Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
nichts mehr zurück.”
“Ja, einverstanden”, bestätigte Briana amüsiert.
Ihr Sohn reagierte mit einem angewiderten Aufstöhnen.
“Was ist?”, fragte sie beunruhigt, da sie nicht wusste, was es mit diesem Laut auf sich hatte.
“Wanda hat einen fahren lassen”, beklagte sich Josh. “
Schon wieder!”
Im Hintergrund johlte Alec ausgelassen.
“Sackgesicht!”, brüllte Josh.
“Keine Beleidigungen, Josh”, ermahnte Briana ihn. “Das hast du mir versprochen.”
“Okay”, lenkte er ein. “Aber wenn du bis halb sechs nicht hier bist, dann muss ich ihn umbringen.”
“Ich sage dazu nur ein Wort, Joshua Grant.”
“Was?”
“Babysitter.” Dann verabschiedete sie sich und legte auf.
4. KAPITEL
V or Cassies baufälligem Zuhause am Stadtrand parkten zwei Wagen. Sie hatte “
Habe Kundschaft”
auf die weiße Tafel neben der Eingangstür gekritzelt. Logan nahm den Stift, der an einem ausgefransten Stück Kordel hing, und schrieb darunter: “
Ich war hier. Logan.”
Damit drehte er sich dann auch schon weg und betrachtete das Grundstück.
Sidekick schnupperte am Rand des Tipis, dem in Stillwater Springs, Montana, der Status einer Touristenattraktion beigemessen wurde. Es war ein authentisches Modell, von Cassies Vater noch auf die alte Art und Weise aus Zweigen und Tierhäuten errichtet. Als Eintritt verlangte sie fünfzig Cent.
Logan ging hin, warf zwei Münzen in die rostige Kaffeedose, die als Kasse diente – Cassie glaubte an das Ehrgefühl der Menschen, und er teilte diese Einstellung –, dann begab er sich in das kühle Halbdunkel, in dem er, Dylan und Tyler als Kinder so oft gespielt hatten.
Bis auf die vor langer Zeit erkaltete Feuergrube in der Mitte, die von rußigen Steinen gesäumt wurde, war das Tipi leer. Von den löchrigen Decken, an die er sich so gut erinnerte, war nichts mehr zu sehen, auch nicht von der Schöpfkelle und dem Holzeimer, den tönernen Kochtöpfen oder den verlausten Bärenfellen.
Er nahm im Schneidersitz Platz, den Blick auf die Feuergrube gerichtet, und stellte sich vor, wie vor ihm die Flammen tanzten. Sidekick setzte sich etwas unschlüssig neben ihn und lehnte den Kopf an seine Schulter.
Vielleicht ahnte das Tier, dass es in früheren Zeiten selbst die nächste Mahlzeit gewesen wäre.
Logan legte einen Arm um das Tier und drückte ihn aufmunternd. “Ist schon okay, Junge”, sagte er. “Niemand wird dich hier kochen und zu einer Portion Bohnen servieren.”
Sidekick blieb einfach neben ihm sitzen.
Nach einer Weile driftete Logan in eine Art Meditation ab und dachte zurück an frühere Besuche, manchmal allein, manchmal mit seinen Brüdern. Jedes Mal hatten sie ein Feuer angezündet und sich die Hemden ausgezogen, und hin und wieder hatten sie sich auch das Gesicht oder den Oberkörper mit irgendwelcher Schminke von einer ihrer Mütter angemalt, die sie noch im Haus finden konnten.
Jake hatte nie etwas weggeworfen – von drei Ehefrauen und drei Söhnen einmal abgesehen.
Logan spannte sich innerlich an, und Sidekick spürte das offenbar sofort. Es war so, als wären sie durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden. Der Hund gab ein tiefes, kehliges Geheul von sich.
Die Zeit selbst schien sich zu verändern und zu verschieben, während Logan dasaß und wartete. Sie dehnte sich schier unendlich, und dann wieder zog sie sich so abrupt zusammen, dass er nach einer Weile kein Gefühl mehr dafür hatte, wie viele Sekunden, Minuten oder vielleicht sogar Stunden vergangen sein mochten.
Draußen wurden Wagentüren zugeschlagen und Motoren angelassen.
Von plötzlicher Rastlosigkeit erfasst, begab sich Sidekick zum Eingang, um nach draußen sehen zu können.
Aber Logan rührte sich noch immer nicht.
Er wusste, der massige Schatten am Eingang war Cassie, doch er hob weder den Kopf, noch sprach er ein Wort.
“Du weißt, du musst mit ihm Frieden schließen”, sagte sie leise.
Logan antwortete nicht, er nickte nicht, und er sah ihr nicht mal in die Augen. Ihm war klar, dass sie Jake meinte. Den Mann, den er mit solcher Eindringlichkeit zugleich liebte und hasste, dass er diese Gefühle nicht voneinander trennen konnte.
“Er wird erst Ruhe finden, wenn du zur Ruhe gekommen bist”, fuhr Cassie fort. Sie betrat das Tipi und setzte sich ihm gegenüber auf den Boden, was trotz ihrer Körperfülle ausgesprochen anmutig wirkte.
Er zwinkerte ein paar Mal, als er sich aus seiner merkwürdigen Meditation löste. “Du sagst den Leuten also immer noch die
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