Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte
diese Geschichten über Paul zu hören. Na ja, und dann habe ich meine Wut leider an den Überbringern der schlechten Nachricht ausgelassen – wie du ja gestern schon ganz zutreffend festgestellt hast. Gut, daß ihr mir die Augen geöffnet habt! Ob Lou allerdings das Recht hatte, in Pauls Akten herumzuschnüffeln, wage ich immer noch zu bezweifeln.«
»Eifersucht treibt Leute dazu, die komischsten Dinge zu tun«, bemerkte Jack. »Da nehme ich mich nicht aus.«
»Ich fasse das als Kompliment auf.« Lauries Lippen kräuselten sich. »Viel Glück bei deinen Recherchen!«
»Danke«, sagte Jack. »Das kann ich gebrauchen.«
Er ging in sein Büro und machte sich wieder an die Arbeit. Zunächst konzentrierte er sich auf den Fall um den im Gefängnis verstorbenen Häftling. Wenn er schon die anderen Fälle nicht lösen konnte, wollte er zumindest Dr. Washington zufriedenstellen und die Akte Jefferson bis zum nächsten Tag abgeschlossen haben. Zwischendurch sah er immer wieder auf die Wanduhr. Als es auf acht Uhr zuging, unterbrach er seine Arbeit und ging hinunter ins Toxikologie-Labor, das sich eine Etage tiefer befand.
Als er sich der Tür näherte, schwand seine Hoffnung. Sie war geschlossen; durch die Mattglasscheibe wirkte das Labor dunkel und verlassen. Um sich zu vergewissern, drückte er die Klinke herunter. Die Tür war definitiv abgeschlossen. Er drehte sich um und wollte gerade wieder zurück in sein Büro, als er Peter aus dem Fahrstuhl steigen und den Flur entlangkommen sah. Er war offenbar gerade gekommen, denn er trug seinen Mantel über dem Arm.
»Ist Ihnen noch etwas eingefallen, auf das ich die Proben testen soll?« fragte Peter, als er die Labortür erreichte. Er kramte seinen Schlüssel hervor.
»Ja«, erwiderte Jack. »Eigentlich hatte Dr. Montgomery die Idee.«
Während er Peter von der Möglichkeit einer Methämoglobinvergiftung berichtete, folgte er dem Assistenten zunächst ins Labor und dann in dessen winziges fensterloses Büro. Peter nickte und hängte seinen Mantel auf.
»Das heißt, ich soll nach Stoffen wie Amylnitrit, Natriumnitrit und Nitroprussid suchen«, stellte Peter fest, während er sich seinen weißen Kittel überstreifte. »War das Opfer herzkrank?«
»Nicht, daß ich wüßte«, erwiderte Jack.
»Dann kann ich mir nicht vorstellen, daß sie irgendeinen dieser Wirkstoffe eingenommen hat«, erklärte Peter. »Aber es gibt noch ein paar andere Substanzen, die eine Methämoglobinämie verursachen können. Wollen Sie, daß ich die Proben auf all diese Substanzen teste, auch wenn es unwahrscheinlich ist, daß das Opfer damit in Berührung gekommen ist?«
»Bitte ja!« erwiderte Jack. »Ich brauche unbedingt ein positives Ergebnis.«
»Okay«, willigte Peter ein und verließ sein Büro. Jack folgte ihm wie ein junger Hund.
»Wann können Sie die Tests durchführen?« fragte er.
»Ich beginne sofort mit den Vorbereitungen«, versprach Peter. »Wenn Dr. DeVries erst mal da ist, wird es schwierig. Er würde mit Sicherheit wissen wollen, warum ich Ihre Proben vorziehe.«
»Danke für Ihre Hilfe, Peter«, sagte Jack. »Ich hoffe, ich kann mich mal revanchieren. Wo wir gerade von Ihrem Chef reden – wissen Sie zufällig, ob es im Fall David Jefferson schon Ergebnisse gibt?«
»Ist das der Häftling, der im Gefängnis gestorben ist?« fragte Peter.
»Exakt«, erwiderte Jack.
»Über die Arbeit mit den zahlreichen Untersuchungen habe ich Dr. DeVries gestern klagen hören«, sagte Peter. »Soweit ich weiß, liegen alle Ergebnisse vor. Jedenfalls erinnere ich mich, daß wir in den Proben Kokain gefunden haben – falls Sie das interessiert.«
»Na, wenigstens etwas«, seufzte Jack. »Dr. Washington wird vor Freude in die Luft springen. Wenn ich doch bloß mit Connie Davydov so ein Glück hätte!«
»Ich versuche mein Bestes«, versprach Peter.
Jack wollte gerade das Labor verlassen, als ihm Lauries andere Anregung einfiel. »Dr. Montgomery meint, Sie sollten die Proben auch noch auf Botulinustoxin testen.«
Peter bedeutete mit einer Handbewegung, daß er verstanden hatte.
Jack stieg die Treppe hinauf. Wie es aussah, konnte er den Fall Jefferson tatsächlich bis Donnerstag abschließen. Der Kokainfund würde Dr. Washington mit Sicherheit in gute Laune versetzen. Sollte sich etwa am Ende des Tunnels ein kleines Licht auftun?
Zurück in seinem Büro, traf er Chet an, der vor Neuigkeiten vom Aerobic-Kurs des vergangenen Abends geradezu übersprudelte. Die junge Dame mit der
Weitere Kostenlose Bücher