Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
war froh, dass Laura Riley ihre Ärztin war, und sie musste Sue dankbar für die Empfehlung sein. Mit der Vertrauenswürdigkeit und der Professionalität, die sie ausstrahlte, wurde ihr ein Großteil der Angst genommen, die Laurie wegen der bevorstehenden Operation empfand. Sie wusste, dass dieser Eingriff unvermeidlich war. Ihre einzige Sorge war, zum Opfer des »plötzlichen Erwachsenentods« zu werden und damit selbst in ihrer Serie die Nächste zu sein, doch sie verdrängte den Gedanken. Stattdessen dachte sie über Jack nach und fragte sich, wann er ihre Nachricht abhören würde. Ob er so sauer war, dass er gar nicht ins Krankenhaus kommen würde? Wenn das der Fall war, hatte Laurie keine Ahnung, was sie als Nächstes tun würde, also verdrängte sie auch diesen Gedanken.
Kapitel 20
A ls Täuschungsmanöver schlug Jack einen Haken und führte Flash damit an der Nase herum. Bis der kapiert hatte, was Jack vorhatte, stand dieser bereits unter dem Korb. Warren hatte Jack aus dem Augenwinkel heraus beobachtet und schoss einen perfekten Pass in Jacks wartende Hände. Jack wirbelte herum und zielte zu einem einfachen Korbleger, um das bisher unentschiedene Spiel für seine Mannschaft zu gewinnen. Doch leider kam es ganz anders. Durch eine unerklärliche Fehleinschätzung prallte der Ball nicht vom Korbbrett ab, um von dort durch den Korb zu fallen, sondern fiel viel zu steil nach unten und klemmte nun zwischen Korbbrett und Korbrand.
Das Spiel kam ins Stocken. Völlig genervt, dass er einen so leichten Wurf vermasselt hatte, sprang Jack hoch und versetzte dem Ball einen Stoß. Um der Demütigung noch eins aufzusetzen, schnappte sich ein Spieler des gegnerischen Teams den Ball und warf einen langen Pass über das ganze Spielfeld bis zu Flash, der die Gelegenheit genutzt hatte, sich von Jack frei zu machen, solange der am Korb beschäftigt war. Jack konnte nur machtlos zusehen, wie Flash, den er eigentlich decken sollte, am anderen Ende zu einem Korbleger ansetzte und, anders als Jack, auch traf. Das Spiel war vorbei. Flashs Mannschaft hatte gewonnen.
Jack hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst, als er sich, die Pfützen meidend, vom Spielfeld schlich. An einer trockenen Stelle lehnte er sich gegen den Maschendrahtzaun und ging in die Hocke. Warren kam mit einem spöttischen Grinsen zu ihm hingeschlendert, die Hände in die Hüfte gestemmt. Er war fünfzehn Jahre jünger als Jack, und bei seinem athletischen Körper hätte jedes Unterhosen-Model vor Neid erblassen können. Als der beste Basketballspieler im Viertel und als eifriger Kämpfer hasste er es zu verlieren, und das nicht nur, weil es bedeutete, ein oder zwei Spiele auszusetzen. Für ihn war ein verlorenes Spiel ein persönlicher Affront.
»Was ist bloß mit dir los?«, schimpfte er. »Wie konntest du den Wurf nur verpatzen? Ich dachte, du hättest dich gefangen, aber das war eine deiner miesesten Vorstellungen.«
»Tut mir Leid, Mann«, meinte Jack. »Ich denke, ich habe mich nicht konzentriert.«
Warren lachte höhnisch auf, als ob das die Untertreibung des Jahres gewesen wäre. Dann ging er neben Jack ebenfalls in die Hocke. Vor ihnen bereitete sich eine neue Mannschaft aus fünf Spielern vor, um es mit Flash und seinen Jungs aufzunehmen. Trotz des lausigen Wetters und der Tatsache, dass es Samstagabend war, waren viele Spieler aufgetaucht.
Jack hatte in den vergangenen Wochen wieder etwas besser gespielt, doch an diesem Nachmittag hatte ihn Lauries Drängelei und die Opferrolle, die sie immer für sich beanspruchte, maßlos geärgert. Er verstand ja, was sie in letzter Zeit alles mitmachte, aber aus seiner Perspektive hatte sie keine Ahnung, was es wirklich hieß, Opfer zu sein. Darüber hinaus fand er es unerträglich, dass sie ständig gegen seinen Humor wetterte, seiner einzigen Verteidigung gegen die harsche Wirklichkeit, die ihm das Schicksal und AmeriCare auferlegt hatten. Schlimmer noch war, dass sie sich gar nicht wirklich anhören wollte, was er über diese neue Wendung in ihrem Leben, ihre Schwangerschaft, dachte. Nachdem sie ihn mit der Neuigkeit konfrontiert hatte, hatte er an kaum etwas anderes denken können und sich darauf gefreut, ihr seine Gefühle – die angenehmen und die unangenehmen – mitzuteilen. Die Nachricht hatte ihn gezwungen, sich mit dem Gedanken an eine zweite Familie auseinander zu setzen, und er hatte nach und nach gemerkt, dass ihm die Situation weniger Angst einjagte, als er befürchtet hatte …
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