Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)

Jim.
    “Da war ich im Irak.”
    “
Du
warst im Irak?”
    “Habe ich das nicht gerade gesagt?”
    “Nur weil du etwas sagst, Creed, muss das nicht heißen, dass es auch stimmt.”
    “Wenn meine Sachen hier eintreffen, werde ich dir die Papiere zeigen. Ehrenhafte Entlassung. Ich habe sogar ein paar Orden gekriegt.”
    Jim stieß einen anerkennenden Pfiff aus. “Deshalb bist du aus der Rodeoszene ausgestiegen? Du warst ständig im Fernsehen, und auf einmal warst du buchstäblich von der Bildfläche verschwunden. Haben sie dich einberufen?”
    “Ich habe mich freiwillig gemeldet”, antwortete Logan. “Können wir jetzt bitte über etwas anderes reden?”
    Sichtlich verwirrt legte Jim die Stirn in Falten. Er war selbst Kriegsveteran, und unter Kumpels tauschte man für gewöhnlich Geschichten über den Krieg aus. “Warum?”
    “Weil ich erst was trinken muss, bevor ich auch nur über die Kämpfe nachdenken möchte, geschweige denn darüber reden. Angesichts meiner illustren Vergangenheit und der häufigen Fälle von Alkoholismus in meinem Clan versuche ich aber, das auf ein gelegentliches Bier zu beschränken.”
    “Oh”, machte Jim. “So schlimm?”
    “So schlimm”, gab Logan zu.
    “Du warst bei den Special Forces, richtig?”
    “Richtig. Und damit reden wir schon wieder über den Irak. Ich bin absolut nüchtern, und es wäre mir lieb, wenn das auch so bleibt.”
    “Okay”, stimmte Jim ihm hastig zu und hob abwehrend die Hände. “Schon okay.”
    Logan stand auf. “Ich bin nur vorbeigekommen, um Hallo zu sagen und um dich wissen zu lassen, dass ich wieder da bin. Mein Hund ist draußen im Wagen, und ich treffe mich nachher mit ein paar Bauunternehmern. Außerdem habe ich Cassie versprochen, auf dem Heimweg noch bei ihr vorbeizuschauen.”
    Jim grinste breit und erhob sich ebenfalls. “Du hast einen Wagen und einen Hund? Bist du jetzt unter die Bauerntrampel gegangen?”
    “Nein”, widersprach Logan und winkte der Serviererin zu. “Ich habe immer noch meine Schneidezähne.”
    “Aber nicht mehr lange”, meinte Jim, “wenn sich einer deiner Brüder daran stört, wie du aus heiterem Himmel zurückgekehrt bist.”
    Zwar scherzte Jim nur, doch die Worte trafen eine offene Wunde. Er machte sich zu große Hoffnungen, wenn er darauf baute, dass Dylan und Tyler eine Kehrtwende machen und nach Hause kommen würden. Das galt auch für den Gedanken, zwischen ihnen könnten sich einigermaßen normale Beziehungen entwickeln. Dennoch konnte er hoffen.
    Sein Freund begleitete ihn bis zum Ausgang. Ringsum standen einarmige Banditen, die aufblinkten, klingelten, ratterten und unzählige andere Geräusche verursachten. Logan fragte sich, wie jemand bei all diesem Lärm arbeiten konnte.
    “Um sechs habe ich Feierabend”, sagte Jim, als er sich von ihm verabschiedete. “Was hältst du von einer Runde Pool, ein oder zwei Bierchen, und dann tauschen wir aus, was in den letzten Jahren alles passiert ist?”
    “Nicht heute Abend”, antwortete Logan, da die unerwartete Einladung zum Abendessen bei Briana noch auf dem Plan stand. Sie war eindeutig sauer gewesen, als er auf Dylan zu sprechen kam, und im nächsten Satz lud sie ihn zum Essen ein. Aus Frauen konnte man einfach nicht schlau werden. “Ich habe schon was vor.”
    “Dann eben die Tage”, meinte Jim. “Ich verspreche dir auch, dass der Krieg kein Thema sein wird. Außer natürlich, eine detaillierte Darstellung meiner Scheidung fällt für dich unter Kriegsberichterstattung.”
    Logan musste lachen und gab Jim einen Klaps auf die Schulter. “Jeden Abend außer heute Abend”, erwiderte er. “Du weißt, wo ich wohne. Komm vorbei, sobald du Zeit hast.”
    Jim nickte, und als Logan zu seinem Truck ging, kehrte Jim ins Gebäude zurück, um sich seinen Aufgaben als General Manager eines Spielkasinos zu widmen.
    Nach einer brutalen Pokernacht, bei der er sich um Kopf und Kragen gespielt hatte, stieg Brett Turlow in seinen Wagen und erkannte, dass er nicht als Einziger nach langer Abwesenheit in seine alte Heimatstadt zurückgekehrt war. Der Unterschied war nur, dass er selbst mit eingezogenem Schwanz wieder hergekommen war, während Logan Creed dafür viel zu gut gelaunt wirkte.
    Brett saß hinter dem Steuer des verbeulten Toyota Corolla, den er sich von seiner Schwester ausgeliehen hatte, und beobachtete, wie Creed in einen gleichermaßen verbeulten Pick-up einstieg, seinen Hund kurz kraulte und dann den Motor anließ.
    Wahrscheinlich war er hier, um die