Montana 04 - Vipernbrut
um und marschierte los, sie musste sich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten. Bald darauf bogen sie um die Ecke, und er sah ihren Wagen, der einsam und verlassen am Straßenrand parkte.
»Ein Honda?«, fragte er. Wenn er das unter der Schneedecke erkannte, dachte sie überrascht, musste er wirklich etwas von Autos verstehen.
»Ja.«
»Die sind für gewöhnlich sehr zuverlässig.« Er blieb vor dem Wagen stehen, strich mit seinen Handschuhen den Schnee von der Motorhaube, dann legte er die Windschutzscheibe auf der Fahrerseite frei. »Steigen Sie ein und öffnen Sie die Motorhaube, ich sage Ihnen, wann Sie versuchen können, den Motor anzulassen.«
»Okay.« Obwohl sie wusste, dass es reine Zeitverschwendung war, sperrte Johnna die Tür auf und kletterte in den eiskalten Wagen. Sie entriegelte die Motorhaube und sah das Licht einer Taschenlampe durch den schmalen Spalt zwischen Scheibe und aufgeklappter Haube blitzen. Offenbar war er gut vorbereitet. Merkwürdig, aber na ja, es gab Typen, die Zeug mit sich rumschleppten, auf das sie nicht im Traum kommen würde. »Jetzt!«, rief er, und sie drehte den Zündschlüssel, doch nichts tat sich. »Das hätte ich dir gleich sagen können«, murmelte sie genervt.
Er fummelte weiter unter der Motorhaube herum. »Noch mal!«, rief er dann, und diesmal - o Wunder - erwachte der Motor zum Leben. Sie drückte aufs Gas und hörte das vertraute beruhigende Brummen. Erleichtert schlug sie die Wagentür zu und kurbelte die Seitenscheibe herunter.
»Wow!«, sagte sie beeindruckt. Er schloss die Motorhaube.
»Vielen Dank!«
Mit einem selbstzufriedenen Grinsen, die Hände in den Taschen, trat er an ihr offenes Fenster. »Kein Problem«, erwiderte er und lehnte sich ein Stück vor. Sein Lächeln wurde süffisant, übertrieben. Im Bruchteil einer Sekunde wurde ihr klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Ein eisiger Schauder lief ihr über den Rücken. Sie griff nach der Gangschaltung und schaute zu ihm auf. Ihre Blicke begegneten sich. Sein Gesicht war ausdruckslos, doch seine Augen … o Gott, in seinen Augen stand das pure Böse.
Das ist doch albern …
»Ich mache mich mal lieber auf den Weg«, sagte sie, doch noch bevor sie den Rückwärtsgang einlegen konnte, zog er seine Hand aus der Tasche und rammte ihr die kalten Elektroden eines Elektroschockers in den Nacken.
Was soll das? Nein!
Verzweifelt versuchte sie, ihm auszuweichen, das Gaspedal durchzudrücken und die Flucht zu ergreifen, aber es war zu spät.
Er drückte ab.
Kapitel zweiundzwanzig
Alvarez war fast die ganze Nacht wach.
Sie lag im Bett, O’Keefe an ihrer Seite, Mrs. Smith zusammengerollt auf ihrem Kopfkissen. Während O’Keefe schlief wie ein Toter und allein sein leises Schnarchen und sein warmer Körper darauf verwiesen, dass er noch lebte, war sie zu aufgedreht gewesen, um einschlafen zu können. Sie hatte gedacht, die reine Erschöpfung würde sie überwältigen, doch das war nicht geschehen. Obwohl ihr Körper todmüde war, kam ihr Kopf nicht zur Ruhe. Sie dachte an ihren Sohn. An den Überfall von Junior Green. Daran, dass sie ihre Angst vor Intimität überwunden hatte, die sie ein halbes Leben lang gequält hatte. Sie lag im Bett, an einen Mann gekuschelt, in den sie schon einmal verliebt gewesen war, und fragte sich, wohin all das führen sollte. Sie wusste, dass es ein Durchbruch gewesen war, mit ihm zu schlafen, und dafür war sie dankbar, doch dass sie jetzt eine sexuelle Beziehung zu O’Keefe hatte, machte ihr Leben nicht gerade leichter. Vermutlich war das keine gute Idee gewesen.
Sie wandte den Kopf zum Fenster und starrte hinaus in die Dunkelheit. Irgendwann in den frühen Morgenstunden hatte es auf gehört zu schneien. Der Mond war hinter den Wolken hervorgekommen und warf seinen silbernen Schimmer auf die weiße Schneedecke.
So fühlte sich das also an. Ein warmer Männerkörper, ein Arm, der besitzergreifend über ihrem Brustkorb lag, nichts war zu hören außer seinem Atem und den leisen Geräuschen der Heizung.
Sie überlegte, ob sie aufstehen, ihm einen Kuss auf die Stirn geben und ihren Morgenmantel überziehen sollte, um nach unten zu gehen und Kaffee aufzusetzen. Sie könnte die Zeitung lesen oder an ihrem Laptop arbeiten, während sie mit einem Ohr darauf horchte, dass er wach wurde.
Das alles war neu für sie, fremd.
Wie würde sich der Mann neben ihr fühlen, der jetzt ihr Geliebter war, wenn er am Morgen aufwachte? Wie würde er reagieren?
Wie fühlst du dich?
Wie
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