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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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werde dich daran erinnern.«
    Sturgis, der in seinem Korb in der Ecke lag, hob den Kopf und wedelte mit dem Schwanz.
    Alvarez’ Herz schnürte sich zusammen, als sie an ihren eigenen Hund dachte. Wo Roscoe wohl sein mochte? »Braver Junge«, sagte sie automatisch. Wieder wedelte Sturgis mit dem Schwanz, dann gähnte er ausgiebig, wobei er seine rosa Zunge und die strahlend weißen Zähne zeigte. Im Flur waren Graysons Schritte zu vernehmen, dann erschien er in der Tür. Sturgis erhob sich, um ihn zu begrüßen. Eine Tasse Kaffee in der Hand, beugte sich der Sheriff vor und kraulte den schwarzen Labrador hinter den Ohren.
    Alvarez stellte fest, dass er das ganz automatisch tat; vermutlich merkte er nicht mal, dass er dem Hund seine Aufmerksamkeit schenkte, genau wie er nie bemerkt hatte, wie dicht sie davor gewesen war, sich in ihn zu verlieben. Im Nachhinein kam ihr das albern vor, wie eine Kleinmädchenschwärmerei. Ja, er war ein attraktiver Mann, doch er war eher ein Mentor als ein Geliebter.
    Rasch wandte sie den Blick ab, überrascht über ihre eigenen Gedanken. Ihr war klar, dass dieser Gesinnungswandel weniger mit Dan Grayson als vielmehr mit der Tatsache zu tun hatte, dass sie Dylan O’Keefe wiedergesehen hatte.
    Was einfach lächerlich war. Lächerlich und beunruhigend. Romantische Phantasien, ganz gleich, welchen Mann betreffend, waren momentan absolut fehl am Platze.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Pescoli sie anstarrte, und zwang sich zu einem gelassenen Gesichtsausdruck. Doch selbst dann noch, so schien es, hatte ihre Partnerin die verblüff ende Fähigkeit, ihre Gedanken zu lesen. Doch das würde sie nicht zulassen, heute nicht!
    »Und jetzt«, sagte Grayson, nachdem er es sich auf seinem knarzenden Schreibtischstuhl bequem gemacht hatte, »Klartext, bitte. Ich möchte bis ins letzte Detail informiert werden. Was zum Teufel war da los an der Presbyterianischen Kirche?«

Kapitel elf

    Um fünf Uhr nachmittags wusste Alvarez nicht mehr über den Eismumienfall als in den frühen Morgenstunden, nachdem man den Leichnam entdeckt hatte. Bislang hatte sie keine freie Minute zusammen mit Pescoli verbracht, weshalb sie dieser noch nicht die Gründe hatte unterbreiten müssen, warum sie Kalifornien verlassen hatte und hier gelandet war. Doch das würde sich bald ändern. Wenn Pescoli etwas wissen wollte, war sie wie ein Terrier: Sie stellte Fragen über Fragen, biss sich fest und ließ erst locker, wenn sie mit den Antworten zufrieden war.
    Doch Alvarez war sich nicht sicher, ob sie schon bereit war, Antworten zu geben.
    Eher nicht. Das Wiedersehen mit O’Keefe hatte sie ganz schön aus der Bahn geworfen.
    Sie war todmüde und voller Ungeduld, ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Wenn sie nicht mit getrübtem Urteilsvermögen weiterarbeiten wollte, sollte sie jetzt besser eine Pause einlegen. Sie schob ihren Stuhl zurück, stand auf und streckte sich, die Hände so hoch erhoben, dass ihr Rückgrat knackte. Auf der Schreibtischkante stand eine Tasse mit kaltem Tee, auf dem Bildschirm waren die Fotos des Opfers zu sehen, einmal eingefroren in Eis und später, nachdem die dicke Eisschicht abgeschmolzen war. Nun war die Leiche unterwegs zur Obduktion.
    Da die Familienangehörigen erst noch ausfindig gemacht werden mussten, hatte der Besitzer des Bull and Bear die tote Frau identifiziert und bestätigt, dass es sich tatsächlich um die vermisste Lara Sue Gilfry handelte.
    Die Medien stürzten sich auf die Story, und trotz der wiederholten Ankündigung des Departments, dass der für die Information der Öffentlichkeit zuständige Officer um siebzehn Uhr dreißig eine Erklärung abgeben und anschließend für Fragen zur Verfügung stehen werde, waren Anrufe von Medien-und Presseleuten aus allen Teilen des Landes eingegangen, sogar aus Seattle und Boise.
    Bei einem Mord war der Täter nicht selten im engen Familienkreis zu finden oder stand dem Opfer zumindest nahe. In diesem Fall hatte der Mörder oder sein Komplize große Mühe auf sich genommen, den Leichnam zur Schau zu stellen, noch dazu an einem öffentlichen Ort, was bedeutete, dass er mit seiner Tat Aufmerksamkeit erregen oder eine Art Stellungnahme abgeben wollte. Alvarez ging daher davon aus, dass Lara Sue jemandem in die Hände gefallen war, der zufällig ihren Weg gekreuzt hatte, jemandem, der beschlossen hatte, dass sie genau diejenige war, die er zur Befriedigung seiner Bedürfnisse brauchte. Also hatte er sie gekidnappt, in Eis gegossen

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