Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
wie Jack von weiter entfernt mitbekam, nachdem er angefangen hatte, zwischen Schwesternstation und Fahrstuhl hin und her zu wandern. Jetzt war es nicht mehr das Koffein, das ihn antrieb, sondern seine wachsende Angst und seine Schuldgefühle. Er sah diese Situation als ein weiteres Beispiel dafür, dass er für alle Menschen, die ihm am Herzen lagen, zum Unglücksraben wurde. Dieser Gedanke quälte ihn gnadenlos. In dieser Nacht hatte er bereits ein entstehendes Kind verloren, jetzt kämpfte die Person, die er liebte, um ihr Leben. Was die Sache noch schlimmer machte: Er wusste, dass es zumindest teilweise auch seine Schuld war.
Als die Blutanalyse eintraf, kam Caitlin zu Jack und zeigte sie ihm. »Also, Sie hatten absolut Recht«, sagte sie und hielt den Finger auf den gekennzeichneten extrem hohen Kaliumspiegel. »Ich habe noch nie gesehen, dass der Wert so hoch sein kann. Wenn das hier alles vorbei ist, würde ich gern erfahren, woher Sie das wussten.«
»Das erzähle ich Ihnen dann gern«, stimmte Jack zu. »Sofern Miss Montgomery durchkommt.« Wenn Laurie es nicht schaffen würde, wusste er nicht, ob er es überhaupt jemandem erzählen wollte.
»Wir tun unser Bestes«, versprach Caitlin. »Zumindest hat sie wieder Farbe, und ihre Pupillen sind kleiner geworden.«
Während die Minuten unerbittlich langsam verstrichen, hielt sich Jack wieder auf Abstand. Als Zuschauer fand er es immer unerträglicher, zu sehen, wie ein Fremder auf Lauries Brustkorb drückte und ein anderer sachlich den Beatmungsbeutel bediente. Die Patienten, die vorher von ihren Türen aus zugeschaut hatten, waren wieder ins Bett gegangen, und die meisten Krankenschwestern hatten sich wieder an ihre Arbeit gemacht.
Es war zwanzig vor sechs, als Caitlin das erste wirklich optimistisch stimmende Zeichen bemerkte. »Hey! Leute!«, rief sie. »Wir haben elektrische Aktivität im Herzen!« Die andere Ärztin kam herbeigeeilt und blickte über Caitlins Schulter zum EKG-Gerät. »Lassen Sie das Blut noch mal auf Kalium testen«, wies Caitlin die Krankenschwester an, die zur Unterstützung dageblieben war.
»Wow! Die Komplexe fangen an, ziemlich normal auszusehen«, meinte die Ärztin zu Caitlin, die zustimmend nickte. »Und sie werden immer besser.«
»Mach mit den Kompressionen weiter!«, rief Caitlin zu dem Arzt, der auf dem Bett über Laurie kniete. »Schau mal, ob sie einen Puls hat!«
Der Arzt, der Laurie beatmete, unterbrach seine Arbeit kurz, um an Lauries Hals nach dem Puls zu fühlen. »Sie hat einen Puls! Und sie fängt an, von allein zu atmen!« Er nahm die Maske vom Endotrachealtubus. Mit der Hand fühlte er, wie stark sie bereits ein- und ausatmete. »Sie atmet schon verdammt normal, und sie wehrt sich gegen den Tubus.«
»Zieh ihn raus!«, wies Caitlin ihn an. »Ihr EKG sieht jetzt völlig normal aus.«
Der Arzt befolgte die Anweisungen, drückte aber Lauries Kinn dennoch nach hinten, damit die Luftröhre nicht abknickte. Laurie hustete mehrmals.
Als Jack mitbekam, dass sich am Bett etwas tat, trat er hinter die Schwesternstation. Laurie war an einen der eingebauten Monitore angeschlossen worden, der jedoch nur von der anderen Seite des Schalters aus zu sehen war. Eine halbe Stunde zuvor waren Blutdruck und Puls nur als gerade Linien dargestellt gewesen. Aber jetzt sahen die Linien ganz anders aus! Blutdruck und Puls waren vorhanden!
»Bauchfelldialyse beibehalten!«, ordnete Caitlin an. »Und den Kationenaustauscher drosseln. Wir wollen nicht zu viel geben und uns hinterher Vorwürfe machen, dass der Kaliumspiegel zu niedrig ist.«
Jack ging um den Schalter herum. Wieder herrschte reges Treiben rund um Lauries Bett, während Caitlin ihre Anweisungen rief. Jack wollte nicht im Weg stehen, doch so hoffnungsvoll, wie die Situation aussah, war er lieber in Lauries Nähe.
»Halleluja!«, rief die Ärztin, die am Schluss den Beatmungsbeutel bedient hatte. »Sie wacht auf!«
Jetzt konnte sich Jack nicht mehr zurückhalten und stellte sich zu den anderen ans Kopfende des Bettes, das zum Schalter der Schwesternstation hin stand. Er blickte nach unten auf das, was wie ein Wunder für ihn war – Laurie hatte die Augen geöffnet und ließ ihren Blick von einem der Gesichter, die über ihr hingen, zum nächsten wandern. Sie wirkte ziemlich verwirrt und ängstlich. Plötzlich brach Jack in Tränen aus und konnte nur mit dem Kopf schütteln, als er versuchte zu sprechen.
»Macht ihre Handgelenke los«, verlangte Caitlin, die sich
Weitere Kostenlose Bücher