Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
“Ganz so, wie man es von einer amerikanischen Kleinstadt erwarten darf.”
“Was für ein Idiot”, murmelte Dylan in Kristys Ohr und dirigierte sie an den Reportern vorbei, bevor einer der Kameraleute auf sie aufmerksam werden konnte.
“Miss Madison!”, rief ein Journalist, als sie und Dylan mit der trägen Menge aus dem Saal drängten. So wie bei einem Verkehrsunfall auf dem Highway renkten sich auch hier sofort die Schaulustigen den Hals aus, um etwas zu sehen, wodurch die bisherige Vorwärtsbewegung ins Stocken geriet. “Dürfen wir Ihnen ein paar Fragen …”
“Geh einfach weiter”, zischte Dylan ihr zu. Logan, Briana und die Jungs waren irgendwo hinter ihnen.
Dann endlich,
endlich
waren sie draußen angekommen. Kristy schnappte nach Luft, als sei sie nur knapp dem Erstickungstod entgangen. Gleichzeitig wurde Bonnie unruhig und streckte die Arme nach Kristy aus.
Dylan zog sie zurück, doch das Kind protestierte sofort: “Mommyyyy!”
Für eine Sekunde schloss Kristy die Augen, und als sie sie wieder aufschlug, da schaute Dylan sie besorgt und nachdenklich an.
“Gib sie mir.” Sie hielt ihre Arme auf.
Dylan zögerte – und das versetzte ihr einen Stich, den sie nicht erwartet hatte. Dann jedoch übergab er ihr sein kleines Mädchen.
Bonnie wurde sofort ruhig und drückte den Kopf an Kristys Schulter. “Mommy”, flüsterte sie. “Mommy.”
“Schhh”, machte Kristy und tätschelte ihr den Rücken.
An Dylans Truck angekommen, schloss er auf, setzte Bonnie in den Kindersitz und wartete, bis Kristy eingestiegen war.
Bonnie hampelte noch einen Augenblick lang herum und schlief dann ein.
“Sie ist richtig geschafft”, sagte Kristy, als Dylan eingestiegen war. “Wahrscheinlich, weil sie versucht hat, mit Josh und Alec mitzuhalten.”
“Ja, vermutlich”, stimmte Dylan ihr zu. Er klang etwas angespannt, während er in den Rückspiegel sah und auf eine Lücke wartete, um auch den Parkplatz verlassen zu können.
Plötzlich wurde ihr klar, dass er im Rückspiegel nach möglichen verfolgenden Reportern Ausschau hielt, und sie drehte sich um. Auf dem Platz standen etliche Personenwagen und Pick-ups, sodass sie nicht sagen konnte, ob sie jemand verfolgte. Dann sah sie, wie Logans Truck hinter ihnen auftauchte, als wolle er so verhindern, dass sich jemand an ihre Fährte heftete.
Unruhig sah Kristy wieder nach vorn, die Hände hatte sie vor Nervosität verkrampft in den Schoß gelegt.
“Entspann dich”, riet Dylan ihr. “Die Ranch ist Privatgelände. Wenn sich ein Journalist dorthin verirrt, werden Logan und ich ihn mit einer Schrotflinte empfangen.”
Es war keine glückliche Wortwahl, erinnerte es sie doch an den Vorfall zwischen ihrem Vater und dem immer noch namenlosen Tagelöhner. Unwillkürlich zuckte sie zusammen.
Dylan seufzte schwer. “Entschuldige.”
Sie rang sich zu einem Lächeln durch und beugte sich zu ihm hinüber, um seinen Arm zu berühren.
Eine Viertelstunde später hatten sie die Einfahrt zur Stillwater Springs Ranch erreicht, gefolgt von einem kleinen Konvoi aus Trucks und Personenwagen. Jim Huntinghorse war mit Katherine und ihrem kleinen Sohn im Wagen hinter Logans Pick-up unterwegs, und als Kristy sich umdrehte, konnte sie nur Fahrzeuge ausmachen, die ihr vertraut waren. Von den Reportern war nichts zu entdecken.
Erleichtert nahm sie Dylans Hand und ließ sich von ihm aus dem Wagen helfen, dann wartete sie ab, bis er Bonnie aus dem Kindersitz geholt hatte.
Auf der Weide vor Logans neuem Stall standen mehrere Pferde, von denen sich Kristy wie magisch angezogen fühlte. Briana kam zu ihr, als sie den Hof in Richtung Weide überquerte, und hakte sich bei ihr unter.
“Sind die nicht wunderschön?”, fragte Briana leise, als sie am Zaun angekommen waren.
Plötzlich sehnte sich Kristy danach, wieder einmal zu reiten. “Oh ja”, antwortete sie. “Oh
ja.”
“Dylan hat mir von deinem Pferd erzählt”, sagte Briana nach einer Weile. “Das muss ein schwerer Verlust für dich gewesen sein, Kristy.”
Sie musste schlucken und konnte nur nicken. Als Sugarfoot beerdigt wurde, da schwor sie, niemals wieder auf einem anderen Pferd zu reiten. Damals wäre ihr das wie ein Verrat an Sugarfoot vorgekommen. Doch inzwischen war ihr klar: Sie hatte nicht nur einen treuen Freund verloren, sondern auch einen bedeutenden Teil von sich selbst.
Dylan kam zu ihnen hinüber. Bonnie saß auf seinen Schultern und war wieder hellwach. Mit einem Grinsen übergab er das Mädchen
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