Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
aufhalsen.
“Natürlich habe ich das gemacht”, brummte der Sheriff. “Das Gewehr gehört seinem Vater, das konnten wir überprüfen. Und der Junge behauptet, er hätte es für eine Attrappe gehalten, wie man sie in Filmen benutzt.”
“Und warum hat sich Caleb auf der Ranch herumgetrieben?”, warf Kristy ein.
“Er sagt, dass er überlegt hat, mit ein paar Freunden aus L.A. einen Film zu drehen. Ihn interessierte der alte Friedhof, und er sagt, er habe nicht gewusst, dass er auf Ihrem Grund und Boden liegt.”
“Aber Sie glauben ihm nicht, wie?”, fragte Dylan.
“Ich weiß, dass Jugendliche heute ihre eigenen Filme drehen, vor allem die reichen, die Geld für teure Kameras haben. Und sie sind von Friedhöfen fasziniert – weiß der Teufel, aus welchem Grund. Darum kann ich dem Burschen sogar abkaufen, dass er sich unwissentlich auf Ihre Ranch begeben hat. Trotzdem klafft in der Geschichte immer noch ein großes Loch.”
“Warum hatte er eine Waffe bei sich?”, sprach Dylan aus, was der Sheriff dachte. Kristy, Floyd und das gesamte Marigold Café schienen für ihn nicht mehr zu existieren, so vertieft war er in diese Frage.
“Ganz genau”, knurrte Floyd leise. “Warum hatte er eine verdammte Waffe?”
Bonnie wurde wach und krabbelte auf Kristys Schoß.
“Sie müssen ihn anzeigen, Dylan”, drängte der Sheriff ihn, doch er war weiter in seine Gedanken versunken. “Wenn man Jugendliche ungeschoren davonkommen lässt, schießen sie auf einmal in der Schulkantine um sich, weil ihnen jemand das letzte Stück Pizza weggeschnappt hat.”
Kristy gab Bonnie eine von Dylans Fritten zu essen und ließ sie einen Schluck vom Milchshake trinken.
“Vielleicht”, stimmte Dylan ihm zu, der allmählich wieder zu sich kam. Sein Blick erfasste Bonnie, und er verzog den Mund zu einem Lächeln. “Ich möchte erst mit Caleb Spencer reden, bevor ich mich entscheide.”
“Sie werden ihn einfach davonkommen lassen”, warf Floyd ihm vor. “Warum, Dylan? Weil Sie selbst auch mal so waren wie er und trotzdem was Anständiges aus Ihnen geworden ist?”
“Ich habe nicht gesagt, dass ich ihn nicht anzeigen werde, Floyd”, widersprach Dylan ihm geduldig. “Ich will nur zuerst mit dem Jungen reden.”
“Meiner Meinung sind Sie ein verdammter Dummkopf, wenn Sie das machen.”
“Oh Mann, Floyd, fällt Ihnen keine fantasievollere Beleidigung ein?”, konterte Dylan. “Ich nehme doch an, Sie haben unseren jungen Billy the Kid hinter Schloss und Riegel gebracht, nicht wahr?”
Floyd schnaubte und rutschte mit dem Stuhl ein Stück nach hinten, sodass er lautstark über den Boden schabte. Bonnie riss bei dem Geräusch sofort die Augen auf. “Ich wünschte, es wäre so”, brummte er. “Aber es wurde eine Kaution festgesetzt und auch schon gezahlt. Und das verdanken wir Mr. Hollywood und jemandem, den Sie gut kennen.”
Lachend schüttelte Dylan den Kopf. “Logan?”
“Logan”, bestätigte Floyd mürrisch. “Anwälte! Der Junge betritt unbefugt sein Land und schießt auf seinen Bruder, und Logan Creed fällt nichts Besseres ein, als den kleinen Mistkerl auch noch zu vertreten!”
Kristy reagierte etwas bestürzt auf diese Neuigkeit, doch Dylan störte sich offenbar nicht daran.
“Jeder verdient den besten Verteidiger, den er bekommen kann”, sagte er nur.
“Ihr Creeds”, murmelte Floyd und stand auf. “Ihr seid doch alle verrückt.”
“Das habe ich schon mal irgendwo gehört”, konterte Dylan sichtlich amüsiert.
Kristy dagegen fühlte sich beleidigt. Immerhin war Bonnie eine Creed, und sie selbst würde in drei Tagen ebenfalls eine sein. Sie wollte gegen Floyds Bemerkung protestieren, auch wenn der Moment dafür eigentlich längst verstrichen war und ihr keine passende Erwiderung einfallen wollte. Dylan schüttelte flüchtig den Kopf.
Er schob den Teller zur Seite und spielte mit einem Kugelschreiber, der neben dem Serviettenhalter gelegen hatte. Nach seiner Miene zu urteilen, machte er sich keine Gedanken darüber, dass Calebs Schilderungen ein wichtiges Detail außer Acht ließen. Und er schien Logans Absicht, den Jungen zu verteidigen, auch nicht als einen Verrat unter Brüdern zu betrachten.
Ganz im Gegensatz zu ihm hätte Kristy Logan nur zu gern zur Rede gestellt und sich von ihm erklären lassen, was er sich dabei dachte, Calebs Verteidigung zu übernehmen.
Sheriff Book räusperte sich, um ein anderes Thema anzuschneiden und seinen baldigen Aufbruch anzukündigen. “Kristy, wie
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