Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
dass die Reporter im Eingangsbereich warteten. »Ich hätte gern die Erlaubnis, die Presse über meinen Befund zu den beiden Jungs zu informieren. Ich glaube, dass es besser ist, wenn die Öffentlichkeit so früh wie möglich davon erfährt, damit Kinder so etwas in Zukunft nicht mehr tun.«
»Wissen die Reporter von der Leiche ohne Kopf?«
»Leider ja.«
»Wenn Sie mit ihnen reden, sind Sie dann in der Lage, sich zurückzuhalten und nichts von der kopflosen Leiche oder Ihrer Serie zu erzählen? Man wird Sie auf jeden Fall danach fragen.«
»Ich glaube.«
»Laurie, die Antwort heißt entweder ja oder nein.«
»Okay, ja!«, erwiderte Laurie leicht ungeduldig.
»Jetzt werden Sie nicht zickig, Laurie, sonst bekommen Sie von mir überhaupt keine Erlaubnis.«
»Tut mir Leid! Ich bin ein bisschen gestresst.«
»Sie können mit den Reportern über den U-Bahn-Unfall reden, sofern Sie betonen, dass Ihr Befund vorläufig ist und weitere Untersuchungen nötig sind. Ich möchte, dass Sie das genau so sagen.«
»Ja, gut.« Inzwischen wollte Laurie das Gespräch so schnell wie möglich beenden. Sie war es leid, dauernd an die politische Seite ihres Berufs erinnert zu werden.
Als sie schließlich aufgelegt hatte, drehte sie sich zu Lou, der seine Anrufe ebenfalls erledigt hatte. Innerlich zuckte sie zusammen, weil sie unten rechts im Bauch wieder dieses Ziehen spürte. Doch zum Glück war es längst nicht so stark wie am Abend vorher im Taxi.
»Jack kommt her«, erzählte sie und setzte sich anders hin, sodass der Schmerz ein bisschen nachließ. »Er wird die Obduktion durchführen.«
Lou nickte. »Ich habe mitgehört. Das war eine gute Entscheidung, denn das solltest du auf keinen Fall selbst machen. Und was das Gespräch mit den Reportern angeht, da kann ich dir helfen, indem ich ihnen von der kopflosen Leiche erzähle, während du dich an den U-Bahn-Unfall hältst. Dann kriegst du mit Calvin keine Probleme.«
»Klingt gut«, meinte Laurie. Als sie aufstand, ließ der Schmerz weiter nach.
»Und ich habe schon was Interessantes rausgefunden. Dieser Dr. Najah ist kein unbeschriebenes Blatt. Er wurde vor vier Jahren verhaftet, als er versucht hat, mit einer Waffe in seiner Aktentasche ein Flugzeug nach Florida zu besteigen. Natürlich hat er behauptet, das sei ein Versehen gewesen und er hätte vergessen, dass sie noch in der Tasche war. Und er hatte einen Waffenschein.«
»War es eine Neunmillimeter?«
»Ja.«
»Interessant!« Laurie legte ihre Hand auf die Hüfte, sodass sie unbemerkt ihren Bauch massieren konnte. Wie schon am Morgen vergingen auch jetzt die Schmerzen ziemlich rasch.
»Und noch was«, fuhr Lou fort. »Bevor er zum Anästhesisten ausgebildet wurde, war er Chirurg.«
»Du meine Güte.« Laurie fielen die Stellen der Leiche ein, an denen Kopf und Hände sauber abgetrennt worden waren.
»Wir werden ihn ein paar Tage dabehalten und unsere besten Vernehmungsbeamten auf ihn ansetzen, um ihn zu knacken. Wir werden auch einen Durchsuchungsbefehl besorgen. Vielleicht taucht diese Waffe auf, die er mit nach Florida nehmen wollte.«
»Das hört sich richtig gut an«, stimmte Laurie zu.
Kapitel 18
K urz nachdem Laurie und Lou nach unten gegangen waren, um sich der Presse zu stellen, traf Jack ein. Laurie vermutete, dass er mit dem Taxi gefahren war, doch er erklärte, zu dieser Uhrzeit sei für eilige Leute das Fahrrad das beste Verkehrsmittel.
Für Laurie und Lou erwies sich das Gespräch mit den Journalisten vom ersten Moment an als eine Herausforderung. Schon sie ruhig zu bekommen, war schwierig; die Stimmung brodelte. Die Geschichte über eine Leiche ohne Namen, Kopf und Hände, die durch Zufall in einem großen Krankenhaus im Kühlraum der Anatomie entdeckt worden war, reizte sie sogar noch mehr als die über zwei von der U-Bahn überfahrenen Jungen. Mit ein bisschen Fantasie hatten die Journalisten bereits ein paar wahrhaft spektakuläre Szenarien entwickelt.
Laurie sprach zuerst zu den Journalisten. Der Gedanke, dass die Kinder durch einen Stromschlag gestorben waren, weil sie auf die Stromschiene gepinkelt hatten, entlockte einigen Journalisten einen verwunderten Blick, aber ansonsten kein weiteres Interesse. Sie waren viel aufmerksamer, als Lou über die Leiche des Unbekannten sprach, obwohl er es geschickt vermied, irgendetwas Wesentliches zu verraten.
Kurz darauf begannen Jack und Marvin mit der Obduktion von Rousseau, während Lou zuschaute. Laurie vermied es tunlichst, auch nur
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