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Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Titel: Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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klar wurde, wie alt Hal Ryder geworden war. Er wirkte dünner als gewöhnlich, und er schien sehr müde zu sein.
    Ehe Kristy etwas zu sagen wusste, entdeckte er beim Blick über ihre Schulter irgendwen, rief Hallo und entschuldigte sich.
    Kristy ging ins Haus, wusch sich die Hände in einem Badezimmer, das gerade renoviert wurde, und spürte Briana in der Küche auf. Sie und Jims Exfrau Katherine waren damit beschäftigt, das Essen anzurichten, das Briana früher an diesem Tag zubereitet hatte.
    Wie es auf dem Land üblich war, wurde von Papptellern gegessen und aus Plastikbechern getrunken, und während sich die Männer draußen auf der Veranda, im Gras oder unter einem Baum einen Platz auswählten, blieben die Frauen im Haus und suchten sich dort eine Sitzgelegenheit. Nur ein paar von ihnen begaben sich an den Picknicktisch auf der Veranda.
    Die Männer unterhielten sich über Politik, die Fleischpreise, Steuern und die steigenden Kosten für Heu und Benzin. Die Frauen lobten Brianas Essen und bewunderten, was sie und Logan im Haus bereits renoviert hatten. Dabei wanderten immer wieder verstohlene Blicke zum immer noch flachen Bauch der frischgebackenen Mrs. Creed.
    Amüsiert fragte Kristy sich, ob sie wohl auch solche Blicke erntete. Ertappt hatte sie dabei bislang niemanden; das Hauptinteresse galt auch eindeutig Briana, dicht gefolgt von Katherine Huntinghorse.
    Kristy war froh darüber, dass man von ihr wenig Notiz nahm. Doch sie wusste, das würde nicht mehr lange so bleiben. Die entdeckten Leichen, ihr wiedererwachtes Verhältnis mit Dylan und ihre Vereinbarung mit Zachary Spencer würden das ganz sicher ändern.
    In der Küche wurde sie von Katherine angestupst, während sie gegen den Tresen gelehnt dastand und Hähnchen und Salat von ihrem Pappteller aß. “Glauben Sie, Jim kann das gewinnen?”, fragte sie.
    Da Katherine nicht in der Nähe von Stillwater Springs aufgewachsen war – anders als die meisten Anwesenden –, kannte Kristy sie nicht allzu gut. Jims Exfrau war eine Art Künstlerin, und genauso sah sie in ihrem farbenfrohen, weiten Rock und ihrer ärmellosen cremefarbenen Bluse auch aus. Ihr langes, dunkles Haar wurde von einer silbernen Spange zusammengehalten. Volle, dichte Wimpern umrahmten ihre silbergrauen Augen.
    “Ich
weiß
, Jim kann das gewinnen”, antwortete Kristy. Jeder wusste, dass Jims Ehe gescheitert war, aber stand nun womöglich eine Aussöhnung bevor? “Er wird einen hervorragenden Sheriff abgeben.”
    Jim kam von draußen in die Küche und duckte sich, damit sich sein Sohn, der auf seinen Schultern saß, nicht den Kopf stieß. Der Junge – Kristy konnte sich an seinen Namen nicht erinnern, war sich aber auch nicht sicher, ob sie ihn überhaupt je erfahren hatte – mochte etwa vier Jahre alt sein und war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Lediglich die bemerkenswerten silbergrauen Augen hatte er von seiner Mutter geerbt.
    Die Frauen in der Küche begannen, dem gut aussehenden Kandidaten zu applaudieren, doch Jims Blick wanderte so wie der des Jungen zu Katherine und blieb dort hängen.
    Hmm, dachte Kristy interessiert.
    “Dad will mit mir auf einem Pferd reiten”, rief der kleine Junge. “Darf ich, Mom? Darf ich? Bitte!”
    “Jim”, sagte Katherine, “du wirst dir deinen neuen Wahlkampfanzug schmutzig machen.”
    Jim errötete. Außer Katherine und seinem Sohn schien er nach wie vor niemanden sonst im Zimmer zu bemerken. Kristy mochte dieses Gefühl, unsichtbar zu sein. Sie wünschte sich, sie könnte diesen Trick aus dem Hut zaubern, wenn ihr das nächste Mal die Reporter auflauerten. Wie gebannt beobachtete sie das, was sich zwischen diesen beiden Menschen abspielte, die vor gar nicht so langer Zeit noch verheiratet gewesen waren.
    “Sam möchte unbedingt reiten”, erklärte Jim sehr ruhig. “Und meinen Anzug kann ich reinigen lassen.”
    “Bei dem Geld, das er mit den Einarmigen Banditen im Kasino verdient”, meinte eine der Frauen in der Küche ironisch, “sollte er sich zehn von diesen Anzügen leisten können.”
    Gelächter folgte dieser Bemerkung, und Kristy stimmte mit ein, obwohl sie das Kasino nur selten besuchte. Sie war nicht gegen das Glücksspiel eingestellt, aber an den Einarmigen Banditen langweilte sie sich nach ein paar Minuten.
    Jim schien zumindest teilweise aus seiner Trance zu erwachen. Vor den Augen der Versammelten verwandelte er sich abrupt in einen Politiker mit gefälligem Lächeln und gelassener, selbstbewusster

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