Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
Laurie unter einem hohen Kaliumspiegel litt, aber er wusste, dass Laurie für immer verloren sein und als statistischer Fall in ihrer eigenen Serie enden würde, falls er Recht hatte und nicht sofort etwas unternommen wurde. »Es würde zu lange dauern, das jetzt zu erklären, aber ich weiß es«, drängte Jack. »Wir müssen gegen hohes Serum-Kalium behandeln, und zwar sofort! In dieser Sekunde!«
»Wieso sind Sie so sicher? Und wer sind Sie eigentlich?«
»Ich bin Dr. Jack Stapleton«, stieß Jack hervor. »Ich bin Gerichtsmediziner hier in New York. Hören Sie! Sie hatten seit Januar eine Reihe von unerklärlichen Todesfällen hier im Krankenhaus. Alles junge, gesunde Patienten wie diese hier, und bei allen waren die Wiederbelebungsversuche erfolglos. Wir haben Verdacht geschöpft und glauben, dass in all diesen Fällen der Kaliumspiegel mit Absicht erhöht wurde.«
»EKG fast null«, meldete einer der anderen Ärzte neben dem EKG-Gerät, aus dem seitlich das Papier mit schwach ausgebildeten Komplexen ausgespuckt wurde.
Caitlin warf einen raschen Blick darauf. Was auch immer sie dort erkannte, überzeugte sie von dem, was Jack gesagt hatte, und sie bellte ihre Befehle zu den Krankenschwestern. Sie verlangte nach Kalziumglukonat, zwanzig Einheiten mit gewöhnlichem Insulin, fünfzig Gramm Glukose, Natriumbikarbonat, Kationenaustauscher für einen Retentionseinlauf, es sollte Blut zur Elektrolytuntersuchung ins Labor geschickt werden und, was für Jack am wichtigsten war, es sollte ein Chirurg geholt werden, um eine Bauchfelldialyse durchführen zu lassen. In Jacks Augen würde diese Dialyse wahrscheinlich die Situation retten.
Während die Krankenschwestern die Anweisungen ausführten und alles holten, was Caitlin verlangt hatte, stieg einer der Ärzte auf das Bett und schob Jack zur Seite, der seinen Platz nur widerwillig aufgab. Doch sobald der Arzt mit den Kompressionen begann, sah Jack, dass der andere bessere Arbeit leistete. Als ehemaliger Augenarzt und jetziger Gerichtsmediziner war Jack mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung ziemlich aus der Übung. Zudem war er erschöpft, aber er konnte nicht einfach dastehen, während Lauries Leben an einem seidenen Faden hing. Während er die Kompressionen ausgeführt hatte, war er kaum in der Lage gewesen, über die mögliche Tragödie nachzudenken, die sich vor ihm entfaltete.
Jack war zwar nicht die ganze Strecke vom Institut zum Manhattan General gerannt, aber immerhin ein ganzes Stück. Fast zehn Blocks hatte er zurückgelegt, ohne ein leeres Taxi zu entdecken. Ein paar vorbeifahrende Autos hatten ihn nass gespritzt, aber keines hatte angehalten. In der Nähe des UN-Hauptquartiers hatte ihn glücklicherweise ein Streifenwagen aufgehalten, weil die Beamten dachten, er könne ein Verbrecher auf der Flucht sein. Als Jack seine Dienstmarke herausgezogen und atemlos erklärt hatte, er sei zu einem Notfall im Manhattan General unterwegs, hatten die Polizisten ihn aufgefordert einzusteigen. Ob sie überlegt hatten, warum ein Gerichtsmediziner, der sonst mit Leichen zu tun hatte, mitten in der Nacht auf dem Weg zu einem Notfall die First Avenue entlangrannte, hatten sie nicht verraten.
Als die Behandlung gegen Lauries zu hohen Kaliumspiegel Wirkung zeigte, tauchte der Anästhesist auf. Er führte geschickt den Trachealtubus ein, sodass Laurie zuverlässiger beatmet werden konnte. Als sich der Arzt wieder aufrichtete, musste Jack zweimal auf dessen Namensschild schauen – es war José Cabreo, der auf Rogers Liste stand. Jack behielt ihn sorgsam im Auge und war erleichtert, als er rasch wieder verschwand.
Zur Bauchfelldialyse wurde die Bauchdecke mit einem Trokar punktiert. Jack konnte den Anblick nicht ertragen und musste sich umdrehen, doch stand er nah genug am Bett, um die dabei entstehenden Geräusche noch zu hören, und zuckte zusammen. Als er wieder hinschaute, wurde bereits isotonische, kaliumfreie Flüssigkeit in Lauries Bauchraum geleitet. Jack drückte ihr im Wortsinne die Daumen und betete, dass die Maßnahme helfen würde. Er wusste, dass die vielen Darmschlingen sowie das umfangreiche Geflecht der Blutgefäße im Bauchraum eine immense Oberfläche boten, sodass die Bauchfelldialyse die effektivste Möglichkeit war, den Kaliumspiegel oder den eines anderen zu stark konzentrierten Elektrolyts im Blut zu senken.
Leider blieb Lauries Zustand trotz der aggressiven Maßnahme fast unverändert. Caitlin forderte mehr Kalziumglukonat an, das sie selbst injizierte,
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