Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
ungern, aber Ihre Ärztin schläft tief und fest, wie alle anderen Ärzte auch«, entgegnete Jazz. »Sie möchte wegen ein paar logistischer Probleme nicht gestört werden.«
»Halten Sie das Bett sofort an«, befahl Laurie. »Sie werden mich nicht in dieses Zimmer fahren.«
»Ach!«, sagte Jazz, ohne das Tempo zu drosseln. Sie schob das Bett um einiges schneller als der Pfleger, weil sie es eilig hatte, Laurie in ihr Zimmer zu schaffen. Als sie zur Arbeit gekommen war, hatte sie Schwierigkeiten gehabt, Laurie im System zu finden. Zuerst hatte sie gedacht, dass Mr Bob vielleicht ein Fehler mit dem Namen des Krankenhauses unterlaufen war. Doch als sich Jazz in der Notaufnahme die Kaliumampulle besorgt hatte, hatte sich herausgestellt, dass es nur etwas länger gedauert hatte, bis Lauries Daten erfasst worden waren.
»Ich verlange, dass Sie anhalten«, rief Laurie, als Jazz nicht auf sie achtete. Laurie musste mit der Hand gegen ihren Oberbauch drücken, um den Schmerz zu lindern. Wenn sie laut redete, bewegte sich die OP-Wunde.
»Ich sehe schon, dass Sie eine sehr schwierige Patientin sind«, stellte Jazz mit einem kurzen Lachen fest, dachte aber das Gegenteil. Weil die Frauenstation voll war, würde Laurie zu ihren leichteren Fällen gehören, was die Sanktion anging. Laurie gleich in ihrer Abteilung zu haben, während sie selbst als Stationsschwester fungierte, machte die Sache zu einem Kinderspiel.
Vor Zimmer 609 drehte Jazz das Bett schwungvoll um hundertachtzig Grad, um es mit dem Kopfteil zuerst hineinzuschieben. Als sie über die Schwelle fuhren, schaltete sie das Licht an, sodass beide blinzeln mussten. Jazz schob das Bett neben das eigentliche Krankenhausbett, das bedeutend breiter war als das liegenähnliche Bett, in dem Laurie bis jetzt noch lag.
Laurie starrte Jazz, deren Verhalten sie sich nicht erklären konnte, wütend an. Doch als sie das Namensschild erkannte, wurde sie kreidebleich. Jasmine Rakoczi. Trotz der Medikamente, die sie erhalten hatte, erinnerte sie sich im gleichen Augenblick daran, dass dieser Name auf Rogers Liste mit denjenigen Leuten stand, die von der Nachtschicht im St. Francis zur Nachtschicht im Manhattan General gewechselt hatten.
»Was ist los?«, fragte Jazz, während sie das Gitter am Bett nach unten klappte. »Stimmt was nicht?«
Ohne auf eine Antwort zu warten, schob Jazz das Bett neben das Krankenhausbett und riss die Decke fort. Laurie erschrak. Sie trug nur ein kurzes, hinten offenes Krankenhausnachthemd, aus dem ihre nackten Beine ab den Knien herausragten. Eine Beule unter dem Stoff am rechten Unterbauch deutete auf den Verband über der Operationswunde hin, von der ein Drainageschlauch unter dem Rand des Nachthemds hervor zu einem Kunststoffgefäß mit Unterdruck führte. Im Schlauch zeichnete sich etwas Blut ab.
»Also gut«, meinte Jazz leidenschaftslos. »Jetzt nichts wie rüber hier, dann machen wir es Ihnen hübsch gemütlich.« Sie trat ans Kopfende und hängte die Infusionsflasche an den Ständer des anderen Bettes.
Laurie rührte sich nicht. Die Panik, die sie seit der Verlegung aus dem Aufwachraum empfand, war noch größer geworden, nachdem Laurie das Namensschild der Krankenschwester gelesen hatte. Sie war vor Angst wie gelähmt, denn ihr war klar, dass Jazz die Serienmörderin sein könnte.
»Kommen Sie schon«, drängte Jazz. Sie ging auf die andere Seite und blickte auf Laurie hinab. »Schaffen Sie Ihre müden Knochen rüber aufs andere Bett.«
Laurie blickte so trotzig zurück, wie sie nur konnte. Mehr fiel ihr nicht ein.
»Wenn Sie nicht kooperieren wollen, muss ich Elizabeth holen, dann werden wir Sie schon irgendwie aufs andere Bett kriegen. Darüber wird gar nicht lange diskutiert.«
»Ich will mit der Stationsschwester reden«, stieß Laurie hervor.
»Hey, das ist aber praktisch«, lachte Jazz. »Sie reden schon mit ihr. Ich bin die Stationsschwester. Zumindest, was die Aufgaben angeht, aber darauf kommt’s ja schließlich an.«
Lauries Verzweiflung ließ sich kaum noch steigern. Immer mehr verfing sie sich in einem tückischen Netz aus Furcht einflößenden Umständen.
»Also, warum wollen Sie nicht in Ihr Bett?«, fragte Jazz mit unverhohlenem Ärger. Sie streckte die Hand über Laurie aus, um die Annehmlichkeiten des Zimmers deutlich zu machen. »Testen Sie es doch mal. Mit den vielen Knöpfen können Sie es in mehr Positionen einstellen, als Sie sich vorstellen können. Sie haben einen Fernseher, einen Wasserkrug ohne Wasser,
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