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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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ihre Schulter, dann wedelte er spielerisch mit dem Zeigefinger vor ihrer Nase. »Du solltest besser nicht trödeln!«
    »Nein, nein … natürlich nicht.« Sie blinzelte, dann drehte sie sich zur Anrichte um und fuhr mit ihrer Arbeit fort.
    Jetzt, da die Verhältnisse wieder klargestellt waren, kehrte er ins Arbeitszimmer zurück und widmete sich wieder seiner Internetrecherche. Der Geruch von brennendem Holz vermischte sich mit dem aromatischen Duft des Kaffees. Minuten später vernahm er das Zischen von Pfannkuchenteig, der auf das heiße Fett traf. Die Pfannkuchen selbst würden perfekt sein, rund und golden. Dazu gäbe es den hausgemachten Sirup, der gerade in einem Topf erwärmt wurde, den schon seine Großmutter zu ebendiesem Zweck verwendet hatte. Der Holzofen würde brennen und in der alten Küche seine Wärme und einen Hauch von Nostalgie verbreiten … In der Luft hinge der Geruch der Vergangenheit, seiner Kindheit, die er mit seiner Großmutter und deren Mutter verbracht hatte, unbehelligt von dem Miststück, das ihn zur Welt gebracht hatte.
    Doch er würde jetzt nicht an seine Mutter denken. Rasch schob er den Gedanken an sie beiseite, in eine Ecke seiner Seele, die er für Düsterkeit und Schmerz reserviert hatte, und konzentrierte sich wieder auf die hereinkommenden Internetnachrichten.
    Sein Magen knurrte, doch er ignorierte das und wandte die Augen nicht vom Bildschirm. Die Uhr am Computer zeigte an, dass ihm noch zwei Minuten bis zum Frühstück blieben, also klickte er einen weiteren Clip an.
    Er war nicht wirklich zufrieden mit der Berichterstattung, und am meisten enttäuschte ihn, dass die Skulptur selbst bislang nicht gezeigt wurde. Keine einzige Aufnahme! Die ganze Mühe, seine akribische Detailarbeit, die Perfektion - nichts!
    Bislang …
    Er wusste, was er zu tun hatte, doch er würde vorsichtig sein müssen.
    Nachdem exakt zwei Minuten verstrichen waren, ging er in die Küche und atmete tief das Duftpotpourri aus Ahornsirup, Pfannkuchen, Kaffee und Holzfeuer ein.
    Seine Pfannkuchen warteten auf einem vorgewärmten Teller auf ihn, goldgelb und perfekt. Drei. Genau drei. Nicht mehr. Nicht weniger. Der Sirup war ebenfalls temperiert.
    Ja, seine Frau hatte heute Morgen gute Arbeit geleistet.
    Er würde sie belohnen müssen.
    Alles war so, wie es sein sollte … dann hörte er die Musik. Das Radio war auf einen Sender eingestellt, der auch andere Musik spielte als Weihnachtsmusik, und er spürte, wie wieder alter Zorn an die Oberfläche stieg.
    Sie wusste ganz genau, dass um diese Zeit nichts anderes als Weihnachtsmusik erlaubt war, das gehörte einfach dazu. Der Zorn über ihren Regelverstoß schoss durch seine Adern, pulste in seinen Ohren, dröhnte in seinem Gehirn.
    Auf Socken tappte er ins Wohnzimmer, wo der Weihnachtsbaum leuchtete, nach seinen exakten Vorgaben geschmückt; auch der Kamin war mit demselben Engelshaar verziert wie seit fast einem Jahrhundert; auf dem alten Eichensims war das kleine Weihnachtsdorf aus Pappe mit den winzigen blinkenden Lichtern aufgebaut, das sein Urgroßvater gebastelt hatte. Plötzlich ertönten die Klänge von »Hark! The Herald Angels Sing« aus den versteckten Lautsprechern.
    Er war noch immer außer sich vor Zorn, doch es gelang ihm, sich ein wenig zu beruhigen, indem er seinen Finger über das glatte Holz des Kaminsimses gleiten ließ, vorsichtig, damit der Kunstschnee unversehrt blieb.
    Sie war nicht vollkommen.
    Natürlich nicht.
    Doch er erwartete, dass sie ihm gehorchte.
    Sie sollte ihrem Manne untertan sein, darauf hatte er von Anfang an bestanden, und sie hatten sogar die alten Gelöbnisse in ihrer persönlichen Hochzeitszeremonie abgelegt.
    Er würde sie daran erinnern. Sie auf ihren Platz verweisen.
    Heute Abend.

    »Glaubst du, wir haben schon wieder einen?«, fragte Alvarez, nachdem sie und Pescoli in getrennten Wagen zum Department gefahren waren und sich dort im Aufenthaltsraum getroffen hatten. Joelles tägliche Weihnachtsleckereien sahen bereits ziemlich geplündert aus.
    »Einen was?«, fragte Pescoli.
    »Einen durchgedrehten Serienkiller.«
    »Oh, darauf würde ich fast wetten.«
    Es war jetzt nach zehn, der Leichnam in seinem eisigen Sarg war endlich abtransportiert und in einen riesigen Kühlschrank im kriminaltechnischen Labor geschafft worden. Auch die Befragung der Anwohner, deren Häuser in der Nähe der Presbyterianischen Kirche standen, war beinahe abgeschlossen. Niemand hatte etwas gesehen oder gehört, was höllisch

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