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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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wie sich ihr Magen zusammenschnürte, als sie den Anruf annahm. »Sag mir, dass du gute Nachrichten für mich hast.«
    »Ich wünschte, das könnte ich«, erwiderte er, und sie hätte am liebsten die Augen geschlossen und sich sein Gesicht vorgestellt. Stattdessen blickte sie auf die Uhr an ihrem Computer und sah, dass es schon auf sechs zuging. Sie war seit fast zwölf Stunden hier. »Harter Tag?«, erkundigte er sich teilnahmsvoll.
    »Das kann man wohl sagen.« Sie überlegte, ob sie ihm von dem Ohrring in der Brustwarze der toten Frau erzählen sollte, doch sie wollte die Ermittlungen nicht beeinträchtigen. Halden und Chandler, die beiden Agenten von der FBI-Außenstelle Salt Lake City, Utah, sollten binnen der nächsten Stunden eintreffen. Wäre das Wetter besser gewesen, hätten sie schon früher da sein können, doch so war ihr Flieger mit Verspätung in Missoula eingetroffen. Bevor sie sich mit dem Wagen auf den Weg nach Grizzly Falls machten, wollten sie noch bei dem Eisskulpturenwettbewerb vorbeischauen und sich die teilnehmenden Künstler nebst ihnen nahestehenden Personen vornehmen.
    Mittlerweile hatten sie im Department einen Raum für die Sondereinheit eingerichtet, mit allem technischen Drum und Dran, wie sie es schon in der Vergangenheit getan hatten.
    »Wie wär’s, wenn ich dich nach der Arbeit abhole? Wir könnten zusammen etwas essen und dann den Fall besprechen.«
    »Gibt es denn etwas zu besprechen?«
    »Immer.«
    Das stimmt, dachte sie, dennoch hielt sie es für keine gute Idee, mehr Zeit mit ihm zu verbringen als unbedingt nötig, außerdem ging ihr die Sache mit dem Ohrring nicht mehr aus dem Kopf. Das konnte kein Zufall sein. Nein, das war ein eindeutiger Hinweis. Auf sie, da war sie sich sicher, auch wenn sie sich weder einen Reim darauf machen konnte noch irgendwelche Beweise hatte. Der Gedanke daran, die vor ihr liegenden Stunden allein zu verbringen, abwesend Mrs. Smiths Köpfchen zu streicheln und über ihren verschwundenen Hund, ihren Sohn, einen alten Ohrring und einen sein Unwesen treibenden Psychopathen nachzugrübeln, war wenig verlockend. Außerdem könnte jede noch so kleine Information von Bedeutung sein.
    »Komm schon, Selena«, drängte er. »Versuch mal, ein bisschen aus dir herauszugehen.«
    Sie spürte einen Kloß in der Kehle, als sie den vertrauten Satz hörte, den er in San Bernardino so oft gesagt hatte. »Na schön, solange wir nicht Pizza essen müssen.«
    »Abgemacht«, erwiderte er und klang amüsiert.
    »Und das ist kein Date?«
    »Natürlich nicht. Wie kommst du nur darauf?«
    »Oh, du kennst doch das alte Sprichwort: Gelegenheit macht Liebe.«
    Er lachte. »Das wäre nicht das Schlechteste. Aber nenn es, wie du willst, Alvarez. Ich hole dich dann zu Hause ab, sagen wir um … sieben?«
    »Halb acht, einverstanden?«
    »Okay.«
    Wieder warf sie einen Blick auf die Uhr. »Ich muss hier noch ein paar Nachforschungen abschließen.«
    »Na schön, aber denk dran: Das ist die … Gelegenheit!«

    Idioten!
    Dummköpfe!
    Kretins!
    Er ballte die Hände zu Fäusten und spürte, wie ihm der Zorn das Rückgrat empor in den Nacken kletterte. Sein Gesicht wurde heiß, als er wie gebannt auf den Fernseher in seinem Arbeitszimmer starrte. Seine Frau war unterwegs, Gott sei Dank, erledigte Einkäufe fürs Abendessen oder sonst was, so dass er sich wieder und wieder die Berichte über den jüngsten Eismumienfund ansehen konnte, ohne sich rechtfertigen zu müssen, warum er sämtliche Nachrichten zu diesem Mordfall aufgezeichnet hatte.
    Abgesehen von den Geräuschen, die aus dem Fernseher drangen, war es still im Haus. Er blickte aus dem Fenster und sah, dass es schneite, nur wenige Autos fuhren die Straße entlang, die an dem alten Gehöft vorbeiführte.
    Nach einer Weile wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu und spulte den Rekorder zurück, um sich noch einmal die hohlköpfige Nia Del Ray anzusehen, die ungefähr vor einem Jahr von Helena nach Missoula gezogen war und nun für KMJC als Kriminalreporterin arbeitete. Da stand sie, vor dem Garten der Enstads, Schneeflocken verfingen sich in ihrem Haar, während sie in die Kamera stierte und versuchte, intelligent zu wirken, was in ihrem Fall allerdings unmöglich war.
    Die Medien begriffen seine Kunst genauso wenig wie die dämlichen Cops, verstanden ihn nicht. Er hatte die Berichte zu dem Eismumienfall im Fernsehen und im Internet studiert, und wie gewöhnlich war die Polizei ratlos. Keiner der Reporter oder

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