Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
Sex, wie alle Männer. In der Highschool und vielleicht auch schon früher hätte sie Chet gegeben, was er wollte, ihm anschließend eine Dosis Ecstasy untergejubelt und ihn dann nach allen Regeln der Kunst ausgenommen. Damals war Sex für sie noch eine Art Sport gewesen. Er hatte ihr ein Gefühl für Macht gegeben und ihre Eltern auf die Palme gebracht. Jetzt brauchte sie ihn nicht mehr. Eigentlich war dieser ganze Quatsch, der dazugehörte, total nervig. Eine Zeitverschwendung, besonders da es einfacher und schneller ging, selbst Hand anzulegen, wenn sie in der Stimmung dazu war.
Als Jazz mit ihren Sit-ups fertig war, stand sie auf und streckte ihren schlanken, muskulösen, fast eins achtzig großen Körper vor dem Spiegel. Ihr gefiel, was sie dort sah, besonders, wie ihre Arme und Beine ausgebildet waren. Sie war besser in Form als nach der Marinegrundausbildung, als sie zum ersten Mal mit Kraftsport in Berührung gekommen war.
Mit dem Handtuch in der Hand nahm sie sich die Wasserflasche und leerte den Rest in einem Zug. Dann ging sie Richtung Umkleideraum. Sie bemerkte, wie ihr die Männer heimlich hinterher schielten, war aber darauf bedacht, Blickkontakt zu vermeiden und einen möglichst verächtlichen Gesichtsausdruck aufzulegen. Das fiel ihr nicht schwer, da es sowieso genau das war, was sie fühlte. Sie erhaschte auch einen Blick auf diesen Mr Eliteuni. Er unterhielt sich mit Mr Spatzenhirn, dem Typen, bei dem sie einen Monat zuvor ihren Mitgliedsantrag unterschrieben hatte. Der blonde Mr Polo hatte die Hände in die Hüften gestemmt und machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Jazz musste ihr Lächeln unterdrücken, als sie daran dachte, wie er mit seinem Doktortitel geprahlt hatte, als könnte er sie damit beeindrucken! Jazz hatte schon viele Ärzte kennen gelernt – alles nur blöde Wichser.
Sie warf die leere Wasserflasche in den Abfalleimer neben der Tür, bevor sie den Gewichtsraum verließ. Als sie am Empfang vorbeikam, sah sie, dass es fast zwanzig vor zehn war. Es war besser, den Turbo einzuschalten und gleich aufzubrechen, da sie schon früh zur Arbeit erscheinen wollte und mit etwas Glück noch einen Auftrag bekam. Vor dem Auftrag am Abend zuvor hatte eine Flaute geherrscht, und jetzt spekulierte sie auf eine ganze Reihe von Anschlussaufträgen. Über die zwischenzeitliche Flaute konnte sie sich eigentlich nicht beschweren, denn insgesamt hatte sie viel Glück gehabt. Manchmal fragte sie sich, wie man sie gefunden hatte, aber so wichtig war das auch nicht. Es war an der Zeit gewesen, dass es endlich vorwärts ging. Schließlich hatte sie schon einiges auf sich genommen, vor allem die so genannte formale Ausbildung, nachdem sie aus dem Sanitätsdienst ausgeschieden war. Mit all diesen Idioten aufs College zu gehen, um dann vom Sanitäts- in den Krankenpflegedienst zu wechseln, war die größte Zumutung ihres Lebens gewesen.
Gleich hinter der Tür des Umkleideraums stand ein Tisch mit einer Wanne voller eisgekühlter Getränke. Jazz nahm sich eine Cola und trank. Neben der Wanne lag ein Klemmbrett mit der Bitte an die Gäste, zur späteren Abrechnung ihren Namen und das Getränk zu notieren. Nachdem sie noch einen Schluck aus ihrer Dose genommen hatte und in den VIP-Bereich ging, wo sie einen eigenen Spind hatte, überlegte sie, welcher Trottel wohl seinen Namen aufschreiben würde. Aber schließlich wurde in jeder Minute ein neuer Trottel geboren.
Das Duschen war schnell erledigt. Nach dem Einseifen blieb sie gern noch ein paar Minuten mit geschlossenen Augen stehen und ließ das Wasser auf ihren Kopf trommeln und über ihren Körper laufen. Die Augen zu schließen, hatte den Vorteil, dass sie sich die anderen Frauen nicht anschauen musste. Einige sahen erbärmlich aus mit ihrem riesigen Hintern und einer Haut, die eher einer Mondlandschaft glich. Jazz konnte nicht glauben, dass sie so wenig Selbstachtung hatten.
Ihre kurzen Haare waren rasch trockengeföhnt. Als junges Mädchen hatte sie sich mit ihrem Haar gequält, aber das Militär hatte sie geheilt. Dort hatte sie sich auch das umständliche Schminken abgewöhnt. Jetzt verwendete sie nur etwas Lippenstift, und das vor allem, damit die Lippen nicht austrockneten.
Als Nächstes zog sie sich den grünen Overall an, darüber einen weißen Kittel mit einem Stethoskop in der Seitentasche. In der Brusttasche steckten eine Reihe Stifte und andere Utensilien, die eine Krankenschwester brauchte.
»Sind Sie beim Rettungsdienst?«, fragte
Weitere Kostenlose Bücher