Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
schnippte mit den Fingern. “Jetzt weiß ich, wo ich ihn schon mal gesehen habe! Er hat bei einigen von meinen Filmen die Stunts erledigt. Er ist einer der Besten in der Branche, absolut unerschrocken!”
Absolut unerschrocken.
Oh ja, das passte zu Dylan.
Wenn es eine Sache gab, die schlimmer war, als einen Rodeo-Cowboy zu lieben, dann war es, einen Stuntman zu lieben. Dylan mochte
behaupten
, dass er sesshaft werden wollte und Stillwater Springs sein Zuhause sein sollte, aber wenn es ihm langweilig wurde oder wenn ihm das Geld ausging, dann würde er die süße kleine Bonnie bei irgendwem einquartieren und sich auf den Weg machen.
Das musst du dir immer vor Augen halten, ermahnte sie sich.
Auch wenn sie noch nie auf ihre eigenen Ratschläge gehört hatte. Zumindest dann nicht, wenn sie Dylan betrafen.
Eine Stunde später war die Optionsvereinbarung unterschrieben, und Kristy betrat durch die Hintertür ihr Haus. Kaum hatte sie einen Fuß in die dunkle Küche gesetzt, schoss Winston wie ein weißer Blitz an ihr vorbei nach draußen.
Sie blieb stehen. Ein ungutes Gefühl regte sich in ihrer Magengegend.
Befand sich jemand im Haus?
Es war nicht Winstons Art, die Flucht zu ergreifen. Vielmehr vergrub er üblicherweise die Krallen seiner Vorderpfoten in ihrer Jeans und wartete, dass sie ihn für ein paar Schmuseeinheiten auf den Arm nahm.
“Hallo?”, rief sie.
Nichts.
Sie redete sich nur etwas ein. Dass sie nervös war, lag an den Leichenfunden in Sugarfoots Grab und an der Story, die wie ein Tsunami über ihr Leben hereinbrechen würde. Und an Dylan.
Nachdem sie die Handtasche auf den Küchentresen gestellt hatte, drehte sie sich um und rief nach Winston.
Er ignorierte ihre Rufe, stattdessen drang aus der Dunkelheit ein gereiztes Miauen an ihre Ohren.
Was war nur mit dieser Katze los?
Sie schloss die Tür, schaltete das Licht ein und programmierte die Kaffeemaschine für den kommenden Morgen. Im Haus herrschte noch immer eine eigenartige Atmosphäre, so als hätte das Gebäude eingeatmet und würde nun gebannt die Luft anhalten.
Oh Mann, der Stress machte ihr jetzt aber
wirklich
zu schaffen.
Aus Prinzip zwang Kristy sich, ins Esszimmer und von dort ins Wohnzimmer zu gehen. Sie machte die Stehlampen an beiden Enden der Couch an und lauschte.
Ihre Fantasie ging mit ihr durch, obwohl sie fest entschlossen war, sich wie ein vernünftiger Mensch zu benehmen.
Was, wenn Sheriff Book sich hier versteckt hatte, um sie zum Schweigen zu bringen, bevor sie jemandem von ihrem Verdacht berichten konnte?
Völlig albern, dachte sie. Dylan war eingeweiht, und das wusste Floyd, weil sie ihr Handy auf Lautsprecher gestellt hatte und sich die beiden Männer unterhalten hatten.
Außerdem war Floyd der beste Freund ihres Vaters gewesen.
Er war zu ihrem College-Abschluss gekommen, in einen Anzug gezwängt, den er vermutlich seit seinem eigenen Abschluss nicht mehr getragen hatte.
Er war ein Tierfreund.
Er lieh regelmäßig Bücher aus, weil seine Frau so gerne las.
Er war
kein
Monster.
Kristy war soeben zu diesen absolut vernünftigen Erkenntnissen gelangt, da hörte sie in einem der Gästezimmer im ersten Stock einen Schritt.
Verlass das Haus, forderte ihr Verstand.
Aber da war auch noch ihr Starrsinn, der schwerer wog als der Verstand. Das hier war
ihr
Haus, und dass sich jemand hier aufhielt, ärgerte sie mehr, als dass es ihr Angst einjagte.
“Wer ist da?”, rief sie und begab sich zum Fuß der Treppe.
Noch immer keine Antwort.
“Hallo?”
Weitere Schritte, hastige Schritte durch den Flur im ersten Stock. Schritte, die die Hintertreppe zur Küche zum Ziel hatten.
Sie lief im Erdgeschoss in die gleiche Richtung.
Ein Schrei ertönte, gefolgt von lautem Getöse, und einen Augenblick später landete eine Gestalt in schwarzem Jogginganzug direkt vor Kristys Füßen.
Freida Turlow.
Verblüfft beugte sich Kristy über die Frau. “Haben Sie sich was getan?”
Freida setzte sich auf. “Ich … ich glaube, es ist alles in Ordnung”, antwortete sie verlegen.
“Okay, nächste Frage”, redete Kristy weiter und stemmte die Hände in die Hüften. “Was zum Teufel fällt Ihnen ein, durch mein Haus zu schleichen?”
Tränen liefen über Freidas Wangen, und Kristy bückte sich, um ihr hochzuhelfen.
“Sie haben nie die Schlösser ausgetauscht”, sagte die Frau.
“Lenken Sie nicht ab!”, warnte Kristy sie, während sie sie zu einem Küchenstuhl führte.
Freida humpelte leicht. “Ich glaube, ich habe
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