Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
Vorbehalte Logan gegenüber ihr Verhältnis zu Briana trübten. Immerhin waren sie beide Freundinnen, und bald würden sie sogar verschwägert sein. “Ich finde … na ja … Dylan hätte ums Leben kommen können …”
Briana seufzte. “Im Moment sind sie alle bei uns auf der Ranch: Logan, Dylan, Mr. Spencer und Caleb. Darum bin ich mit den Jungs in die Stadt gefahren – erst ein Eis, dann die Vorlesestunde. Auf die Weise sind wir ihnen nicht im Weg. Logan hat über den Fall nicht viel gesagt, außer dass es gar kein richtiger Fall ist und er Calebs Version glaubt.”
“Warum?”, wollte Kristy wissen. “Warum glaubt er Caleb?”
“Ich weiß nicht so genau”, gestand Briana ihr und sah zu den Jungs, die sich alle Mühe gaben, Bonnie zu unterhalten. “Meine Vermutung ist, er will nicht, dass Caleb im Gefängnis landet, wenn der wirklich nur eine Dummheit begangen hat.”
Kristy erinnerte sich an Dylans ablehnende Haltung, Caleb anzuzeigen, solange er nicht mit ihm gesprochen hatte. Sie beschloss, sich mit einem Urteil über den Jungen zurückzuhalten und Dylan so verfahren zu lassen, wie er es für richtig hielt.
Also nickte sie nur, und als wenig später genügend Kinder zusammengekommen waren, begann sie die Vorlesestunde mit der Fortsetzung des “Nancy Drew”-Abenteuers vom letzten Mal.
Es schien dem Jungen wirklich leidzutun, fand Dylan, als er ihn musterte, wie er neben seinem berühmten Vater auf der Couch in Logans Wohnzimmer saß und hin und her zappelte. Allerdings musste sich erst noch herausstellen, was ihm denn leidtat: dass er beinahe einen Menschen und ein Pferd getötet hatte oder dass er ertappt worden war.
Zachary Spencers Gesicht war grau geworden, und er kniff grimmig den Mund zusammen. Es war richtig von ihm gewesen, seinen Sohn mit den Konsequenzen seines Handelns zu konfrontieren, aber es war auch klar, dass er alles tun würde, um ihn zu beschützen.
Was ihn in Dylans Augen zu einem vollwertigen Vater machte.
Er überlegte, ob Jake Creed wohl genauso gehandelt hätte, wären er, Logan oder Tyler in eine solche Situation geraten. Aber er wusste nur einen Teil der Antwort, nämlich die oberste Regel: den Hintern versohlen, und das gründlich.
Und danach?
Logan saß in seinem großen Sessel, also zog sich Dylan den Stuhl vom Computertisch heran, um sich zu den anderen zu gesellen.
“Dann erzähl uns mal deine Version von dem, was gestern passiert ist, Caleb”, forderte Logan ihn auf.
Sein Bruder als Perry Mason in Jeans, Stiefeln und T-Shirt, dachte Dylan amüsiert. Von dieser Seite kannte er Logan noch gar nicht.
Caleb begann zu weinen. “Das hab ich doch schon erzählt”, schniefte er. “Ich hab’s meinem Dad erzählt, ich hab’s dem Sheriff erzählt. Wie oft muss ich das denn noch machen?”
“Erzähl es uns noch mal”, befahl Zachary ihm ruhig, aber eindringlich.
Caleb sah Dylan an, und der Junge musste sich sichtlich überwinden, um weiterzureden. “Ich war echt sauer auf Sie, als Sie mir das Pferd weggenommen haben”, gab er zu. “Aber ich hätte deswegen nicht auf Sie geschossen.”
“Warum hast du eine Waffe zum Friedhof mitgenommen”, fragte Dylan ruhig, “wenn du nur nach einem Motiv für deinen Film gesucht hast?”
Der Junge stieß einen schweren Seufzer aus. “Ich wollte mich mit meinem Freund Toby Phillips auf dem Friedhof treffen. Ich hatte ihm von dem Gewehr erzählt – mein Dad sagt, es hat mal John Wayne gehört –, und Toby wollte es sich ansehen.”
Dylan und Logan sahen sich an. Sie kannten Toby. Er war der kleine Bruder von Dan Phillips. Nach allem, was Logan vor Dylans Ankunft auf der Ranch am Telefon gesagt hatte, war Toby ein mustergültiger Student, der sich noch nie Ärger eingehandelt hatte und später einmal Filme drehen wollte.
Logan beugte sich nach vorn, legte die Arme auf seine Oberschenkel und betrachtete Spencer eindringlich. “Ich hörte, Sie wollten hier in Stillwater Springs Land kaufen.”
Dieser Themenwechsel machte Dylan stutzig, aber er wartete ab.
“Ja, richtig”, bestätigte Spencer betrübt. “Irgendein Unternehmen namens Tri-Star hat mir das Land aber vor der Nase weggeschnappt, und jetzt muss ich wieder von vorn anfangen. Wären da nicht diese Leichenfunde auf dem Madison-Land, dann wäre ich mit Caleb längst nach L.A. zurückgekehrt, und das alles wäre nie passiert.”
Ja, genau, ging es Dylan durch den Kopf. Spencer hatte diese Option auf Kristys Geschichte erworben. Oder besser gesagt: auf
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