Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
sich vor wie ein Schmetterling, den man mit einer Nadel durchbohrt und in einem Glaskasten ausgestellt hat. “Du wirst scheitern, wenn du dir nicht alles zu eigen machst, was du bist – alles, was du bist, wirklich alles. Nicht nur deinen Jura-Abschluss oder die silbernen Gürtelschnallen, die du beim Rodeo gewonnen hast, oder das ganze Geld, von dem du ständig so tust, als würde es dir gar nicht gehören. Du musst akzeptieren, dass du das Fleisch von Jakes Fleisch bist, Knochen von seinen Knochen, Blut von seinem Blut, und du musst begreifen, dass nichts auf der ganzen Welt daran etwas ändern kann.”
Logan stand auf. “Er war ein Bastard. Und wenn ich der Sohn eines anderen Mannes – egal wer – sein könnte, dann würde ich sofort einschlagen.”
“Nun”, meinte Cassie ungerührt, hob behutsam Sidekick von ihrem Schoß und akzeptierte nach kurzem Zögern Logans Hand, um sich aufhelfen zu lassen. “Du bist aber nicht der Sohn eines anderen Mannes. Das weiß ich mit Sicherheit.”
“Vielleicht hättest du
ihm
das sagen sollen”, gab er aufgebracht zurück. “Er behauptete nämlich gern das Gegenteil. Er nannte Teresa eine Hure – wusstest du das? Sobald er betrunken war, was oft genug vorkam, erzählte er mir, sie habe sich mit anderen Männern herumgetrieben, und ich sei wahrscheinlich gar nicht sein Sohn.” Er beugte sich ein wenig vor, obwohl er sah, wie Cassie zusammenzuckte. “Und weißt du was? Damals wünschte ich mir bei Gott, es wäre wirklich so. Und das wünsche ich mir auch jetzt!”
Cassie blieb bei ihrer Meinung, so wie sie es immer tat. Es war eine Eigenschaft, die er an ihr auch dann bewunderte, wenn ihm nicht gefiel, was sie zu sagen hatte. “Und was bringen dir all deine Wünsche, Logan?”, fragte sie leise.
Er musterte sie wütend.
Sie schwieg und wartete weiter ab.
“Bist du dir so sicher, dass er nicht die Wahrheit gesagt hat, nur dieses eine Mal in seinem elenden, wertlosen Leben?”
“Teresa war ihrem Ehemann treu. Sie hat ihn geliebt, und sie hat
dich
geliebt.” Cassie atmete tief durch. “Außerdem hast du Jakes Knochenbau, und auch sein Temperament. Nicht zu vergessen, diesen unglaublichen Starrsinn, der in jedem Lexikon unter dem Stichwort ‘Creed’ zu finden sein sollte.”
“Na, toll”, sagte Logan, der innerlich leicht in sich zusammensackte, nachdem er nun Dampf abgelassen hatte. “Und was soll ich mit diesen Informationen anfangen, große Medizinfrau?”
“Befreie dich von dem Fluch”, antwortete sie. “Entscheide anders als Jake. Mach dich auf die Suche nach einer Frau, die du mit Leib und Seele, mit Herz und Geist liebst. Zeuge mit ihr Kinder, und bleibe bei ihr und den Kindern, solange ihr lebt.” Sie machte eine kurze Pause und betrachtete ihn mit einem Mitgefühl, das ihm stärker unter die Haut ging als ihre herausfordernde Art. “Seit dem Tag, da sie Jake unter die Erde gebracht haben, rennst du davon”, fuhr sie fort und fasste seinen Arm. “Hierher zurückkommen war für dich eine große Überwindung. Das weiß ich. Aber solange du Jake nicht wirklich und ehrlich verzeihen kannst, wirst du dich nicht von der Stelle bewegen, ganz gleich wohin du gehst und was du tust.”
Logan fuhr sich durchs Haar. “Das kann ich nicht”, erwiderte er.
“Dann kannst du auch mit deinem Hund in den alten Truck einsteigen und weiterfahren, weil du hier nur deine Zeit vergeudest.” Tränen schimmerten in Cassies klugen braunen Augen. “In jeder Hinsicht, die etwas bedeutet, war Teresa meine Tochter. Ich weiß, wie sie unter Jake gelitten hat, und das gilt auch für Maggie und die arme Angela. Ich musste mich von all dem Hass auf ihn, von meinem Wunsch nach Rache lossagen, weil es mich innerlich auffraß. Sieh dir doch nur dein eigenes Leben an, Logan. Deine Brüder sind für dich Fremde, du hast zweimal die falsche Frau geheiratet. Die Ranch, die dein Vermächtnis darstellt, ist kaum mehr als eine Ruine. Du kannst diese Dinge nicht einfach ignorieren, du musst etwas daran ändern.”
“Und wie?”, wollte er wissen. Wut kochte in ihm hoch, weil er wusste, sie hatte recht. Susan und Laurie waren beide gute Ehefrauen gewesen, er hatte sie nie geschlagen, und so gut wie nie hatte er die Stimme gegen sie erhoben. Aber auf seine Art war er für sie genauso unerreichbar gewesen wie Jake für Teresa, Maggie oder Angela. “Wenn ich nicht gerade Bigamie betreiben will …”
Cassie unterbrach ihn lächelnd. “Diese Ehen liegen hinter dir. Habt ihr
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