Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)

Stelle”, forderte er sie auf.
    Wieder wippten die Äste hin und her, und Wanda winselte leise.
    “Beeilen Sie sich”, flehte Briana ihn an. Ihre ganze Hand war so nass geschwitzt, dass ihr das Telefon aus den Fingern gleiten wollte.
    “Wir biegen jetzt auf den Weg zur Ranch ein”, erklärte Logan. “Bleiben Sie am Telefon und reden Sie weiter mit Josh. Ich brauche nämlich beide Hände zum Fahren.”
    Entgegen seiner Anweisung beendete Briana die Verbindung. Falls der Bär über Wanda oder über sie selbst herfallen sollte, dann wollte sie nicht, dass ihr Sohn das mitanhörte.
    Es klingelte nicht, nachdem sie aufgelegt hatte, obwohl sie das einen Moment lang erwartet und befürchtet hatte. Aber Logan wusste, was ein schriller, unverhoffter Klingelton anrichten konnte, wenn der Bär sich davon bedroht fühlen sollte. Zumal der schon kurz davor sein musste, seiner Wut freien Lauf zu lassen, so angespannt war die Atmosphäre.
    Wanda spannte die Muskeln in ihren Läufen an, als wolle sie sich erheben und versuchen, bis zu Briana zu gelangen. Ihr Blick war vertrauensvoll, und offenbar glaubte sie, dass ihr nichts passieren konnte, wenn sie es bis zu ihrem Frauchen schaffte.
    Briana wusste, es war nicht so einfach, und der Gedanke bedrückte sie, das Vertrauen ihrer Hündin könnte fehl am Platz sein.
    Was nur Sekunden oder allenfalls Minuten dauerte, kam ihr wie Stunden vor. Sie glaubte, das Motorengeräusch von Logans Truck zu hören, aber er war vermutlich zu weit entfernt, um ihr noch helfen zu können.
    Lass ein wildes Tier niemals erkennen, dass du Angst hast.
Es war die Stimme ihres Vaters, die in ihrem Kopf nachhallte. Ein Dutzend Mal hatte er ihr das gesagt. Er war Experte auf diesem Gebiet gewesen. Er war immer wieder wütenden Bullen und aufgeregten Wildpferden in seinem albernen Clownskostüm gegenübergetreten.
    Der Truck kam näher, und Briana empfand Freude und zugleich Angst. Der Bär hatte das Motorengeräusch auch gehört und kletterte aus dem Apfelbaum, der so sehr hin und her schaukelte, dass es schien, als müsse er jeden Moment entwurzelt werden.
    Wanda löste sich in dem Augenblick aus ihrer Starre, als der Bär den Boden erreichte.
    Er stellte sich auf die Hinterbeine und streckte die Vorderpfoten in die Höhe. Eine unerklärliche, fast mystische Ruhe erfasste Briana, als ein stärkerer, mutigerer Teil von ihr die Oberhand gewann.
    “
Du wirst meinem Hund nichts antun.”
Hatte sie das gerade laut ausgesprochen oder nur gedacht? Jedenfalls stand der Bär da und betrachtete sie, wobei er den massigen Kopf ein wenig schräg legte.
    Wanda versteckte sich hinter Briana und drückte sich fest gegen ihre Beine.
    Der Bär brummte verhalten, dann ging er auf alle viere runter und spannte die Muskeln an. Er bereitete sich darauf vor, einen Satz in ihre Richtung zu machen.
    Wieder überkam Briana tiefe Verzweiflung, und aus einem unerklärlichen Grund versuchte sie zu grinsen.
    In dieser Sekunde kam Logan mit seinem Truck mit Vollgas und laut hupend auf den Obstgarten zugerast. Der Bär überlegte kurz, was er von dieser neuen Situation halten sollte, dann entschloss er sich zur Flucht, die mit einem Abstand von nicht mal einem Meter an Briana und Wanda vorbei in Richtung Friedhof führte.
    Logan machte eine Vollbremsung, sprang aus dem Wagen und kam zu ihr gerannt, um sie in die Arme zu nehmen und sie an sich zu drücken.
    Ihre Beine knickten unter ihr ein, und hätte Logan sie nicht gehalten, wäre sie zu Boden gesunken. Über seine Schulter hinweg sah sie Josh und Alec in seinem Truck, ihre Gesichter wirkten durch die Wagenfenster wie bleiche Kreise.
    “Es geht dir gut”, flüsterte Logan ihr zu. “Es geht dir gut.”
    Sie begann am ganzen Leib zu zittern, und Wanda erging es nicht besser.
    Kalter Schweiß trat Briana auf die Stirn. “Ich kann gehen”, brachte sie heraus. “Ich bin mir aber nicht so sicher, was Wanda betrifft.”
    Logan hielt sie noch eine Weile, bis er sich sicher war, dass sie nicht doch noch zusammenbrach, dann bückte er sich und hob Wanda hoch.
    Briana folgte ihm mit unsicheren Schritten und drehte sich nur einmal um, da sie sich vergewissern wollte, dass der Bär tatsächlich das Weite gesucht hatte.
    Brett Turlow saß am hinteren, schwach beleuchteten Tisch in Skivvie’s Tavern, sein Magen revoltierte unablässig. Anschreiben lassen konnte er hier nicht, aber das war egal, denn früher am Tag hatte er in dem Maklerbüro vorbeigeschaut, in dem seine Schwester