sein Spiegelbild. Sie war nervös wie ein Schulmädchen, und ihr Herz hämmerte plötzlich wie verrückt. »Setz dich«, sie deutete auf den Toilettendeckel, »Schwester Alvarez wird dich wieder zusammenflicken.«
    Er zögerte eine Sekunde, fing ihren Blick im Spiegel auf und grinste. »Dann machen wir jetzt also Doktorspielchen?«
    Sie unterdrückte ein Schmunzeln und erwiderte: »Wie wär’s mit Notaufnahme? Du solltest dankbar sein, dass du kein schweres Schädeltrauma hast, denn darum kann sich Schwester Alvarez nicht kümmern.«
    Er machte es sich auf dem Toilettendeckel bequem und sah sie erwartungsvoll an.
    »Lass mal sehen … « Sie kramte wieder in der Schublade und förderte ein Päckchen mit antiseptischen Tüchern zutage, dann wusch sie ihm das Gesicht mit warmem Wasser ab und tupfte es mit einem weichen Handtuch trocken. »Schließ die Augen«, befahl sie ihm, nicht weil sie ihn dann besser verarzten konnte, sondern weil sie nicht wollte, dass er sie anstarrte. Sie beugte sich über ihn und bemerkte die Krähenfüße um seine Augen, die vereinzelten grauen Haare an seinen Schläfen. Sie atmete seinen männlichen Duft ein, der sich mit dem Geruch der Desinfektionstücher vermischte, mit denen sie vorsichtig seine Wunden reinigte. Als sie damit fertig war, trug sie die Wundsalbe auf und schloss die tiefe Platzwunde auf dem Wangenknochen mit einem Klammerpflaster.
    »Das dürfte guttun«, sagte sie. »In der Salbe ist ein Schmerzmittel.«
    Er öffnete die Augen und blickte ihr direkt ins Gesicht. Sie stand tief über ihn gebeugt, fast Nase an Nase mit ihm, ihre Hand lag an seiner Wange. Wenn er nach unten schaute, würde er den Ansatz ihrer Brüste und ihren BH unter dem Ausschnitt ihres Pullovers sehen können. Und genau das tat er jetzt.
    »Mein Gott, bist du schön«, flüsterte er mit heiserer Stimme.
    Bevor sie wusste, wie ihr geschah, schlang er die Arme um sie und zog sie zu sich herunter, dann küsste er sie leidenschaftlich auf den Mund. Sie wollte sich befreien, wollte protestieren, doch er richtete sich auf und zog sie mit sich, wobei er sie fest umschlungen hielt; seine Lippen waren warm und voller

Weitere Kostenlose Bücher