Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
eine tapfere Miene auf und half den Besuchern der Bibliothek, das passende Buch zu finden. Sie renovierte ihr Haus und bezahlte ihre Rechnungen. Alles in allem kam sie durchaus zurecht. Aber dafür hatte sie einen Schalter irgendwo in ihrem Inneren umgelegt, mit dem sie einen Teil von sich abgeschaltet hatte.
Es war gefährlich, Menschen oder Tiere zu lieben.
Sie hatte Sugarfoot geliebt.
Und sie hatte Mom und Dad geliebt.
Und auch Dylan Creed. Jedoch nicht so, wie sie es jetzt tat.
Bonnie zog an ihren Haaren, wohl um sie auf sich aufmerksam zu machen.
Oh ja, die Liebe war etwas Gefährliches.
Kristys Augen brannten, während sie in das kleine Gesicht blickte, das sie voller Vertrauen und Sorge musterte. Um Bonnie herum spielten sich Dinge ab, für die sie noch zu jung war, um sie zu verstehen. Ihr kindlicher Verstand schien mit sich selbst zu ringen, ob sie Angst haben sollte oder nicht. Es war klar, dass sie sich dabei am Verhalten der Erwachsenen orientieren würde.
Also straffte Kristy die Schultern und brachte ein Lächeln zustande. “Es ist alles in Ordnung, meine Kleine”, sagte sie besänftigend. “Alles ist bestens. Siehst du? Da drüben ist dein Daddy.”
In diesem Moment schaute Dylan in ihre Richtung, und sofort entspannte sich seine Miene leicht. Er redete mit Jim und Logan, dann kam er zu ihnen, nahm Bonnie auf den Arm und drückte sie aufmunternd an sich.
“Glaubst du, Doc wird es schaffen?”, fragte Kristy und schlug dabei Bonnie zuliebe einen bewusst fröhlichen Tonfall an. Kinder mochten nicht den Sinn der Worte erfassen, die um sie herum gesprochen wurden, dafür waren sie meisterlich darin, die Stimmungen der Erwachsenen zu deuten.
Dylan sah zur Straße, wo noch die Staubwolken umhertrieben, die der Rettungswagen aufgewirbelt hatte. “Ich will es hoffen.”
“Du warst fantastisch”, sagte sie sanft und berührte seinen Arm. “Und Jim ebenfalls. Offenbar hast du nicht vergessen, wie man Erste Hilfe leistet.”
Er versuchte ein Grinsen, doch das wollte ihm nicht gelingen. “Das kann beim Rodeo ganz nützlich sein”, erwiderte er.
Eine Zeit lang schwiegen sie beide, dann gab Kristy zu bedenken: “Jemand sollte Lily verständigen. Ich weiß, das Krankenhaus wird sie als die nächste Angehörige informieren, aber …”
Dylan nickte. Die ersten Gäste verabschiedeten sich bereits, gingen zu ihren Wagen und fuhren ab. “Sieht so aus, als wäre die Party vorüber”, kommentierte er.
“Ich sage Logan und Briana Bescheid, dass wir auch aufbrechen”, schlug Kristy mit sanfter Stimme vor. Dylan stand noch immer wie angewurzelt da.
“Ja, danke.” Er vergrub sein Gesicht in Bonnies weichem Haar und atmete ihren Duft ein.
Ein paar Minuten darauf saßen sie im Truck. Bonnie schlief wieder, und Dylan sah so starr über das Lenkrad auf die Straße, dass sich Kristy fragte, ob sie nicht besser gefahren wäre. Sie waren auf dem Weg zu ihrem Haus; sie musste noch ein paar Dinge einpacken, wenn sie bei Dylan übernachten sollte. Außerdem wollte er sich die Schlösser an allen Türen ansehen, um für den Austausch nichts Verkehrtes mitzubringen.
Winston begrüßte sie unruhig, als sie ins Haus kamen, und sofort fürchtete Kristy, es könnte sich schon wieder jemand Zutritt verschafft haben. Es stellte sich aber heraus, dass der Kater nur gefüttert werden wollte.
Dylan legte Bonnie auf die Couch im Wohnzimmer, deckte sie zu und nahm sich die Schlösser vor.
Kristy fütterte Winston und grübelte dann, ob sie ihn allein hierlassen konnte, während sie die Nacht – und möglicherweise nicht nur diese Nacht – bei Dylan verbrachte. Sie stellte den Gedanken für den Augenblick zurück und ging ins Arbeitszimmer, um das Adressbuch herauszusuchen.
Sie und Lily Ryder Kenyon schickten sich eigentlich nur zu Weihnachten gegenseitig eine Karte, und es war anzunehmen, dass ihre Notizen längst veraltet waren. Dennoch wollte sie zumindest versuchen, ihre Freundin aus Kindheitstagen anzurufen.
Sie griff nach dem Telefonhörer und wählte die notierte Nummer. Was sollte sie ihr sagen, wenn Lily noch nichts vom Herzinfarkt ihres Vaters gehört hatte? Irgendetwas musste sie ihr sagen – von Frau zu Frau, von Tochter zu Tochter.
Es klingelte einmal, zweimal, dreimal.
Kristy wartete darauf, dass der Anrufbeantworter ansprang, damit sie eine Nachricht und eine Bitte um Rückruf hinterlassen konnte, da meldete sich auf einmal eine tränenerstickte Frauenstimme.
“H-hallo?”, hörte sie Lily
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