Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
Kopfende des Bettes und löste mit dem Fuß die Bremsen. Er biss die Zähne zusammen und stieß einen lauten Schrei aus, als wollte er sich anspornen, um das Bett noch weiter von der Wand zu schieben. Alle Stromkabel wurden herausgerissen, aber endlich kam er los. Ein kurzer Knall gegen die Tür, dann gegen den Türpfosten, und schon war er draußen auf dem Flur, und mit all seiner Kraft schob er das Bett auf das helle Licht der Schwesternstation zu.
»Rufen Sie den Notdienst!«, rief Jack so laut er konnte. Ein Transportwagen stand im Weg, den Jack laut krachend umstieß, sodass die Handseifen und Putzmittel über den Boden flogen. Als Nächstes war eine Gehhilfe an der Reihe, die Jack mit dem Bett fast zerquetschte. »Den Notdienst!«, schrie Jack wieder. Die Pflegekräfte und selbst Patienten schauten neugierig zu den Türen heraus.
Jack versuchte, das Bett abzubremsen, als er fast an der Schwesternstation war, was ihm aber nicht ganz glückte. Es prallte gegen die Theke und riss Krankenakten und eine Vase mit Blumen herunter, die für einen Patienten abgegeben worden waren. Im grellen Licht erkannte Jack, wie schlecht Laurie aussah – leichenblass und reglos, die Augen weit aufgerissen und die geweiteten Pupillen starr zur Decke gerichtet.
Jack ließ seinen nassen Mantel und seine Jacke auf den Boden fallen und stellte sich seitlich ans Bett. Nachdem er festgestellt hatte, dass Laurie nicht mehr atmete und keinen Puls mehr hatte, zog er ihr Kinn nach oben, drückte die Nase zu und legte seinen Mund auf ihren. Mehrmals presste er seinen Atem in ihre Lungen, dann beugte er sich übers Bett und begann mit der äußeren Herzmassage. Sekunden später kamen mehrere Krankenschwestern, um ihm zu helfen. Eine legte einen Beatmungsbeutel auf Lauries Gesicht und pumpte Luft in ihre Lungen, nachdem Jack fünfmal auf ihren Brustkorb gedrückt hatte. Eine andere Krankenschwester brachte eine Sauerstoffflasche, die sie an den Beatmungsbeutel anschloss.
»Wurde schon der Notdienst gerufen?«, rief Jack.
»Ja«, antwortete die Schwester, die Laurie beatmete.
»Verdammt, wo bleibt er dann?«
»Es ist doch noch nicht mal eine Minute her, dass er gerufen wurde.«
»Scheiße, Scheiße, Scheiße«, schimpfte Jack durch seine zusammengebissenen Zähne. Er war außer Atem, nachdem er ins Krankenhaus gerannt war und das Bett hierher geschoben hatte und nun Laurie noch eine Herzmassage verabreichte. Innerlich haderte er mit sich selbst, weil er Laurie alleine gelassen hatte, auch wenn es ihr Vorschlag gewesen war. Er hätte sich, wie angedroht, vor den Aufwachraum setzen sollen. Als er in ihr Gesicht blickte, hatte es schon etwas mehr Farbe bekommen als vorher, sie machten also immerhin ein paar geringe Fortschritte. »Was machen die Pupillen?«, fragte Jack die Krankenschwester.
»Keine große Veränderung.«
Jack schüttelte frustriert den Kopf. »Wie lange braucht der Notdienst normalerweise, bis er hier ist?«, rief er zwischen den Kompressionen. Wenn das mit Laurie passierte, was er vermutete, hing ihr Leben eindeutig von der Schnelligkeit des Wiederbelebungsteams ab, und selbst bei schneller Hilfe wusste er nicht, wie ihre Chancen standen. Aber eines war sicher: Mit Wiederbelebungsversuchen alleine war es nicht getan. Laurie musste behandelt werden.
Wie als Antwort auf seine Stoßgebete öffneten sich im Eingangsbereich die Fahrstuhltüren, und zwei Ärzte und zwei Ärztinnen stürmten mit einem Notfallwagen heraus. Leiterin war Caitlin Burroughs, die aussah, als sei sie eine Mitstudentin von Shirley Mayrand an der medizinischen Fakultät für begabte Kleinkinder. Wäre Jack ihr auf der Straße begegnet, hätte er gedacht, sie sei noch auf der Highschool. Auch die Männer sahen jung aus, gehörten aber nicht annähernd in Shirleys oder Caitlins Kategorie.
Einer der Ärzte übernahm sofort den Beatmungsbeutel, zwei andere legten die EKG-Elektroden an. Sie wussten offensichtlich, wie sie als Team zusammenarbeiten mussten.
»Um was geht’s hier?«, brüllte Caitlin, als sie Lauries Pupillen prüfte.
»Kaliumintoxikation«, rief Jack zurück.
»Das ist eine ziemlich spezifische Diagnose«, meinte Caitlin. Sie sprach rasch und abgehackt. Vielleicht sah sie jung aus, aber sie strahlte Vertrauen aus, das nur von ihrer Erfahrung herrühren konnte. »Woher wissen Sie, dass ihr Kaliumspiegel zu hoch ist? Ist sie Nierenpatientin?«
»Nein, keine Nierenprobleme«, erwiderte Jack. Er war sich nicht hundertprozentig sicher, dass
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